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Jahresinterview 2024 mit Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer

„Demokratie und Miteinander sind wichtiger denn je!“ – Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer schaut zurück auf die Herausforderungen des zu Ende gehenden Jahres: Hochwasser, Stadtbahnbürgerentscheid und Koalitions-Ende. Auch ein Blick auf 2025 darf nicht fehlen.

30. Dezember 2024 

Wenn Sie zurückschauen auf 2024, welche Herausforderungen fallen Ihnen sofort ein?

Da gab es natürlich so einige. Zu allererst möchte ich den Bürgerentscheid zur Stadtbahn nennen. Das Ergebnis war eindeutig, aber leider nicht so, wie wir es uns als Verwaltung für Regensburg gewünscht hatten. Nichtsdestotrotz war die Vorarbeit äußerst hilfreich. Wir haben Erkenntnisse gewonnen, die wir jetzt dafür einsetzen, um auch ohne Bahn nicht im Stau stecken zu bleiben. Wir haben begonnen, Buslinien und Sharing-Angebote zu verstärken, optimieren unsere Stadt für den Radverkehr und arbeiten an Strategien, um die belastenden Pendlerverkehre bereits am Stadtrand abzufangen. Aber auch das kostet viel Geld! Zum Glück haben sich die städtischen Finanzen 2024 besser entwickelt als befürchtet. Wir können natürlich immer noch lange nicht alles realisieren, was wir möchten. Da geht es uns als Kommune nicht anders als jeder Privatperson. Dennoch möchte ich klar sagen: Der Wirtschaftsstandort Regensburg ist nach wie vor stark! Das stimmt mich zuversichtlich für die Zukunft.

Nach dem Bürgerentscheid haben Sie die Koalition mit CSU, FW, FDP und CSB beendet. Ist es jetzt schwierig, eine Mehrheit im Stadtrat zu bekommen?

Nein, es ist einfach anders geworden. Gerade zum Jahresende bei den Haushaltsdiskussionen hat sich gezeigt, dass der neue Weg gut funktioniert. Wir binden die Fraktionen, die aus Ehrenamtlichen bestehen, frühzeitiger und mit großer Transparenz ein. Das ist sehr konstruktiv und führt zu guten Ergebnissen. Ich hoffe, das bleibt im nächsten Jahr so – auch wenn wir uns dann in Richtung Kommunalwahl bewegen. Ich denke aber, dass allen Mitgliedern des Stadtrats bewusst ist, dass die Wählenden sehr wohl erkennen, wer konstruktiv an der Zukunft unserer Stadt mitarbeitet – und das auch bei der Stimmvergabe berücksichtigen.

Wo liegen die Schwerpunkte im Jahr 2025?

Unser Haushaltsplan mit einem Investitionsprogramm bis 2028 sieht 799 Mio. Euro vor. Darin sind 64 Mio. Euro Index- und Risikokosten enthalten. Am meisten geben wir aus, um unsere Schulen zu sanieren und weiter auszubauen – mit Blick auf eine moderne Pädagogik sowie die Ganztagsbetreuung in der Grundschule. 2025 wird außerdem die Entscheidung zur Mobilitätsdrehscheibe fallen. Wir werden im Sommer Nutzerzahlen vorliegen haben, parallel arbeiten wir am Konzept zur Verkehrsberuhigung der Altstadt.

Welche Dauerthemen bleiben weiterhin?

Auch wenn er in der aktuellen Debatte etwas in den Hintergrund gerutscht ist, halte ich den Klimaschutz weiterhin für ein sehr wichtiges Thema. Wir haben nur diese eine Erde. Als Kommune sind wir gefordert, weiter an unseren Klimaschutzmaßnahmen zu arbeiten. Hier sind wir bereits auf einem guten Weg. Auch das Thema Integration wird bleiben. Da wir ein Ankerzentrum haben, kommen immer wieder viele Menschen zu uns, die geflüchtet sind. Die gilt es bei uns menschenwürdig aufzunehmen und zu behandeln. Unsere Grundlage muss immer sein: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Das dürfen wir bei allen Diskussionen darüber nicht vergessen. Bei Straftaten wie Raub, Körperverletzung oder Sexualstraftaten muss man in meinen Augen aber mit aller Härte vorgehen. Anfang 2024 hatten wir massive Probleme mit tunesischen Straftätern am Bahnhof, inzwischen haben wir das im Griff. Dafür haben wir u. a. mit Polizei und Staatsanwaltschaft im Rahmen der Aktion „Stark für Regensburg“ verschiedene Maßnahmen ergriffen, die zum Erfolg geführt haben.

 Schauen wir noch kurz auf Sie persönlich: Was waren Ihre Highlights in diesem Jahr und auf was freuen Sie sich in 2025?

Toll fand ich die große Demonstration gegen Rechts im Januar, auf der Tausende Menschen gezeigt haben, dass wir in Regensburg zusammenhalten. Überhaupt begeistert mich das ehrenamtliche Engagement in unserer Stadt sehr: Zu sehen, wie z. B. bei dem schlimmen Busunfall am DEZ unsere Gemeinschaft super funktioniert hat – gerade auch dank des Einsatzes der ehrenamtlichen Hilfskräfte –, das trägt mich über manch negative Nachricht hinweg. Ich bin außerdem sehr stolz auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in meiner Verwaltung, die wirklich sehr gute Arbeit leisten. Und nicht zuletzt: Es geht meiner Familie und mir gesundheitlich gut. Im nächsten Jahr freue ich mich auf die Eröffnung des Sportparks Ost – ein tolles Projekt, auf das ich sehr stolz bin. Privat habe ich mir für 2025 vorgenommen, mehr Zeit für meine Freunde zu finden. Außerdem bin ich dann 35 Jahre glücklich mit meinem Mann verheiratet – auf dieses Jubiläum freue ich mich sehr!

Interview: Claudia Biermann