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Abfallvermeidung ist besser als Mülltrennung

Eine Analyse des Umweltbundesamts zeigt: Wir produzieren weniger Restmüll, Wertstoffe werden immer mehr getrennt entsorgt. Handlungsbedarf gibt es dennoch – zumal die Corona-Krise auch die Entsorgungsgewohnheiten beeinflusst hat.

Wer Müll trennt, schont die Umwelt. Noch besser allerdings ist Abfallvermeidung.
Wer Müll trennt, schont die Umwelt. Noch besser allerdings ist Abfallvermeidung. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

24. August 2020

Der Anteil des Restmülls in deutschen Haushalten hat sich in 35 Jahren fast halbiert – das belegt eine aktuelle Analyse des Umweltbundesamts. Stichprobenartig wurde der Inhalt von über 2.800 Mülltonnen untersucht. Dabei zeigt sich: Wertstoffe werden immer mehr getrennt entsorgt. Das gilt auch für die Stadt Regensburg. Handlungsbedarf gibt es dennoch. Und: Die Corona-Krise hat auch die Entsorgungsgewohnheiten beeinflusst.

Die derzeitige Corona-Krise ist ein Faktor, der das Abfallverhalten verändert hat. Zu Hause zusammen kochen, endlich den Dachboden entrümpeln und danach online eine neue Jogginghose bestellen: In Deutschland fällt während der Corona-Pandemie in Privathaushalten deutlich mehr Müll an. Für das gesamte Jahr 2020 rechnet die Deutsche Gesellschaft für Abfallwirtschaft (DGAW) mit 2,26 Millionen Tonnen zusätzlichem Hausmüll. Eine Entwicklung, vor der auch die Stadt Regensburg nicht verschont bleibt.

Küchenabfälle gehören in die Biotonne.
Küchenabfälle gehören in die Biotonne. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Auswirkungen der Pandemie

Gaststätten, Restaurants und Kantinen waren geschlossen, Home-Office und Einschränkungen im Privatleben führen auch jetzt noch dazu, dass viele ihre Zeit zu Hause verbringen. So wird mehr gekocht und verzehrt, kurz: Es wird mehr konsumiert. Hinzu kommt, dass die Einkäufe im Online Handel angestiegen sind, wodurch mehr Verpackungsmüll als üblich anfällt. Seit März landeten circa zehn Prozent mehr Verpackungsabfälle im gelben Sack, dafür sank das Müllaufkommen im Gewebebereich vorübergehend aufgrund geschlossener Produktionsbetriebe, Gaststätten, Kindergärten und Schulen.

Um dennoch Umsatz zu machen, sind viele Regensburger Restaurants und Cafés in das To-Go-Geschäft eingestiegen: Speisen können vor Ort abgeholt und außer Haus verzehrt werden. Auch Bars und Kneipen öffnen Fenster und schenken Getränke zum Mitnehmen aus. Während das Konzept den Betreibern etwas von der finanziellen Last von den Schultern nimmt, die ihnen durch bleibende (Fix-)Kosten und ausbleibende Einnahmen auferlegt ist, wirkt sich der Trend des „Essen zum Mitnehmen“ jedoch nicht positiv auf die Umwelt aus.

„Jede To-Go-Verpackung ist Energie- und Rohstoffverschwendung“, so Umweltbürgermeister Ludwig Artinger. „Werden die Verpackungen in öffentlichen Restmüllbehältern entsorgt, landen die Abfälle in der Müllverbrennung und gehen somit dem Kreislauf für immer verloren. Deshalb meine herzliche Bitte: Trennen Sie sorgfältig – Sie schonen damit Ressourcen und leisten einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz!“

Eine Entsorgung zuhause ist auf jeden Fall die bessere Alternative, da dort die Verpackungen zumindest getrennt werden können. Noch umweltfreundlicher wäre das Mitbringen von eigenen Mehrwegbehältern und -bechern, was jedoch momentan wegen der Corona-Hygieneregeln nicht überall realisierbar ist. Auch der Konsum in den Gaststätten und Restaurants, der mittlerweile wieder möglich ist, entlastet die Umwelt. Dieser bietet außerdem die größtmögliche Unterstützung für die Gastronomen in Regensburg. Deshalb: Möglichst bedarfsgerecht einkaufen und zu Hause kochen sowie bewusster Konsum außer Haus. So fällt Müll erst gar nicht in großen Mengen an!

Denn im Kreislaufwirtschaftsgesetz steht an erster Stelle die Abfallvermeidung: Der beste Müll ist eben der, der gar nicht entsteht. Erst dann kommen Recycling und die Beseitigung, wenn also eine Rückführung in den Rohstoffkreislauf nicht mehr möglich ist, dann bedeutet das für Regensburg den Transport in die Müllverbrennungsanlage Schwandorf.

Biotonnen sind überall im Stadtgebiet auf kurzem Weg erreichbar.
Biotonnen sind überall im Stadtgebiet auf kurzem Weg erreichbar. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Mülltrennung ist ein Beitrag zum Klimaschutz

Die Stadt Regensburg stellt derzeit circa 1.700 Biotonnen im gesamten Stadtgebiet bereit. Eine ansteigende Menge an gesammeltem Biomüll weist darauf hin, dass das Angebot zur zusätzlichen Trennung auch verstärkt genutzt wird: Im Juni 2020 wurden über 230 Tonnen Nahrungs- und Küchenabfälle mit der Biotonne eingesammelt. Dennoch beteiligen sich noch nicht alle Regensburgerinnen und Regensburg an der getrennten Sammlung der Nahrungs- und Küchenabfälle. Es könnten noch pro Kopf ca. 30 Kilogramm Nahrungs- und Küchenabfälle gesammelt werden. Dabei ist in Städten das ungenutzte Recycling-Potenzial am größten: Je dichter besiedelt ein Gebiet, desto höher ist der Anteil an Wertstoffen im Restmüll. Zudem wird in deutschen Städten pro Einwohner etwa 30 bis 40 Kilogramm Restmüll mehr im Jahr produziert als in ländlichen Gebieten.

Doch warum wird so oft falsch getrennt? „Aus Bequemlichkeit“, erklärt Marjan Akhtari vom Sachbereich Abfallwirtschaft und Bodenschutz des Umweltamts. Man nehme es nicht immer so genau, wo was wirklich reingehört. Viele Bürgerinnen und Bürger würden sich zudem nicht immer gut genug informieren, was als organischer Abfall verwertet werden kann und was nicht.

Durch die richtige Trennung kann jedoch die Umwelt entlastet und ein wichtiger Beitrag zur Energiewende geleistet werden. Bioabfall ist für die Restmülltonne viel zu kostbar, denn er lässt sich vollständig recyceln: Aus Nahrungs- und Küchenabfällen werden Biogas erzeugt und Pflanzennährstoffe zurückgewonnen. Getrennt erfasste Bioabfälle stellen einen wertvollen Rohstoff dar, um daraus einerseits in Biogasanlagen erneuerbaren Strom und Wärme, andererseits in Kompostieranlagen hochwertiges Dünge- und Bodenverbesserungsmaterial herzustellen. Um den hohen gesetzlichen Anforderungen an die Kompostqualitäten gerecht zu werden und Nachhaltigkeit garantieren zu können, müssen die Fremdstoffgehalte im Endprodukt allerdings auf ein absolutes Minimum begrenzt werden. Richtig trennen, macht also auf jeden Fall Sinn!

Text: Teresa Maier