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Kunst für Spaziergänger

Echtes Graffiti ist eine anerkannte Kunstform. In Regensburg gibt es einige legale Sprühflächen für Graffiti-Künstlerinnen und -künstler.

Legale Flächen wie die Brücke am Dultplatz und die 24h-Galerie werden von der örtlichen Writer-Szene seit Jahren gut angenommen.
Legale Flächen wie die Brücke am Dultplatz und die 24h-Galerie werden von der örtlichen Writer-Szene seit Jahren gut angenommen. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

30. Januar 2020

Für viele bedeutet das Wort „Graffiti“ nichts als Ärger. Manche denken zunächst an unliebsame und teilweise grob unschöne Schmierereien an Hauswänden. Doch echtes Graffiti wird längst auf dem Kunstmarkt hoch angesehen – und aus jugendlichen Graffiti-Artists werden anerkannte Künstlerinnen und Künstler.

Auch aus Regensburg kommen Graffiti-Künstler die sich bereits national oder international einen Namen gemacht haben, wie zum Beispiel Peter Phobia, Emanuel Jesse, Sigurd Roscher, Yosl und Lady B sowie die Inksulin-Crew.

Das liegt vor allem daran, dass die Stadt Regensburg bereits seit den späten 90er-Jahren erkannt hat, dass die Stadt im Bereich Graffiti mit einer reinen Verbotspolitik nicht weiterkommt. „Es gibt im Stadtgebiet einige legale Sprühflächen. An der Oberpfalzbrücke, an Jugendzentren, am Roten-Brach-Weg und an der 24h-Galerie“, erklärt Annerose Raith Leiterin des Amtes für kommunale Jugendarbeit.

Illegale Graffitis stellen oft ein Ärgernis für die Hausbesitzer dar.
Illegale Graffitis stellen oft ein Ärgernis für die Hausbesitzer dar. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Legale Flächen gesucht

Nach einem regen Aufblühen der örtlichen Szene in den 90er-Jahren begann im Stadtgebiet eine große Diskussion über illegale sogenannte „Bombings“ und Schmierereien an Hausflächen. Annerose Raith ist der festen Überzeugung, dass man nur durch die Bereitstellung legaler Flächen das Beste aus der Kunstform herausholen kann. „Die Szene reguliert sich immer selbst. Extreme Parolen oder unschöne Schmierereien werden von den echten Künstlerinnen und Künstlern recht bald übermalt.“

Wichtig sei auch die Unterscheidung zwischen echtem Graffiti und Schmierereien von Sachbeschädigern. „An manchen Stellen, an denen immer wieder Schmierereien entstehen, wäre eine Freigabe der Fläche mit anfänglicher Vergabe an bekannte Künstlerinnen und Künstler sogar sinnvoll, weil dann echte Kunst an den Wänden zu sehen wäre, die von weniger geübten Sprayern geachtet werden.“ Dies sei für private Hausbesitzer oder in der Altstadt natürlich nicht so einfach. Letztendlich hilft bei Schmierereien, die im Übrigen Sachbeschädigung sind, nur immer zügig diese zu überstreichen. Dann entstehe kein Nachahmungseffekt.

Die Freigabe von Flächen sei in Regensburg natürlich auch immer ein Thema des Denkmalschutzes. „Dadurch haben wir es an manchen Stellen etwas schwieriger als andere Städte. Das bedeutet jedoch nicht, dass nicht auch Abrisshäuser und Leerstände vorrübergehend freigegeben werden könnten. Das würde sehr oft Sinn ergeben!“

Trend zur Street Art

Momentan beobachte man ohnehin einen Trend zur sogenannten „Street Art“ – Also Papierbildern, die lediglich angekleistert werden. Diese Technik verursache viel weniger Schaden, so Raith.

An den Jugendzentren im Stadtgebiet werden immer wieder Graffiti-Workshops abgehalten, bei denen auch thematisiert werde, wo man im Stadtgebiet sprayen dürfe. „Die Workshops sind für eine bestimmte Zielgruppe immer noch sehr interessant. Wobei wir schon auch beobachten, dass derzeit längst nicht mehr so viele Gruppen unterwegs sind wie in den 90er Jahren.“ Auch die bisher gegründeten Vereine der Szene hätten sich inzwischen aufgelöst.

„Wir sind hier in Regensburg auf jeden Fall auf dem richtigen Weg – ein paar mehr Flächen wären jedoch nicht schlecht. Vielleicht finden sich in Zukunft einige private Flächen, die freigegeben werden. Ein wenig Kunst in der Stadt schadet nicht!“

Text: Eva Karl-Faltermeier