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Erasmus+ Praktikum in Madrid im Februar 2020

ERASMUS PRAKTIKUM MADRID 2020

 

DIE ANREISE UND UNTERKUNFT

Es geht los. Um 7:15 Uhr fuhr mich meine beste Freundin zum Flughafen, um 10 Uhr stieg ich in den Flieger und um 13:30 Uhr landete das Flugzeug im sonnigen Madrid. Nachdem mein Gepäck und auch die Koffer meiner Mitreisenden als erstes aus der Gepäckausgabe rollten, machten wir uns gespannt auf den Weg zum Ausgang, wo unsere Tutorin Elena bereits mit drei anderen Mädchen aus Frankfurt auf uns wartete. Nach einer kurzen Begrüßung und groben Erklärung des Ablaufes händigte Elena uns alle nötigen Unterlagen, unsere Metro-Karte und unser Taschengeld aus und schon saßen wir im Taxi zu unserer Gastfamilie. Meine Mitbewohnerin, die momentan die Fachakademie besucht, und ich wurden von der älteren Dame, welche uns die nächsten 3 Wochen beherbergen würde, sehr freundlich begrüßt. Sie spricht kaum Englisch, bemühte sich aber durch langsames Sprechen eine Kommunikation möglich zu machen. In dem kleinen, aber ausreichenden, Zimmer stehen zwei Betten, ein kleiner Tisch mit Stuhl, eine Kommode und ein Fernseher. Ohne wirklich auszupacken machten Magdalena und ich uns ausgehungert auf den Weg zum nächstgelegenen Supermarkt und fielen nach dem Essen ganz erschöpft von der Reise und den vielen neuen Eindrücken in den Schlaf.

Am nächsten Morgen um 9:00 Uhr war für mich und die anderen Teilnehmerinnen, für die es am Montag gleich in den Arbeitsalltag startete, ein Treffen an der Metrostation (Ríos Rosas) angesagt. Unsere Tutorinnen verspäteten sich etwas, da der Papierkram in der italienischen Handelskammer mehr Zeit beanspruchte als erwartet. Nach einer guten halben Stunde waren dann beide unserer Tutorinnen, Elena und Paola, vor Ort und es ging los zu unseren Arbeitsplätzen.

 

MEIN BETRIEB (FASS S.A.) UND DAS ARBEITEN IM PRAKTIKUM

In meinem Betrieb angekommen, wurden Elena und ich freundlich begrüßt. Bei einem Café con leche erklärte der Chef, Tim, wie er und die Chefsekretärin Carmen, die nächsten Wochen für mich grob geplant hatten. Etwas verunsichert hörte ich zu und versuchte, mir aus den Brocken, welche ich aus dem spanischen Stimmengewirr verstand, zusammenzureimen, was mir die nächsten Wochen bevorstehen würde. Als meine fragenden Blicke aufgefangen wurden, erklärte mir Elena in ein paar flüchtigen englischen Sätzen, was mich erwarten würde. „Ach du sprichst kein Spanisch?“, fragte Tim, „das ist schlecht. Dann müssen wir umplanen!“. Nachdem ich dann, zu meiner großen Erleichterung, nochmal auf Deutsch begrüßt wurde, stellte mir mein Chef noch kurz den groben Aufbau seines Unternehmens vor. Neben dem relativ geräumigen, rustikalen Restaurant mit deutscher Küche befindet sich eine Bäckerei mit Café, in welchem neben deutschen Backwaren auch typisch deutsche Lebensmittel zu erwerben sind. Das gleiche Prinzip findet sich auch in einer Außenstelle in Montecarmelo wieder, welches durch die direkte Nähe zur deutschen Botschaft viele deutsche Kunden anzieht. In meinem dreiwöchigen Praktikum hatte ich die Möglichkeit, in jegliche Beschäftigungsform des Angebotes einzusteigen und meine Fähigkeiten in vielen verschiedenen Bereichen auf die Probe zu stellen.

Die erste Woche startete für mich in geteilten Schichten. Von 11:00 Uhr bis 15:00 Uhr durfte ich in der Küche mithelfen und von 15:00 Uhr bis 18:00 Uhr im Büro. Ich muss sagen, dass mir das Arbeiten in der Küche sehr viel Spaß gemacht hat. Die Köche, die alle von den Philippinen kommen, waren sehr nett, aufgeweckt und der englischen Sprache mächtig, sodass die vier Stunden wie im Flug vergingen. Mir wurden leichtere Aufgaben im mise en place, also grob gesagt in der Vorbereitung, zugeteilt, wie das Schnibbeln von Gemüse, das Kochen von Reis oder das Backen von Brot. Positiv überrascht war ich auch von den hygienischen Bedingungen, die mich in der Küche erwarteten. In Deutschland zählen Hygienestandards, wie verschiedenfarbige Schneidebretter, Haarnetze, Schmuckverbot oder ähnliche Sachen selbstverständlich zum Arbeiten mit Lebensmitteln, doch in Spanien nehmen nicht alle Gastronomen die Vorschriften so ernst, wie ich von anderen Praktikantinnen mitbekommen hatte. Auch noch ein Aspekt, den ich positiv hervorheben möchte, ist, dass der Küchenchef sich gerne Zeit nahm, mir den Umgang mit Messern zu erlernen, mir erlaubte, verschiedene Arten von Fleisch zu tranchieren und Fisch zu filetieren und zusätzlich unermüdlich versuchte, mir jegliche spanischen Begriffe von Obst, Gemüse und Gewürzen beizubringen.

Obwohl ich von mir selbst sagen kann, dass ich kein Mensch bin, dem ein 9 to 5 Schreibtischjob zusagt, machte mir auch das Arbeiten im Büro Spaß. Tim bemühte sich von Anfang an, mir Aufgaben zuzuteilen, die mich in meinem späteren Werdegang bereichern könnten. So durfte ich mich beim Designen eines Flyers ausleben, welcher das Angebot von einem zweiwöchigen Business-Lunch beinhaltet. Grob erklärt ist das eine Mittagsaktion, bei welcher jeden Tag zwei verschiedene Gerichte zum Preis von knapp 10 € angeboten werden. Das Programm, welches mir dabei zur Verfügung stand, heißt CorelDraw und ist, natürlich, komplett auf Spanisch. Es dauerte einige Tage und auch ziemliches Kopfzerbrechen bis ich den Dreh raushatte. Doch nach zwei Wochen Arbeit am Flyer zeigte ich stolz am Freitag der zweiten Woche meinem Chef das von mir entworfene Menü, welches mittlerweile schon im Restaurant ausliegt, was mich natürlich noch mehr freute.

Sehr angenehm war es für mich auch, die Wochenenden immer frei zu haben. Tim erklärte mir freundlich, ohne meine Fähigkeiten schlecht machen zu wollen, dass der Betrieb am Wochenende meist sehr stressig ist und dass niemand in dieser Hektik die Zeit finden würde, mich anzulernen. Natürlich war das kein Problem für mich.

Die nächste Woche verbrachte ich zur Hälfte im Café in Montecarmelo. Die Mädels, welche dort arbeiten, sind alle sehr nett und versuchten mit allen Mitteln, also ihren paar Brocken Englisch und energischer Gestik, mir alles so gut wie möglich zu zeigen und zu erklären. Ein bisschen erschrocken war ich allerdings, als ich die hygienischen Zustände der Küche und des Lagers erblickte. Also machte ich es mir zur Aufgabe, neben dem Frühstücksservice und der Bewirtung deutschsprachiger Gäste, ein wenig Ordnung und Struktur in sämtliche Räumlichkeiten zu bringen. Die Mitarbeiterinnen freute das sehr. Auch das Problem mit der zu geringen Anzahl von Kaffeelöffeln kommunizierte ich mit Tim, welches dadurch sehr zeitnah aus der Welt geschafft wurde.

Am Freitag war es dann für mich an der Zeit, endlich, im für mich gewohnten Umfeld des Restaurants zu arbeiten. Die Restaurantleiterin, welche leider kein Wort Deutsch oder Englisch versteht, bemühte sich sehr, mir die groben Abläufe im Restaurant zu zeigen, wodurch ich schon an diesem Tag in der Lage war, zusammen mit ihr einen Servicebereich zu übernehmen. Natürlich wurde die Kommunikation durch meine fehlenden Spanischkenntnisse sehr erschwert, doch für das Erfragen von Getränken langte es. Auch im weiteren Verlauf der letzten Woche bestanden meine Aufgaben aus dem Aufnehmen von Getränken, dem Servieren von Speisen und dem Herrichten und Säubern von Tischen. Da ich an die Abläufe in der Gastronomie durch meine Ausbildung als Restaurantfachfrau gewohnt bin und ich somit Arbeiten, die im Alltag im Restaurant anfallen, ohne Erklärung oder Aufforderung verrichten kann, war die Sprachbarriere letzten Endes kein großes Problem mehr.

Ein Bereich, in dem ich mich auch hier sehr wohlfühlte, war hinter der Bar. Im späteren Verlauf der Woche war es mir schon gestattet, komplette Schichten alleine hinter der Bar zu übernehmen, welche ich auch ohne größere Missverständnisse sowohl mit Freude als auch mit Erfolg bewältigte.

  

FAZIT

Alles in allem muss ich sagen, dass ich sehr dankbar bin, dass ich im Rahmen meiner Ausbildung die Möglichkeit hatte, dieses Praktikum anzunehmen. Nicht nur, dass ich neue soziale und gesellschaftliche Einblicke erlangen konnte, sondern auch dass man eine komplett andere Seite der Gastronomie zu sehen bekommt, werden mir in meiner weiteren beruflichen Laufbahn sehr weiterhelfen. Ich würde jedem raten, eine Chance wie diese anzunehmen, alleine um sich selbst und seine Fähigkeiten auf die Probe zu stellen.