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„Das Historische Museum soll das Wohnzimmer von Regensburg werden“

Dr. Alexandra Brack wird als neue wissenschaftliche Mitarbeiterin die Neuausrichtung des Historischen Museums planen und koordinieren. Für diese Mammutaufgabe scheint die Kunsthistorikerin wie geschaffen zu sein.

Porträt: Dr. Alexandra Brack
Dr. Alexandra Brack © Bilddokumentation Stadt Regensburg

4. April 2024

„Dieses kleine Bronzepferdchen ist der jüngste Zugang in unserer Römerabteilung.“ „Das Holzgestell hier war mal ein Brunnen und wurde bei Bauarbeiten am Donaumarkt entdeckt.“ „Dieses Modell zeigt, wie die Römer mit geschickten Konstruktionen selbst riesige Steine anheben konnten und damit die Stadtmauer des Castra Regina bauten.“ Dafür, dass Alexandra Brack erst vor gut drei Monaten ihre Stelle beim städtischen Museum angetreten hat, beweist sie bereits enormes Wissen über das Haus. Egal zu welchem der unzähligen Exponate man sie befragt, sie kann sofort etwas darüber erzählen. Ihr Geheimnis? Bereits als Studentin war sie bei Cultheca – Kulturpädagogik tätig und hat dabei ihre Leidenschaft für Museumspädagogik entdeckt: „Ich durfte Führungen und Workshops im Historischen Museum machen, habe Kindergeburtstage betreut und am Schluss sogar als Assistenzkraft im Büro mitgearbeitet. Dabei lernte ich das Museum wie meine Westentasche kennen.“

Spannende Jobs in verschiedenen Museen

Nach dem Studium promovierte die gebürtige Burghausenerin aber erst einmal in der Fürstlichen Hofbibliothek im Schloss Thurn und Taxis, wo sie auch Schlossführungen und Kinderaktionen entwickelte und abhielt. Danach folgte ein Volontariat im Kunstforum Ostdeutsche Galerie, wo sie im Anschluss direkt einstieg. „Ich kümmerte mich im Fachdienst um Inventar, Depot, Museumspädagogik, kuratorische Tätigkeiten und unterstützte die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Dabei lernte ich den Museumsbetrieb von A bis Z kennen“, erzählt Brack. Mitten im ersten Corona-Lockdown verließ die Kunsthistorikerin dann Regensburg, um von Innsbruck aus als Freiberuflerin die Ausstellung Max Schultze des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg zu koordinieren. 2022 stieg sie dann als „Art & Brand Installations Manager“ bei den Swarowski Kristallwelten ein. „Es war richtig spannend, mal ein Museum aus der Unternehmensperspektive kennenzulernen – hier hatten wir natürlich tolle finanzielle Möglichkeiten. Ich durfte mit internationalen Künstlern und Designern arbeiten und alle sechs Monate neue Ausstellungen und Installationen auf die Beine stellen.“

Fotografie: Dr. Alexandra Brack im Gespräch mit einer Frau
Im Austausch mit Bürgerinnen und Bürgern sowie der Regensburger Kulturszene werden Wünsche und Vorstellungen zum Museum eingesammelt. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Zurück in die Herzensstadt

Trotz des abwechslungsreichen Jobs vermisste Alexandra Brack ihre „Herzensstadt“ Regensburg. „Als ich dann die Stellenanzeige des Kulturreferats sah, war sofort klar, dass ich mich bewerbe“, lacht sie. Mitsamt Hund Enzo hat sie schließlich Anfang Januar 2024 ihr neues Büro am Dachauplatz bezogen und streckt nun in alle Richtungen ihre Fühler aus. „Aus meinen früheren Tätigkeiten habe ich zum Glück bereits ein großes Netzwerk in der Regensburger Kulturszene und bin nun dabei, dieses zu erweitern. Mir ist wichtig, zu hören, was sich die Menschen in der Stadt von der Neuausrichtung des Museums erhoffen“.

Die Objekte sind die DNA eines Museums

Gleichzeitig ist sie damit beschäftigt, sich mit anderen Museen auszutauschen und laufende Neukonzeptionierungen zu beobachten. „In der deutschen Museumslandschaft passiert gerade sehr viel. Nicht nur die großen, sondern häufig auch ganz kleine Häuser mit geringen Mitteln haben oft tolle, kreative Ideen, von denen wir viel lernen können“, so die 40-Jährige. „Trotzdem ist jedes Museum individuell, denn die Ausgangslage stellen immer die vorhandenen Objekte dar. Sie sind quasi die DNA jedes Hauses. Man muss einfach schauen, was man in der Sammlung hat und dann überlegen, wie man das beste rausholen kann – und wir haben wirklich viele tolle Objekte, die die Welt unbedingt kennenlernen muss!“

Fotografie: Dr. Alexandra Brack betrachtet eine Ausstellungstafel im Historischen Museum.Inspiration in den „heiligen Hallen“: Bei Rundgängen durchs Museum hinterfragt Alexandra Brack die aktuelle Ausstellung und sucht nach neuen Möglichkeiten, die Exponate zu präsentieren. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Modern, einladend und zukunftsfähig

Für die Zukunft schwebt Alexandra Brack daher ein freundliches, einladendes Haus vor, das viel Raum für Begegnung und Möglichkeiten zur Auseinandersetzung mit aktuellen Themen lässt. „Den Eingangsbereich würde ich gerne viel heller gestalten, mit einer großen gläsernen Fassade, die schon von außen erste Einblicke gewährt. Innen könnte man dann zuerst in eine eintrittsfreie ‚Wellbeing Zone‘ kommen, in der man Sitzgelegenheiten findet und in schöner Atmosphäre einen Kaffee trinken und ein Buch lesen kann“, schwärmt Brack. „Grundsätzlich geht der Trend bei Museen zu weniger Raum für Dauerausstellungen und viel freiem Platz, der für Sonderausstellungen oder auch Veranstaltungen und Kooperationen, beispielsweise Fachvorträge der Universität, genutzt werden kann. So kann man schnell auf gesellschaftlich relevante Themen reagieren und den Blick auch auf die Zukunft richten.“

Mammutaufgabe geht nicht ohne Teamwork

Wertvollen Austausch erhofft sich Brack auch vom Museum der Bayerischen Geschichte in der direkten Nachbarschaft: „Wenn wir das Historische Museum mal saniert und zukunftsfähig aufgestellt haben, können wir hier sicher tolle Synergien bilden. Das Haus der Bayerischen Geschichte lockt viele Besucherinnen und Besucher an – davon können wir nur profitieren. Bei uns lernen sie etwas über Regensburg, dort über Bayern. Damit ergänzen wir uns doch perfekt!“ Bevor es soweit ist, hat Alexandra Brack aber noch jede Menge Arbeit vor sich. „Ich habe das große Glück, aktuell viel Zeit dafür zu haben, die Lage zu sondieren und dann einen Plan für die Sanierung und Neukonzeptionierung des Museums zu machen. Die Umsetzung wird dann aber nur als Teamleistung gelingen. Deshalb bin ich sehr dankbar für die tollen Kolleginnen und Kollegen des Museumsteams, des Kulturamts und weiterer Abteilungen. Wenn es richtig losgeht, werden wir alle an Bord brauchen.“

Text: Kristina Kraus