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„Bio-Regio ist wichtig für uns alle“

Ökologisch erzeugte Lebensmittel, die noch dazu aus der Region stammen. – Dieses Thema liegt Elke Oelkers wirklich am Herzen. Beruflich und privat. Beim Umweltamt ist sie zuständig für die Themen Biostadt und Öko-Modellregion.

Fotografie: Elke Oelkers verteilt Stofftaschen in einem Stand am BioRegioMarkt.
Elke Oelkers setzt sich mit großer Begeisterung für den regionalen ökologischen Landbau ein. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

16. Februar 2023

So manch einer mag denken: Ernährung mit Bio-Produkten ist ja gut und schön, aber in Zeiten von wachsender Inflation und explodierenden Lebensmittelpreisen ein Luxus, den sich kaum jemand mehr leisten kann. – Mit diesem Vorurteil kann Elke Oelkers schnell aufräumen. Dass Lebensmittel immer teurer werden, liege in erster Linie an den gestiegenen Transport- und Lohnkosten. Im konventionellen Bereich komme die Verwendung von mineralischen Stickstoffdüngern hinzu, deren Kosten sich seit Beginn der Krise mindestens verdreifacht hätten. Dadurch seien Verbraucherpreise für konventionelle Lebensmittel viel stärker von den Preissteigerungen betroffen als es bei Bio-Lebensmitteln der Fall sei.

Hinzu komme: Wer Bio-Lebensmittel aus der Region kauft, leistet damit auch einen aktiven Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt und zum Klima- und Umweltschutz.

Öko-Fleisch aus der Region achtet das Tierwohl und verzichtet auf lange Transporte. „Das alles ist es mir wert, für Lebensmittel etwas mehr Geld auszugeben und stattdessen auf anderes zu verzichten“, unterstreicht die 45-Jährige. Dass sie und ihre Familie auch leben, was sie beruflich vertritt, macht sie glaubwürdig.

„Bio-regional ist gut für alle“

Dabei war Elke Oelkers die Öko-Schiene nicht unbedingt in die Wiege gelegt. In München aufgewachsen, studierte sie dort Sozial- und Wirtschaftsgeographie und arbeitete anschließend 20 Jahre lang im Bereich Marktforschung und Vertriebsmarketing, hauptsächlich für pharmazeutische Produkte. Gesunde Ernährung aber spielte für sie schon immer eine wichtige Rolle. Auch deshalb bewarb sie sich bei der Stadt Regensburg für die neu ausgeschriebene Stelle einer Projektmanagerin für die Bereiche Biostadt und Öko-Modellregion und war erfolgreich, obwohl sie über keine einschlägigen Fachkenntnisse im Bereich Landwirtschaft verfügte. Doch die Kombination aus persönlicher Überzeugung und Berufserfahrung erwies sich als glücklich. „Mein Know-How aus dem Vertriebsmarketing nutzt mir sehr, um Zielgruppen zu aktivieren“, resümiert sie. Und: „Die Unterstützung unserer regionalen Bio-Anbieter ist mir ein ganz persönliches Anliegen, weil es einfach gut ist für alle.“

20 Stunden in der Woche hat sie seit März 2020 zur Verfügung, um der Biostadt Regensburg Leben einzuhauchen. Die im bundesweiten Netzwerk zusammengeschlossenen Städte haben sich verpflichtet, den ökologischen Anbau und den Absatz der so erzeugten Produkte zu fördern. Ein ähnliches Ziel haben sich die Öko-Modellregionen auf die Fahnen geschrieben, die seit 2019 als Impulsgeber an der Weiterentwicklung des ökologischen Landbaus arbeiten. Die Öko-Modellregion Stadt.Land.Regensburg ist ein Kooperationsprojekt aus Stadt und Landkreis, das vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten gefördert wird. Die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen im Landratsamt, sei eng und vertrauensvoll, sagt Oelkers.

Fotografie: Elke Oelkers verteilt Werbeartikel an einem Stand am BioRegioMarkt.
Der BioRegioMarkt Regensburg war ein erster großer Erfolg. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Biostadt Regensburg

Ein erster Erfolg dieser Kooperation war der BioRegioMarkt Regensburg, der erstmals im September 2020 auf dem Neupfarrplatz stattfand – ganz im Zeichen der Corona-Pandemie. Ergebnis der anschließenden Evaluation: Sowohl das Interesse als auch der Bedarf sind da! Ein zweiter Markt folgte 2021, diesmal auf dem Donaumarkt vor dem Haus der Bayerischen Geschichte. „Uns war aber damals schon klar, dass wir das nicht regelmäßig stemmen können“, betont sie. Deshalb war die Freude groß, dass sich ein privater Veranstalter fand, der seit März 2022 dort regelmäßig jeweils am Freitag einen Bio-Donaumarkt organisiert.

So bleibt Elke Oelkers mehr Zeit für ihre eigentlichen Aufgaben. „Schließlich muss die Biostadt Regensburg glaubwürdig bleiben“, betont sie. Gemeinsam mit den Kollegen vom Landratsamt unterstützt und vernetzt sie alle Bio-Akteure in Stadt und Landkreis, die zusammen eine ökologische Wertschöpfungskette bilden. Die muss man sich folgendermaßen vorstellen: Ein Getreidebauer baut das Bio-Getreide an, das zur Brotherstellung nötig ist. Um daraus Mehl zu mahlen, benötigt man eine bio-zertifizierte Mühle. Das Mehl wiederum muss von einem bio-zertifizierten Bäcker zu Brot verarbeitet werden, bevor es zum Kunden gelangt. Elke Oelkers und ihre Kollegen vom Landkreis stellen Kontakte her und helfen bei der Vernetzung.

Fotografie: Elke Oelkers mit frischem saisonalen Bio-Gemüse aus der Region in der städtischen Kantine im Neuen Rathaus
Elke Oelkers mit frischem saisonalen Bio-Gemüse aus der Region in der städtischen Kantine im Neuen Rathaus © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Wertschöpfungsketten vernetzen

Derzeit arbeitet sie in erster Linie an Wertschöpfungsketten für Gemeinschaftsverpflegungen. „Darin steckt ein großes Potenzial“, meint sie. Egal, ob es sich um Kantinen oder um die Mittagsverpflegung von Kitas oder Schulen handelt, ein ehrgeiziges Ziel ist bereits gesteckt! Denn ein Stadtratsbeschluss gibt vor, dass ab 2025 alle städtischen Einrichtungen zu mindestens 30 Prozent bio-regionale Lebensmittel verwenden müssen.

Um das zu erreichen, hat Elke Oelkers nicht nur die Beschlussvorlage für den Stadtrat erarbeitet. Sie organisiert auch Referenten für Workshops, die die Einrichtungen dann über Beschaffungsmöglichkeiten, über Kalkulation und Zertifizierungsmaßnahmen informieren. Und sie ist stets zur Stelle, wenn es Fragen oder Probleme gibt. 

Die Verzahnung zwischen Stadt und Landkreis ist dabei eng. Ihr Kollege vom Landratsamt kümmert sich um den Anfang der Wertschöpfungskette, sprich um die Erzeuger. Elke Oelkers betreut die Einrichtungen und Küchen. Ein Gemeinschaftsprojekt war im Oktober 2022 auch das Speed-Dating-Event „Koch sucht Bio-Regio-Bauer“ im Lappersdorfer Aurelium. Dabei trafen Vertreter landwirtschaftlicher Betriebe auf Köche aus der Gemeinschaftsverpflegung. Mit 25 Teilnehmern ein voller Erfolg! Gemeinsames Resümee der Veranstaltung: Das Verständnis füreinander, bzw. für die Herausforderungen, vor der die Akteure stehen, ist deutlich gestiegen. Erfreulicherweise konnten bereits erste Lieferkontakte geknüpft werden.

Fotografie: Oelkers und ihre Kollegen vom Landratsamt präsentierten sich und ihr Anliegen auch gemeinsam mit der Bio-Königin auf dem Bio-Donaumarkt vor dem Haus der Bayerischen Geschichte.
Oelkers und ihre Kollegen vom Landratsamt präsentierten sich und ihr Anliegen auch gemeinsam mit der Bio-Königin auf dem Bio-Donaumarkt vor dem Haus der Bayerischen Geschichte. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Viele Ideen in der Schublade

Künftig will Oelkers ihr Engagement auf die Individual-Gastronomie ausdehnen und auch dort für regionale Bio-Produkte sensibilisieren. Ein weiteres Speed-Dating in diesem Bereich ist bereits fest geplant. Denn: „Da ist durchaus noch Luft nach oben“, konstatiert sie. Weil es schwierig sei, auch bei kleineren Liefermengen kostengünstig zu kalkulieren, müsse man auf bestehenden Strukturen aufbauen. Es sei aber keine Frage, dass die Kapazitäten bei den Bio-Erzeugnissen ausreichend seien.

Und noch ein weiteres Thema liegt ihr am Herzen. Wenn es nach ihr geht, soll die Ernährungsbildung künftig eine deutlich wichtigere Rolle in der Stadt spielen. Ideen dazu liegen bereits in der Schublade: Besuche in der Grundschule, Kochkurse, beispielsweise für Kinder oder Studierende, oder Vorträge, die den Dschungel der unterschiedlichen Bio-Siegel durchdringbar machen – Elke Oelkers Begeisterung für dieses Thema ist spürbar. Einziger Wermutstropfen: „Ich könnte mich vierfach klonen und wäre dann immer noch nicht fertig!“

Text: Dagmar Obermeier-Kundel