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Schnelle Rettung durch die Behindertendatei

Was passiert, wenn man im Brandfall nicht in der Lage ist, sich selbst zu retten? Weil man vielleicht nicht (gut) sehen oder gehen kann oder im Rollstuhl sitzt? Für diesen Fall können sich Menschen mit Behinderung in Regensburg in eine Behindertendatei eintragen lassen.

Fotografie: Der Inklusionsbeauftrage der Stadt Regensburg Frank Reinel hat sich bei einer Übung selbst retten lassen.

23. März 2019
aktualisiert am 9. Februar 2023

Wenn es brennt, geraten viele Menschen in Panik. Im besten Fall sorgt die Angst dafür, dass man auf dem schnellsten Weg ins Freie eilt und sich in Sicherheit bringt. Doch was, wenn man nicht in der Lage ist, sich selbst zu retten? Weil man vielleicht nicht (gut) sehen oder gehen kann oder im Rollstuhl sitzt? Dann wird so ein Feuer gleich noch bedrohlicher.

Regensburg ist nach Angaben der Feuerwehr eine von wenigen Städten, in der Menschen mit einer Behinderung für diesen Fall vorsorgen können, indem sie sich in eine sogenannte Behindertendatei eintragen lassen. Diese gibt es bereits seit etwa 19 Jahren. Sie ist nichts weiter als eine Namens- und Adressliste, die bei der Berufsfeuerwehr hinterlegt ist. Die Retter erfahren dann gleich bei der Alarmierung, dass sie sich möglicherweise auf spezielle Herausforderungen einstellen müssen. Dem Inklusionsbeauftragten der Stadt Regensburg, Frank Reinel, ist dieses Thema aus gutem Grund ein echtes Anliegen. Er weiß, fast überall, wo derartige Listen geführt werden, sind noch viel zu wenige Menschen eingetragen.

 

Herr Reinel, obwohl es in Regensburg rund 24.000 Menschen mit Behinderung gibt, sind aktuell nur 123 Menschen in der Behindertendatei bei der Feuerwehr eingetragen. Das ist ja ein erschreckend geringer Anteil.

Allerdings. Und das verwundert mich umso mehr, da es sich doch ums Überleben gehen kann. Ich kann daher nur allen Betroffenen empfehlen, sich baldmöglichst eintragen zu lassen, für die eigene Sicherheit Sorge zu tragen und den Rettern diese eminent wichtige Hilfestellung zu geben!

 

Was bringt der Eintrag denn den zu Rettenden?

Er kann im Unglücksfall den womöglich entscheidenden Zeitgewinn bringen – und damit kann es um die Frage von Leben und Tod gehen. Die Regensburger Rettungskräfte sind zwar immer auf verschiedene Rettungswege und -methoden eingestellt, aber trotzdem vereinfacht es den Einsatz, wenn sie vorab wissen, wer und was sie vor Ort genau erwartet. Selbst im Notfall kann dann oft sogar noch eine patientenschonende Rettung vorgenommen werden.

Fotografie: Arbeitsplatz in der Integrierten Leistelle
Im Brandfall teilt die Leitstelle den Rettern mit, dass sich beispielsweise ein Mensch im Rollstuhl im Haus befindet. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Für wen macht es Sinn, sich eintragen zu lassen?

In der Behindertendatei können sich Menschen mit einer Behinderung eintragen lassen, die in Regensburg wohnen oder hier arbeiten. Wichtig ist dies in erster Linie für alle, die gehörlos, geh- oder sehbehindert sind. Für den Fall eines Brandes oder eines anderen Unglücks sind deren Daten für die Rettungskräfte im Rechner der Leitstelle hinterlegt. Den anfahrenden Rettungskräften wird dann mitgeteilt, dass sich in dem Gebäude beispielsweise ein Mensch mit Rollstuhl befindet und wo dieser genau (zum Beispiel am Arbeitsplatz) aufzufinden ist. Sie können sich so frühzeitig auf ihren Rettungseinsatz vorbereiten.

 

Sie selbst sind auch auf einen Rollstuhl angewiesen und haben sich schon einmal im Rahmen einer Übung von der Berufsfeuerwehr retten lassen. Warum?

Ich möchte die Menschen, die noch nicht eingetragen sind, ermutigen, das nachzuholen. Es geht ja schließlich um Leben und Tod. Ich fand besonders bemerkenswert, in welch kurzer Zeit meine Rettung aus dem ersten Stock mit Hilfe einer Drehleiter erfolgte. Im Falle eines Unglücks habe ich jetzt keine Angst mehr, womöglich nicht rechtzeitig gerettet werden zu können.

Im Selbstversuch: Rollstuhlfahrer Frank Reinel lässt sich retten

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Der Schutz ihrer persönlichen Daten ist vielen Menschen sehr wichtig. Sind die in der Behindertendatei hinterlegten Angaben sicher vor dem Zugriff Dritter?

Die Daten aus der Behindertendatei werden ausschließlich im Leitstellenrechner bei der Integrierten Leitstelle in Regensburg hinterlegt und bei der Berufsfeuerwehr Regensburg verwaltet und aufbewahrt. Eine Weitergabe erfolgt zu keiner Zeit. Als eigenständiges Amt innerhalb der Stadtverwaltung der Stadt Regensburg ist auch die Berufsfeuerwehr an die aktuellen datenschutzrechtlichen Bestimmungen gebunden, so dass die Daten dort sicher sind.

 

Vielen Dank für diese Informationen.

Text und Interview: Claudia Biermann 

Die Informationen wurden bereits 2019 in einer älteren Version auf dieser Website veröffentlicht. 2023 wurden sie auf den aktuellen Stand gebracht.