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Fachfrau für schöne Ferien

Michaela Schindler ist im Amt für kommunale Jugendarbeit fürs Ferienprogramm zuständig: Stadtranderholung, Theater-, Radio- oder MINT-Kurs – fast alles ist möglich. Auch Selbstbehauptungsworkshops oder zehntägige Auslandsreisen finden sich im neuen „Funtime“ der Stadt Regensburg.

Fotografie: Michaela Schindler spricht an einem Rednerpult.

21. März 2023

So gut wie alles, was kein Sportkurs ist, hat Michaela Schindler ausgesucht. Das umfangreiche Sportangebot stellt das Amt für Sport und Freizeit auf die Beine, gemeinsam mit vielen Vereinen. Alles andere ist dagegen Schindlers Sache. Zweimal im Jahr erscheint das gemeinsame Programm vom Amt für Sport und Freizeit und dem Amt für kommunale Jugendarbeit unter dem Namen „Funtime“ – mit rund 70 Angeboten für alle Schulferien. Neben allseits beliebten Sportangeboten wie Fußball, Parcour, Segeln oder Tennis gibt es weitere „Klassiker“ für Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 16 Jahren zur Auswahl. „Was gut läuft, muss man nicht neu erfinden“, findet Michaela Schindler und weiß, wovon sie redet. Schon seit 2010 plant die Sozialpädagogin das Ferienangebot. „Unsere Stadtranderholungen im Schwalbennest und in Haslbach sind seit Jahren Selbstläufer, da brauch‘ ich gar nicht zu überlegen“, sagt die 40-Jährige. „Die sind natürlich in den Sommerferien wieder mit dabei.“ Auch der Bauspielplatz und die Kinder- und Jugendfarm (beides in den Pfingstferien) dürfen nicht fehlen. Da gibt es viele Fans.

Klassiker und aktuelle Themen im Angebot

Die Sozialpädagogin hält immer auch die Augen nach neuen Angeboten offen. „Was interessiert die Kinder und Jugendlichen gerade? Wo sehen wir Bedarf nach außerschulischen Angeboten? Welche Erfahrungsmöglichkeiten sind Jugendlichen sonst eventuell verschlossen?“, fragt sich Schindler, wenn sie über dem neuen Programmheft sitzt. Hierauf setzt die offene Kinder- und Jugendarbeit ein besonderes Augenmerk: „Manche Themen erreichen einige Kinder sonst vielleicht nicht.“ Und so sind zum Beispiel auch längere, kostengünstige Reisen nach Frankreich oder Tschechien im Angebot, in Kooperation mit Regensburgs Partnerstädten.
Das Frühjahrsheft erscheint in der Regel Ende März und deckt Pfingst- bis Herbstferien ab, das Herbstheft Winter-, Faschings- und Osterferien. Neu im Programm war in der Faschingswoche zum Beispiel ein Theater-Workshop in Kooperation mit dem Regensburger Turmtheater. Dieser ist so gut gelaufen, dass es in den Pfingstferien gleich eine zweite Auflage davon gibt.

Fotografie: Vier Frauen an einem Stand auf der Engagementmesse
Engagementmessen sind eine gute Gelegenheit, um mit Ehrenamtlichen in Kontakt zu kommen. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Heuer wieder im Angebot: Mini-Regensburg

In diesen Sommerferien wird es nach der Corona-Pause auch wieder Mini-Regensburg geben. Rund 1.500 Kinder können an 50 Stationen eine Stadtgesellschaft nachspielen. Die Turnhallen, das Außengelände und Klassenzimmer der Willi-Ulfig-Mittelschule und der Grundschule der Vielfalt und Toleranz verwandeln sich für drei Wochen in ein Regensburg im Mini-Format. Vom Snackverkäufer bis zur Oberbürgermeisterin kann man dort alles werden. Ein Riesenaufwand, aber unglaublich beliebt bei Kindern aus Stadt und Landkreis. „Ohne ehrenamtliche Helferinnen und Helfer könnten wir das gar nicht auf die Beine stellen“, betont Michaela Schindler.

150 Ehrenamtliche zwischen 18 und 27 Jahren sind in der Mini-Stadt im Einsatz. Bis zu 40 weitere braucht die Stadt für die anderen Angebote – allein in den Sommerferien. Auch das gehört daher zu Schindlers Aufgabenbereich: Genug ehrenamtliche Betreuerinnen und Betreuer zu finden, damit die Programme auch stattfinden können. „Das macht viel Spaß und ist stressig zugleich“, sagt Schindler lächelnd. Zusätzlich organisiert sie die notwendigen Schulungen für die Ehrenamtlichen und stellt passende Teams zusammen. „Die jungen Betreuerinnen und Betreuer wachsen an ihrer Aufgabe. Das ist schön zu beobachten!“, bemerkt Schindler. Sie sieht das ebenfalls als eine wichtige Aufgabe der offenen Kinder- und Jugendarbeit, die junge Erwachsene bis 27 Jahren einschließt.
Manche Ehrenamtliche engagieren sich sogar mehrere Jahre hinweg und nehmen an vielen Kursen und Aktionen teil. Vielleicht trägt ja auch dieser Erfolg dazu bei, dass sie ihren Job so mag? „Er ist so vielfältig!“, schwärmt sie. „Und ich treffe so viele, ganz unterschiedliche Menschen und hab selbst viel Spaß am Leiten der Kurse!“

2016 hat sie zusammen mit dem Hauptamt die erste Internationale Jugendkonferenz in Regensburg organisiert. Junge Menschen aus Regensburgs acht Partnerstädten und Regensburger Jugendliche kamen für eine Woche zusammen und tauschten sich über verschiedene aktuelle gesellschaftspolitische Themen sowie ihren Alltag aus. Die Konferenz fand seitdem zwei weitere Male statt. Mittlerweile werden die Internationalen Jugendbegegnungen und die Internationale Jugendkonferenz von zwei Kolleginnen aus dem Team Internationale Jugendarbeit organisiert. Der Bereich ist einfach sehr gewachsen. „Es ist toll, dass es jetzt kompetente Fachfrauen für die Internationale Jugendarbeit gibt und ich deshalb mehr Zeit für die Ferienaktionen und die Arbeit mit den Ehrenamtlichen Betreuerinnen und Betreuern zur Verfügung habe!“

Geschlechtergerechte Pädagogik ist ihr wichtig

Die Entwicklung unserer Gesellschaft beschäftigt sie auch privat. Nicht nur weil sie Mama von zwei Töchtern ist, liegen ihr die Themen geschlechtergerechte Pädagogik und Geschlechteridentität am Herzen: „Ich setze mich mit großer Überzeugung dafür ein, unsere Welt gewaltfrei und gerechter für alle zu machen. Wir müssen weg von den Geschlechterstereotypen und die Menschen so sein lassen wie sie sind und nicht wie sie laut bestimmter Klischees zu sein haben.“ Seit 2022 ist Michaela Schindler daher auch im Leitungsteam des Arbeitskreises Mädchen* der Stadt Regensburg. Fachfrauen aus den verschiedensten Bereichen haben sich darin zusammengeschlossen, um die Praxisarbeit mit Mädchen zu reflektieren und gemeinsam Aktionen zu veranstalten – zum Beispiel zum Weltmädchentag oder im Rahmen des Projekts Mädchen*Musikcamp.

Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass sich die 40-Jährige neben ihrem Job bei der Stadt Regensburg als ehrenamtliche Vorstandsfrau beim Frauennotruf Regensburg e. V. engagiert. 2006, noch im Studium, hatte sie dort ein Praktikum gemacht. Seitdem weiß sie, wie wichtig diese Einrichtung für Betroffene von sexualisierter Gewalt ist.

Fotografie: Michaela Schindler hält einen Bilderrahmen mit der Sprechblase „Zu PINK wird es mir, wenn ich das Gefühl haben muss, unnormal oder nicht weiblich zu sein, weil ich einem Klischee nicht entspreche!!!“.

Text: Claudia Biermann