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Hilfe zur Selbsthilfe – Das Projekt „Energiesparhelfer“ geht in die zweite Runde

Mit einem kostenfreien Beratungsangebot unterstützt die Stadt einkommensschwache Haushalte beim Energiesparen. Dazu werden Energiesparhelfer ausgebildet, die direkt vor Ort Ratschläge und Tipps zum energieeffizienten Einsatz von Strom und Wärme geben.

Energieberatung durch aktive Kontaktaufnahme ist effizienter und nachhaltiger.
Energieberatung durch aktive Kontaktaufnahme ist effizienter und nachhaltiger. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

13. März 2020

Trotz zahlreicher Beratungsangebote haben viele einkommensschwache Haushalte Probleme, ihre Strom- und Gasrechnungen zu bezahlen. Da Energieschulden kalkulierbar und aus diesem Grund oftmals auch vermeidbar sind, spielt Energieberatung eine wichtige Rolle, um solchen Situationen bereits im Vorfeld entgegenzusteuern.

Es gibt zahlreiche Energieberatungsangebote seitens der Wirtschaft und den Energieversorgern. Allerdings werden sie von einkommensschwachen Haushalten nur wenig bis gar nicht angenommen. Dabei sind gerade diese besonders gefährdet, denn die Ausgaben ‎rund um die Energieversorgung nehmen einen ‎nicht unerheblichen Teil ihrer regelmäßigen finanziellen Verpflichtungen ein. Außerdem ist bei Menschen, die Hilfeleistungen beziehen, der Energieverbrauch vergleichsweise hoch, da sie oftmals mehr Zeit zuhause ‎verbringen und sich energiesparende Geräte nicht leisten können.

Aktive Kontaktaufnahme

Um diese Zielgruppe zu erreichen, die mehrere tausend Haushalte in Regensburg umfasst, bedarf es einer aktiven Kontaktaufnahme. Anfang 2017 wurde aus diesem Grund das Projekt „Energiesparhelfer“ erstmalig in Angriff genommen. Während der knapp zweijährigen Laufzeit des Programms fanden 79 Erst-Hausbesuche und 69 Zweit-Gespräche statt.

Um noch mehr Betroffene zu erreichen und die Beratung effizienter zu gestalten, startet das Projekt am 1. April mit einem überarbeiteten Konzept. Die Werkhof Regensburg gemeinnützige GmbH steigt neu mit ein und übernimmt in Kooperation mit dem Jobcenter Stadt Regensburg und der Energieagentur Regensburg für die nächsten zwei Jahre die Leitung des Projekts. Das Angebot gilt für Haushalte, welche auf Hilfeleistungen nach dem SGB II, SGB VIII und SGB XII angewiesen sind, sowie für andere einkommensschwache Haushalte.

Die Projektträger mit energiesparenden Gegenständen, die die Energiesparhelfer während ihrer Hausbesuche kostenlos verteilen (v. l.: Ludwig Friedl, Energieagentur Regensburg; Angelika Krüger, Werkhof Regensburg gemeinnützige GmbH; Birgitt Ehrl, Jobcenter Stadt Regensburg; Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer)
Die Projektträger mit energiesparenden Gegenständen, die die Energiesparhelfer während ihrer Hausbesuche kostenlos verteilen (v. l.: Ludwig Friedl, Energieagentur Regensburg; Angelika Krüger, Werkhof Regensburg gemeinnützige GmbH; Birgitt Ehrl, Jobcenter Stadt Regensburg; Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer) © Anna Gangkofner

Zwei sorgfältig ausgewählte Langzeitarbeitslose des Jobcenters werden von der Energieagentur qualifiziert und zu Energiesparhelfern ausgebildet. Aufgrund eigener Erfahrungen fällt es den beiden rekrutierten Männern leichter, Zugang zu den Hilfesuchenden zu finden, und auf gleicher Augenhöhe mit ihnen ‎in Kontakt zu treten. Denn, wie Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer betont: „Es kostet Überwindung, um Hilfe zu bitten und einen Fremden in die eigene Wohnung zu lassen.“ Gleichzeitig profitieren auch die Berater von dem Projekt und bekommen die Möglichkeit, in einem geschützteren Raum wieder Fuß in einem geregelten Arbeitsleben zu fassen.

Die zwei Energiesparhelfer geben direkt vor Ort Ratschläge und Tipps zum energieeffizienten ‎Einsatz von Strom und Wärme. Außerdem informieren sie über ‎grundlegende ‎Dinge, wie den Aufbau der Stromrechnung, die ‎Funktion von Abschlägen oder die Einhaltung ‎von Fristen. Die Helfer dokumentieren den Verbrauch elektrischer Geräte und Lichtquellen und erstellen basierend auf diesen Daten einen Plan mit individuellen Maßnahmen, die den Stromverbrauch reduzieren können. Das Bewusstsein für das Thema Strom- und Heizungskosten soll dabei gefördert werden und die Eigeninitiative der Kunden unterstützt werden.

Soforthilfe durch „Regensburg effizient“

Da vielen der Betroffenen kein Geld für neue Geräte oder energiesparende Produkte haben, können die Energiesparhelfer im Rahmen von „Regensburg effizient“, einem deutschlandweit einmaligen kommunalen Förderprogramm, zusätzlich Soforthilfe-Pakete zur Verfügung stellen. Diese enthalten unter anderem Energiesparlampen, abschaltbare Steckdosenleisten, Zeitschaltuhren und wassersparende Duschköpfe. Außerdem kann bei Bedarf auf den Werkhof zurückgegriffen werden, wo alte Waschmaschinen repariert, energieeffizient aufgerüstet und dann zum kleinen Preis wieder abgegeben werden.

Ziel der Stadt ist es, durch das Projekt den Energieverbrauch und die damit einhergehenden Kosten zu ‎senken und dadurch Schulden, Mahnverfahren und Energiesperrungen zu verhindern.

Text: Anna Gangkofner