RiverRecreation Thinkathon
Fluss-Check: Wie geht es unserer Donau?
Am 20. September fand der RiverRecreation Thinkathon unter dem Motto „Fluss-Check: Wie geht es unserer Donau?“ statt. Der Verein science2public aus Halle (Saale) hat das städteübergreifende Projekt zur EU-Wasserrahmenrichtlinie mit Fördergeldern der Hans Sauer Stiftung entwickelt und umgesetzt. Als Kooperationspartner engagierten sich ProWissen e.V. aus Potsdam und R_NEXT aus Regensburg. In diesem Rahmen hat R_NEXT eine Bürgerschaftsbeteiligung organisiert, bei der vor dem Hintergrund der EU-Wasserrahmenrichtlinie niederschwellig Wasserproben aus der Donau untersucht und analysiert wurden. Tatkräftig unterstützt wurden die Teilnehmenden dabei von drei Kollegen des Wasserwirtschaftsamts. Der Online-Austausch am 24. Juli eröffnete die erste Kooperation zwischen den Städten.
Kostenlose Führung durch das Klärwerk Regensburg

Als Einstieg in das Thema Wasserqualität organisierte das Team der Stadt Regensburg eine kostenfreie Führung durch das Klärwerk Regensburg. Die Ausführungen von Laborleiter Dr. Dominik Gilg haben eindrücklich gezeigt, wie komplex und technisch anspruchsvoll die Aufbereitung unseres Abwassers ist. Gleichzeitig wurde deutlich, dass das System vor großen Herausforderungen steht – insbesondere durch den Klimawandel, die zunehmende Versiegelung der Böden, sowie diffuse Schadstoffquellen aus Landwirtschaft und Industrie.
Maßnahmen wie intelligentes Wassermanagement, nachhaltige Landwirtschaft und mehr öffentliche Aufklärung über den Umgang mit Wasser sind essenziell, um unser Abwassersystem auch in Zukunft sicher, effizient und umweltverträglich betreiben zu können.
Wir bedanken uns sehr herzlich bei Herrn Dr. Gilg für die sehr ausführliche Führung, die interessanten Einblicke in diese wichtige Infrastruktureinrichtung (die 1980 ihren Betrieb aufnahm und seither ständig weiterentwickelt wird) und vor allem auch für die angeregte Diskussion.
Daten zur Bewertung des Wasserzustands

Am Folgetag traf sich die Gruppe dann im Schreiberhaus und diskutierte über den Zustand unserer Gewässer und wie die europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) (verlinken) dabei helfen kann, diesen zu verbessern: Das Ziel der Richtlinie ist die Erreichung eines guten ökologischen und chemischen Zustands für Grund- und Oberflächenwasser sowie Binnen- und Küstengewässer bis 2015. Im Rahmen der WRRL wird die Bewirtschaftung nicht entlang politischer Ländergrenzen durchgeführt, sondern bezieht sich auf sogenannte Flussgebietseinheiten. Das hat zum Vorteil, dass gesamte Einzugsgebiete gemeinsam betrachtet, über Verwaltungs- und Staatsgrenzen hinweg die Anstrengungen zur Verbesserung der Qualität koordiniert und Ergebnisse europaweit miteinander verglichen werden können. Bewirtschaftungs- und Maßnahmenpläne sollen helfen, die Umsetzung regelmäßig zu überprüfen. Allerdings gehen die Kollegen vom Wasserwirtschaftsamt davon aus, dass Deutschland auch nach dem verlängerten Bewirtschaftungszeitraum bis 2027 die Ziele der WRRL nicht erreichen wird und eine Verlängerung um weitere sechs Jahre nötig ist. Gründe hierfür liegen ihrer Meinung nach vor allem in den menschlichen Eingriffen in die Natur der letzten Jahrzehnte: Durch die Begradigung von Flusswasserkörpern finde man oft fehlende Beschattungen und eine mangelhafte Durchgängigkeit der Flusswasserkörper, die für die Wanderung der Lebewesen nötig ist. Aber auch die Klimakrise verlangsame die Verbesserung des ökologischen Zustands, da sich das Wasser schneller erwärmt, länger warm bleibt als die Luft und dadurch zum Beispiel Laichplätze nicht mehr kalt genug sind.
Für eine gesteigerte Transparenz und Akzeptanz der Maßnahme ist ebenfalls in der Richtlinie festgeschrieben, dass die Bürgerschaft frühzeitig in die Planung integriert wird. Diese Maßnahme unterstützen die drei Institutionen R_NEXT, ProWissen Potsdam und science2public mit dem RiverRecreation Thinkathon gerne.
Um die Bürgerschaft zu befähigen, selbstständig fundierte Informationen zu beschaffen, fand als nächster Teil eine Datenrecherche statt. Dabei stand die Frage im Vordergrund, wie die Bürgerschaft Informationen zu einem Oberflächengewässer finden und die relevanten Daten filtern kann. Dazu wurden die Websites des Gewässerkundlichen Diensts Bayern (GKD) sowie der Umweltatlas Bayern vorgestellt. Im GKD lernten die Teilnehmenden, wie sie relevante Flusswasserkörper finden und nach bestimmten Parametern filtern können. Bei der Interpretation der Ergebnisse muss allerdings darauf geachtet werden, dass allein die Struktur und Beschaffenheit des Flusswasserkörpers an der ausgewählten Messstelle zu Veränderungen im Ergebnis führen kann. Im Umweltatlas lernten die Teilnehmenden, wie sie sich einen Steckbrief über einen Flusswasserkörper abbilden lassen können, bei dem mithilfe eines Ampelsystems die verschiedenen Zustände der FWK abgebildet werden.
Dabei stellte das WWA auch die Gefahren der sogenannten PFASs (perfluorierte „Ewigkeits-Chemikalien“) heraus und appellierte an die Teilnehmenden, sich nachhaltig zu verhalten: Die Bürgerschaft habe mir ihrem Konsumverhalten eine riesige und steuernde Hebelwirkung. Wenn beim Kauf von Wanderklamotten oder Küchenutensilien auf PFAS-freie, nachhaltige Materialien geachtet werden würde, könne jede Person etwas zur Gewässer- und Lebensqualität der aquatischen Lebewesen beisteuern. Allerdings müsse ein Wandel auch aus einer Balance zwischen der Bürgerschaft und der Politik bestehen: Gesetze und konsequente Rahmenbedingungen müssen zielgerichtet durchgesetzt werden, damit sich der Zustand unserer Umwelt verbessere.
Exkursion an die Donau
Nach dem Theorieteil besuchten die Teilnehmenden eine Probestelle an der Donau, um dort die Wasserqualität live zu untersuchen. Dafür maß das Wasserwirtschaftsamt die Parameter Sauerstoffgehalt, pH-Wert und elektrische Leitfähigkeit: Sie stellen essenzielle Parameter dar, um die Wasserqualität zu bewerten, da sie grundlegende Informationen über den aktuellen Zustand des Gewässers liefern und Rückschlüsse auf mögliche Belastungen, Lebensbedingungen für Fische und andere Organismen sowie die chemische Zusammensetzung erlauben.
Als weitere wichtige Bewertung wurden Kleinstlebewesen aus der Donau und dem Regen miteinander verglichen, die ebenfalls eine starke Aussagekraft über die Beschaffenheit der Wasserqualität haben. Im Vergleich zeigt sich, dass der Regen eine insgesamt bessere Wasserqualität vorweisen kann als die Donau. Während im Regen die Bedingungen für wasserbewohnende Tiere und Pflanzen sehr günstig sind, leidet die Donau zunehmend unter einer verarmten Artenvielfalt, vor allem durch den Einfluss invasiver Arten, die das ökologische Gleichgewicht stören und einheimische Lebewesen verdrängen. Der Regen hebt sich positiv hervor, da dort invasiven Arten nachgewiesen wurden und zudem wichtige Indikatorarten wie Libellen, Eintagsfliegen und Köcherfliegen zu finden sind. Diese Tiere gelten als Zeichen für naturnahe, saubere und wenig belastete Fließgewässer. In der Donau sind solche empfindlichen Arten dagegen selten geworden, was auf eine ökologische Belastung zurückzuführen ist. Beide Flüsse weisen allerdings eine zu hohe Nährstoffbelastung auf; (die vorkommenden Pflanzen und Aufwuchsalgen zeigen eine Zustandsklasse im Bereich einer mäßigen Trophie an.) Das bedeutet, dass die beiden Flusswasserkörper ein Nährstoffproblem haben.
Als Fazit konnten die Teilnehmenden einerseits Einblicke in die verwaltungsübergreifende Arbeit erhalten, die der Daseinsvorsorge dient, aber von vielen Teilen der Bürgerschaft kaum wahrgenommen wird. Andererseits wurden die Teilnehmenden sensibilisiert, mehr auf nachhaltigen Konsum zu achten, sodass weniger Schadstoffe in unsere Gewässer fließen.
Wir bedanken uns recht herzlich für den gelungenen Workshop vor allem bei Herrn Neudert, Herrn Dr. Brandner und Herrn Schubert für die tolle Organisation und Zusammenarbeit!
Das Projekt „RiverRecreation Thinkathon: Fluss-Check: Wie geht es unserer Donau?“ des Vereins science2public e.V. aus Halle (Saale) kam über den Strategiekreis „Wissenschaft in der Stadt“ zu R_NEXT. Die Wissenschaftsbeauftragte der Stadt, Dr. Nicole Litzel, vertritt Regensburg in diesem deutschlandweit aufgestellten Netzwerk, in dem Akteure aus elf Städten, darunter Halle (Salle) und Potsdam, vertreten sind. Über den SK WISTA ergeben sich regelmäßig gemeinsame Formate der Wissenschaftskommunikation.