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„Ich kann alles fahren, was Räder hat!“

André Pfützner arbeitet beim Amt für Abfallentsorgung, Straßenreinigung und Fuhrpark. In den Wintermonaten rückt er den schnee- und eisbedeckten Straßen im Stadtgebiet mit seinem 26-Tonner zu Leibe und sorgt gemeinsam mit seinen Kollegen dafür, dass Einsatzkräfte, Busse und Individualverkehr sicher an ihr Ziel kommen.

Fotografie: André Pfützner steht auf seinem Einsatzfahrzeug
André Pfützner und sein Einsatzfahrzeug © Bilddokumentation Stadt Regensburg

11. Februar 2021

Wenn der Wetterdienst winterliche Straßenverhältnisse ankündigt, beginnt sein Arbeitstag schon früh. Manchmal sogar schon vor zwei Uhr morgens. Dann verlässt der 50-Jährige sein warmes Zuhause auf dem Keilberg, freut sich darüber, dass er ein Auto mit Allradantrieb hat, das ihn sicher durch den frischen Schnee bringt, und holt aus dem Fuhrpark in der Markomannenstraße sein Räumfahrzeug. Als sogenannter Späher ist er dann dafür verantwortlich, den Zustand der Straßen und vor allem der Brücken einzuschätzen, denn diese stellen bei Minusgraden die größte Gefahrenquelle dar. Mit einem Laserthermometer misst er die Temperatur des Bodenbelags und erstellt ein Messprotokoll. Unterschiede von bis zu minus zehn Grad – jeweils abhängig vom Unterbau der Brücke – sind da keine Seltenheit, gefährliche Glätte ist die Folge.

Fotografie: Räumfahrzeug auf der Straße
André Pfützners Einsatzgebiet umfasst den Bereich zwischen dem Odessa-Ring und dem Industriegebiet in Haslbach. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Als Späher unterwegs

Nach einem ausgeklügelten Plan kontrolliert der Späher alle neuralgischen Punkte, überprüft die Gesamtlage und entschärft kritische Stellen. Um drei Uhr morgens erstattet er seinem Einsatzleiter Bericht, der daraufhin die übrigen Einsatzkräfte benachrichtigt.

Wenn Pfützner nicht als Späher eingesetzt ist, beginnt sein Arbeitstag bei winterlichen Straßenverhältnissen um drei Uhr morgens. Sein Einsatzgebiet umfasst den Bereich zwischen dem Odessa-Ring und dem Gewerbegebiet in Haslbach. Abhängig von der Witterung streut er ein Gemisch aus Salz und Sole. 6,5 Tonnen Salz und 2.700 Liter Sole fasst der Tank seines Fahrzeuges – ausreichend für eine normale Schicht von vier bis fünf Stunden.

Schneeräumen – manchmal eine Sisyphusarbeit!

Aber es gibt auch besondere Situationen, in denen die Schicht dann noch lange nicht zu Ende ist. 2010 war solch ein Winter. „Da hatte ich meine ganze Strecke durchgefahren und alles geräumt und gestreut und als ich fertig war, lag schon wieder so viel Schnee, dass ich glatt wieder von vorn anfangen musste.“ Eine wahre Sisyphusarbeit, erinnert er sich! Auch das extreme Glatteis Ende Januar 2017 stellte den städtischen Winterdienst vor eine echte Herausforderung, denn das Eis war so dick, dass ihm Salz oder Sole nichts anhaben konnten.

Zum Glück sind solche Extremsituationen eher selten. In einem normalen Winter sind zwei bis drei Einsätze pro Woche die Regel. Kontrolliert wird allerdings täglich. Und natürlich beschränkt sich der Winterdienst nicht auf die frühen Morgenstunden. Wenn es schneit, dann sind die Räum- und Streufahrzeuge von früh bis in die Nachtstunden im Einsatz. Von Dienstschluss bis 21 Uhr sorgt ein eigener Spätdienst dann dafür, dass man auch abends noch sicher nach Hause kommt.

Fotografie: Transport des Streuguts mit Bagger im Depot des Winterdienstes
Transport des Streuguts im Depot des Winterdienstes © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Umsteigen auf die Schneefräse

Damit der Verkehr auch bei winterlichen Straßenverhältnissen möglichst reibungslos abgewickelt werden kann, sind die Straßen im Stadtgebiet in drei Kategorien eingeteilt, erklärt Pfützner. Während die Kategorien 1 und 2, die alle Hauptverkehrsadern, die Bustrassen sowie Brücken und Steigungen beinhalten, absolute Priorität genießen, müssen reine Wohnstraßen, die zur Kategorie 3 zählen, unter Umständen zurückstehen. Sie werden erst nachrangig von Schnee und Eis befreit.

Wenn große Mengen an Schnee auf einmal zusammenkommen, dann muss Pfützner auf eine Schneefräse umsteigen, die in der Stadt zum Einsatz kommen. Der Schnee, der in der Innenstadt keinen Platz mehr findet, weil er Rettungswege blockieren würde, wird dann auf LKWs verladen und abtransportiert. Und wenn selbst mit den Räumfahrzeugen kein Durchkommen mehr ist, dann werden eben Schneeketten aufgezogen!

Abwechslungsreicher Job

Ob Schneefräse, Räum- und Streufahrzeug, Kehrmaschine, Möbeltransporter, Tankwagen, Mähdrescher oder Gefahrguttransport – „ich kann alles fahren, was Räder hat“, betont der gebürtige Sachse stolz. Gelernt hat er das in der LPG in seiner Heimatstadt Grimma, in der er zum Agrartechniker ausgebildet wurde. Nach der Wende zog es ihn zusammen mit seiner Frau nach Bayern. Hier kam seine Tochter zur Welt und hier fühlt er sich seit 30 Jahren zuhause. „Bayern gefällt mir halt“, bemerkt er lapidar. „Da fühl ich mich wohl!“ Seit 2007 ist er im städtischen Fuhramt für den Fuhrpark tätig. In den warmen Monaten kümmert er sich um die Entleerung der Grüngutsammelstellen, entsorgt Wertstoffcontainer auf dem Recyclinghof und hilft auch mal bei der Müllabfuhr aus. Gerade in Zeiten der Pandemie, in der mit getrennten Teams gearbeitet werden muss, um den Betrieb auch bei einer Häufung von Infektionen sicherzustellen, ist Flexibilität eben eine wichtige Qualifikation für seine Tätigkeit!

Und genauso wie er seine neue Heimat zu schätzen gelernt hat, mag er auch seinen Job. Vor allem die Vielfalt der Tätigkeiten reizt ihn dabei. Deshalb macht ihm auch das frühe Aufstehen nichts aus, das der Winterdienst so mit sich bringt. Und das, obwohl er Schnee eigentlich gar nicht mag. Umso mehr freut sich André Pfützner jetzt schon auf den Frühling. Denn dann kommt seine Maschine wieder zum Einsatz. Eine Suzuki GSXR 1000, mit der er Rennen im In- und Ausland bestreitet. Und wenn es mal nicht ganz so rasant sein soll, dann steigt er auf sein E-Bike um und erkundet seine neue Heimat auf die eher gemütliche Tour.

Text: Dagmar Obermeier-Kundel