Navigation und Service

Solarbasiert und CO2-neutral: Stadt setzt auf dem Gelände der ehemaligen Prinz-Leopold-Kaserne ganz auf erneuerbare Energien

Bei der Entwicklung der Prinz-Leopold-Kaserne setzt die Stadt Regensburg auf Umweltwärme und Strom aus Photovoltaik. Grüner Wasserstoff ergänzt das CO2-neutrale Energiekonzept.

Fotografie: Erdsondenbohrungen zur Erdwärmenutzung
Erdsondenbohrungen zur Erdwärmenutzung © Stadt Regensburg, Anette Menke

7. Juni 2023

Die Bagger rollen und die Abrissarbeiten auf dem Gelände der ehemaligen Prinz-Leopold-Kaserne schreiten zügig voran. Wo bis 2009 die Bundewehr noch einen Standort unterhielt, haben seit 2019 die Planer der Stadt Regensburg das Sagen.

Die Energieversorgung wird auf den Komponenten Umweltwärme (Wärme aus Abwasser, Luft, Geothermie) und Strom aus Photovoltaik bestehen. Im weiteren Ausbau wird grüner Wasserstoff hinzukommen.
Das derzeit größte Entwicklungsprojekt in der Stadt Regensburg hat die Chance, viele neue Techniken im Energie- und Bausektor einzusetzen, die im Zusammenspiel zur Umsetzung des Leitbildes Energie und Klima beitragen.
Mit diesem Energiekonzept zur Nahwärmeversorgung von Wohnungen in einem urbanen Gebiet ist dieses Projekt einzigartig in Deutschland, denn diese Kombination der unterschiedlichen Umwelt-Energiequellen und Systeme gibt es bisher nicht.

In den vergangenen Wochen wurden Testbohrungen mit Erdsonden bis 70 Meter Tiefe durchgeführt. Diese haben ergeben, dass die Geothermie als Wärmepotential für das Energiekonzept nutzbar ist.

Grafik: Schaubild Energiekonzept
Schaubild Energiekonzept © Stadt Regensburg

Energiekonzept

Die Energiequellen sind Sonne, Luft, Wärme aus Abwasser und Geothermie. Die unterschiedlichen Umwelt-Energie-Quellen werden in einer Energiezentrale gebündelt und technisch kombiniert. Wärmepumpen machen daraufhin die Wärmemengen aus der Luft, dem Wasser und der Erdwärme unter Zuhilfenahme von Sonnenstrom nutzbar und versorgen ein Nahwärmenetz mit der notwendigen Wärmeenergie. Alle Haushalte und die Grundschule werden an das Nahwärmenetz angeschlossen und mit Wärme zum Heizen und zur Warmwassererzeugnis versorgt.

Der Photovoltaikstrom wird über eine eigene Betriebsstromanlage dazu genutzt, sämtliche technischen Geräte in der Energiezentrale und in den Hausanschlussstationen mit günstiger Energie zu versorgen.

Zusätzlich wird der PV-Strom-Überschuss im Sommer dann über die Elektrolyse in Wasserstoff umgewandelt, der für den Winter gespeichert wird bzw. über das Gasnetzsystem zur Verfügung gestellt werden kann. Um den Energiebedarf auch im Winter stets gewährleisten zu können, wird der gespeicherte grüne Wasserstoff in einem Blockheizkraftwerk zu Betriebsstrom und Wärme umgewandelt.

Grafik: Schaubild Nutzung Wasserstoff
Schaubild Nutzung Wasserstoff © Stadt Regensburg

Hohe Effektivität des Wasserstoff-Systems

Die Abwärme, die beim Wandlungsprozess entsteht, wird ebenfalls genutzt. Sie wird in das Wärmenetz eingeführt und damit erhöht sich der Wirkungsgrad des Wasserstoff-Systems von ca. 60 Prozent auf über 90 Prozent.

Fotografie: Gelände der ehemaligen Prinz-Leopold-Kaserne im Juni 2023
Gelände der ehemaligen Prinz-Leopold-Kaserne im Juni 2023 © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Was passiert als Nächstes?

In Anschluss an die Probebohrungen wird nun die Ausschreibung für die Planung der geeigneten Erdsondenfelder gestartet. Die Stadt Regensburg hat den Antrag für die Umsetzung des Wärmenetzsystems (Bundesförderung für effiziente Wärmenetze, Modul 2) beim Fördermittelgeber beantragt. Bei positivem Förderbescheid übernimmt das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle bis zu 40 Prozent der gesamtförderfähigen Investitionen zur Umsetzung des Energiekonzepts im ersten Entwicklungsabschnitt. Dieser umfasst die Energieversorgung der Bauprojekte der Stadtbau GmbH Regensburg mit circa 600 Wohneinheiten, der Grundschule und des ersten Mobility-Hubs mit Energiezentrale.

Die zeitliche Planung sieht vor, dass ab Frühjahr 2024 mit dem Bau der Energiezentrale inklusive aller Umwelt-Energiekomponenten begonnen wird. Die Inbetriebnahme ist für 2026 vorgesehen, wenn die ersten Mieter der Stadtbau GmbH einziehen.

Text: Anette Menke