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Der Ostpark: Ruhepol im Großstadttrubel

In Sachen grüne Oasen gibt es noch Aufholbedarf im Stadtosten. Gerade dort, wo Verkehr die Straßen flutet und die Stadtviertel eher großstädtisch geprägt sind, ist die Sehnsucht der Anwohner nach purer Natur groß. Der Ostpark ist solch eine grüne Oase, die von den umgebenden Verkehrsadern aus kaum wahrzunehmen ist.

Fotografie: Menschen spazieren im Ostpark.

15. Juni 2021

„Man tritt einfach in eine andere Welt ein“, so formuliert es Dietrich Krätschell, der Chef des städtischen Gartenamtes, den das Ambiente des Parks mit seiner strengen städtebaulichen Fassung an Parks in Hamburg oder Berlin erinnert. Die einfache rechteckige Grundstruktur findet sich in der Bepflanzung widergespiegelt. Hohe Bäume und andere Gehölze nehmen zudem den Rahmen auf, den der Park durch die Gebäude erhält, die ihn auf allen vier Seiten begrenzen. Diese ganz spezielle bauliche Situation, die kein anderer der Regensburger Parks in einer vergleichbaren Weise aufweisen kann, vermittelt Geborgenheit und Schutz.

Fotografie: Eingangsschild des Ostparks

Ehemaliger Exerzierplatz

Dass dies so ist, hat historische Gründe. Denn der Park, der zwischen der Landshuter-, der Safferling- und der Plato-Wild-Straße liegt, ist auf dem ehemaligen Exerzierhof der Von-der-Tann-Kaserne entstanden, die nach dem Befehlshaber des Ersten Bayerischen Armeekorps im Deutsch-Französischen Krieg 1871/72, Ludwig Freiherr von und zu der Tann benannt ist.

Längst dienen die umgebenden Gebäude, die Ende des 19. Jahrhunderts errichtet worden waren, nicht mehr der Schulung von Rekruten und dem militärischen Drill. Zur Landshuter Straße hin findet man heute das Zentrum Bayern Familie und Soziales und im Osten die Pestalozzi-Grundschule. Beschäftigte und Schüler nutzen den Park gerne in ihren Pausen, um hier ein bisschen frische Luft zu schnappen oder um auf einer der Bänke das Gesicht kurz in die Sonne zu halten.

Fotografie: Kriegerdenkmal im Ostpark
Das Kriegerdenkmal hält die Erinnerung an die militärische Vergangenheit des Geländes wach. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Dennoch ist die militärische Vergangenheit nicht zur Gänze aus dem Ostpark verbannt. Wer an der Südseite entlangschlendert, der stößt unweigerlich auf ein Kriegerdenkmal, das von einem martialisch aussehenden Bronze-Löwen bekrönt wird. Das „Denkmal für die Gefallenen des 11. Infanterieregiments Von der Tann“, das im Jahr 1905 errichtet wurde, erinnert heute an die Gefallenen der beiden Weltkriege. Wer vor dem Kriegerdenkmal kurz innehält, wird sich vielleicht des Kontrastes, aber auch des schmalen Grads bewusst, der zwischen militärischem Säbelrasseln und friedvoller Mittagsruhe liegt.

Vielfältige Tier- und Pflanzenwelt

Zum Glück sind es heute keine Soldaten, die sich für den Krieg rüsten, sondern nur Eichhörnchen, die über den Weg huschen, um sich rasch auf einen Baum zu flüchten, wo sie gelenkig von Ast zu Ästchen hüpfen und im Betrachter den Wunsch erwecken, es ihnen gleichtun zu können. Im Gras plagt sich ein Buchfink mit einer dicken Insektenlarve ab. Doch weil das Buchfinkenmännchen im Nachbarrevier ruft, lässt er die Larve kurz Larve sein, um mit seiner ausdrucksstarken Strophe sein Revier zu behaupten. Im Herbst kreisen Krähen über dem Park auf der Suche nach einer nährstoffreichen Mahlzeit. Wenn die Walnüsse heranreifen, dann machen die Krähen den Eichhörnchen Konkurrenz und schaffen ihre Beute in die Nähe eines asphaltierten Wegs, wo sie die Nüsse aus großer Höhe fallen lassen und so die harte Schale zum Bersten bringen.

Auch eine botanische Besonderheit birgt der Park, und zwar eine, die nur dem aufmerksamen Betrachter ins Auge fällt. Umrahmt von anderen grünen Gehölzen verbirgt sich am nordöstlichen Rand der Grünfläche eine gelbblühende Bastard-Pavie, eine Kreuzung aus gelber und rotblühender Ross-Kastanie, die man auch außerhalb der Blütezeit an ihren deutlich feiner gefingerten Blättern erkennen kann.

Fotografie: Blüte einer Bastard-PavieEine botanische Besonderheit ist die Bastard-Pavie, die nicht jedem sofort ins Auge fällt. © Bilddokumentation Stadt Regensburg
Fotografie: Gartenamt mäht Rasenfläche im Ostpark
Grillen, Relaxen oder sportliche Aktivitäten: Das Gartenamt sorgt dafür, dass man die Rasenflächen nutzen kann. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Spiel- und Grillvergnügen

Doch nicht nur wegen seiner Vielfalt von Flora und Fauna bietet der Park den Menschen im Stadtteil eine ganze Menge. Eine großflächig ausgewiesene Grillzone animiert dazu, laue Sommerabende im Park zu verbringen. Der Rasen wird stets so kurz gehalten, dass man es sich je nach Laune im Gras gemütlich machen kann oder sich bei geselligen Ballspielen ein bisschen sportlich betätigen kann. Auch das ist übrigens nicht so selbstverständlich. Noch bis in die 1980er-Jahre hinein war es nämlich nicht erlaubt, in städtischen Grünanlagen die Rasenflächen zu betreten.

Kinder – große und kleine – fühlen sich gut aufgehoben auf dem Kinderspielplatz in der Nordostecke des Parks. Den Größeren hat es vor allem der wippende Klettersteig angetan. Wer in sich eine Ambition zum Alpinismus verspürt, kann seine Fähigkeiten an der Kletterwand testen. Die Allerkleinsten vergnügen sich im Sand, auf der Rutsche oder auf einem der Wipptiere.

Fotografie: Spielplatz im OstparkNoch liegt er ruhig in der Morgensonne, doch bald schon wird Kinderlärm den Spielplatz erfüllen. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Text: Dagmar Obermeier-Kundel