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Der Aubachpark: Natur- und Tierparadies im Stadtosten

Der Aubachpark gehört zu den jüngsten Parks und ist gleichzeitig der größte. Mit rund 45 Hektar erstreckt er sich von Burgweinting im Osten und Norden bis zum Burgweintinger Hölzl im Süden und Unterisling im Westen.

Fotografie: Bach im Aubachpark

26. September 2024

Wer an einem ruhigen Sommertag einen Spaziergang durch den Park unternimmt, dem wird es sicherlich nicht langweilig werden. Von einem vielstimmigen Konzert der Grillen begleitet, kann er Rehe beim Äsen beobachten, dem Quaken der Frösche lauschen, oder sogar den Biber beim Bau seiner Dämme beobachten. Im Frühling schallt der Ruf des Kuckucks durch den Park und abends kann man mit viel Glück vielleicht sogar Nachtigallen schlagen hören oder Fledermäuse auf ihrem lautlosen Flug durch die Nacht beobachten. Spechte, Pirole, Blau- und Kohlmeisen, Rotkehlchen und Ringeltauben nisten in Bäumen oder in den vom Gartenamt auf ihre speziellen Bedürfnisse zugeschnittenen Brutkästen. Graureiher und Enten haben sich rund um die Tümpel niedergelassen, auf den Wiesen sind Fasane und Rebhühner und Hasen, in den Waldstücken Füchse anzutreffen. In dieser wildromantischen und vor allem naturnahen Landschaft sind unzählige Tierarten beheimatet, die sonst in einem städtischen Umfeld keine adäquaten Lebensbedingungen finden würden.

Pflanzenvielfalt

Aber auch die Pflanzenvielfalt ist spektakulär. Wer sich ein bisschen Zeit nimmt, der kann auf seltene (und natürlich geschützte) Orchideen wie Nestwurz oder Waldvögelein stoßen. Auch Türkenbundlilien, Seidelbast, Froschlöffel und Sumpfdotterblumen sind im Aubachpark anzutreffen. Aber ganz so spektakulär muss es gar nicht sein: Ganz „gewöhnliche“ Wiesenblumen wie  Margariten, Storchschnabel, Esparsetten, Wiesensalbei, Hornklee, Beinwell, Wiesen-Pippau, Lein und Ackerwitwenblumen reichen durchaus aus, um den impressionistischen Malern reale Konkurrenz zu machen. Wie ein Feuerwerksgarben lassen sie im späten Frühjahr die Grünflächen erstrahlen, die nach einem strengen Wiesenmanagement bewirtschaftet werden, das genau auf die Blühzeitpunkte abgestimmt ist und durch eine sogenannte Schröpfmahd gewährleistet, dass die Artenvielfalt erhalten bleibt.

Naturnahe Auenlandschaft

Dass die Parkbesucher dort auf diesen Pflanzenreichtum treffen, ist durchaus nicht selbstverständlich. Denn noch bis zum Beginn der 2000er Jahre war der größte Teil des Aubachparks Ackerfläche, die intensiv bewirtschaftet wurde. Um die Flächen in die naturnahe Auenlandschaft zurückzuführen als die sich das Areal heute präsentiert, war einige Arbeit nötig. „Man hat hier ganz bewusst nicht versucht, eine künstliche idealtypische Landschaft zu formen. Ziel war es, eine möglichst naturnahe Entwicklung nachzuvollziehen“, beschreibt der ehemalige Gartenamtsleiter Dietrich Krätschell den Prozess, durch den die ehemaligen Ackerflächen in ein kleines Paradies umgewandelt wurden. Dazu gehört natürlich, einheimische Pflanzengesellschaften anzusiedeln. Deshalb setzt sich der Baumbestand in erster Linie aus Weiden, Pappeln und Eschen zusammen, Weichholzbaumarten also, die typisch für Auenlandschaften sind. Dass im Park auch zwei noch junge chinesische Mammutbäume, anzutreffen sind, geht auf den Gestaltungswunsch des Landschaftsarchitekten zurück.

Die Entstehung des Parks reicht bis in die 1990er Jahre zurück. Etwa acht Hektar betrug damals die Fläche der arrondierten Grundstücke, die im Süden des  heutigen Areals liegen. 2002 kam der Bereich hinzu, auf dem Archäologen die Reste einer Villa rustica, eines römischen Gutshofs aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus, ausgegraben hatten. 2010 schließlich folgte mit rund 24 Hektar der größte Bereich, der quasi das Herz des Parks darstellt.

Erfahrungsweg Natur

Dort trifft man, von der Obertraublinger Straße her kommend, zunächst auf das Hochwasserrückhaltebecken Burgweinting, das dem Aubach bei einem Hochwasserereignis so viel Raum geben soll, dass Gebäude und Straßen verschont bleiben. Folgt man dem Weg weiter, kann man schon bald die Beschilderung entdecken, die auf den Erfahrungsweg Natur hinweist, der im Juli 2013 eröffnet wurde und einmalig in der ganzen Region ist. 15 in den sich durch die Auenlandschaft schlängelnden Weg integrierte Stationen sollen zur Auseinandersetzung mit der eigenen Psyche und der Natur anregen. „Gleichgewicht“, „Weiblichkeit“, „Aufladen“ oder „Mitte finden“ lauten beispielsweise einige Themen der Stationen. Der Weg will damit einer Tradition folgen, die aus einer Zeit stammt, als die Menschen noch im Einklang mit der Natur lebten und bewusst Plätze für Siedlungen und kultische Handlungen aussuchten. Dieses Erbe, das Sichtbarmachen besonderer Orte, wurde später in der christlichen Tradition durch Insignien wie Feldkreuze, Marterl oder Kapellen fortgesetzt. Reiner Söhmisch, Landschaftsarchitekt aus Freising, hat die Stationen im Auftrag des Gartenamts geplant.

Sport und Freizeit

Aber auch Besucherinnen und Besucher, die der Esoterik weniger nahestehen, werden im Aubachpark auf ihre Kosten kommen. Ob Spaziergänger, Nordic Walker oder Jogger – sie alle finden hier Wege, um ihren Sport auszuüben. Angrenzende und gut beschilderte Wege laden dazu ein, auch die Grenzen des Parks zu überschreiten und ausgedehnte Wanderungen in die nähere und weitere Umgebung zu unternehmen.

Die Bohlenwege, auf denen Hobbybotaniker und Tierliebhaber früher die sumpfigen Bereiche des Parks auch trockenen Fußes erkunden können, wurden im Laufe der Jahre morsch und mussten leider gesperrt werden.

Beachtet werden sollte auch, dass man zum Schutz von Flora und Fauna die Wege nach der Verordnung der Stadt Regensburg über den geschützten Landschaftsbestandteil „Weintinger Hölzl mit Aubach, Islinger Mühlbach und Quellgebiet Graben in der Au“ keinesfalls verlassen sollte.

Fotografie: Der Biberstegspielplatz
Der Biberstegspielplatz entstand 2019. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Begehbarer Walfisch und Brotbackofen

Auch für Kinder ist der Park ein wahres Paradies. Gleich am Eingang von der Obertraublinger Straße her wartet ein Spielplatz mit einer Attraktion auf die Kinder, die durchaus etwas Besonderes ist: Ein begehbarer Walfisch, in dessen Bauch man sich aufhalten kann wie einst Jonas im Alten Testament. Er wurde 1994 fertiggestellt und im Sommer 2014 saniert. Der Römerspielplatz im Norden hält eine echte Galeere und einen Befestigungswall für seine jungen Besucherinnen und Besucher bereit. Die Seilbahn mit angrenzendem (Korb-) Ballspielplatz, die sich im Westen des Parks befindet, bietet auch den Älteren ein spannendes Betätigungsfeld. An der Jupiterstraße liegt der im Spätsommer 2014 eröffnete Biberspielplatz, der in einem Kinderbeteiligungsverfahren entstanden ist und eine bespielbare Biberburg darstellen soll. Am Ende der Kirchfeldallee entstand 2019 der Biberstegspielplatz mit weiteren Grün- und Ausgleichsflächen.

Ein echter Brotbackofen im östlichen Bereich ist ein weiterer Anziehungspunkt. Er wird vom städtischen Gartenamt gemeinsam mit dem örtlichen Obst- und Gartenbauverein bewirtschaftet. Beide bieten auch immer wieder Brotbackkurse für Kinder und Erwachsene an.

Text: Dagmar Obermeier-Kundel