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Aaron Tonndorf: Vom Raumausstatter zum Stadt- und Verkehrsplaner

Aaron Tonndorf arbeitet seit 2016 in der Abteilung Verkehrsplanung im Stadtplanungsamt der Stadt Regensburg. In seiner Funktion kümmert er sich u. a. um die Realisierung von Verkehrsinfrastrukturen, betreut eisenbahnrechtliche Planfeststellungsverfahren sowie verkehrliche Sonderprojektvorhaben und arbeitete an der Planung des Interims-ZOBs mit.

Fotografie: Aaron Tonndorf sitzt auf einer Wartebank am Interims-ZOB.
Aaron Tonndorf: „Die Aufgaben der Verkehrsplanung bestehen grundsätzlich darin, Maßnahmen auszuarbeiten und zu ergreifen, um den Verkehr zu steuern.“ © Bilddokumentation Stadt Regensburg

2. Dezember 2021

„Ich arbeite an vielen verschiedenen Projekten. Das ist sehr abwechslungsreich aber auch zugleich herausfordernd“, berichtet Aaron Tonndorf von seinem Arbeitsalltag bei der Stadt Regensburg. Zum einen betreut der 38-Jährige Planfeststellungsverfahren bei Eisenbahninfrastrukturen im Stadtgebiet Regensburg. Zum anderen ist er an der Erstellung von Gutachten bei stadtübergreifenden Themen wie zum Beispiel Großraumuntersuchungen und Verbunderweiterungen oder verkehrlichen Sonderprojekten zuständig. Zu Aaron Tonndorfs Hauptaufgabe gehört daher zurzeit auch die Betreuung des Projektes Verkehrsberuhigung Altstadt. „Das hört sich alles schrecklich kompliziert an aber grundsätzlich bestehen die Aufgaben der Verkehrsplanung darin, Maßnahmen auszuarbeiten und zu ergreifen, um den Verkehr auch in bestimmten Bereichen zu steuern. Diese Maßnahmen sollen im Idealfall natürlich zu einer Gesamtverbesserung in der Stadt Regensburg führen“, erklärt Aaron Tonndorf. „Die größte Herausforderung besteht jedoch darin, die gesellschaftliche und notwendige Mobilität umweltverträglich, im Konsens mit der Öffentlichkeit ohne eine ideologische Denkweise zu gestalten“, so der Verkehrsplaner.

Verkehr muss umweltverträglich, stadtverträglich und sozialverträglich sein

Dabei stößt er immer wieder auf Herausforderungen, sei es gesellschaftlich, politisch oder verkehrlich, denn der Gesamtverkehr unterliegt immer einer ständigen und dynamischen Entwicklung. Die Verdichtung des Stadtgebietes in Regensburg und das Wachstum der Landkreise stehen dabei auch in direktem Zusammenhang mit der steigenden Anzahl der Autos auf den Straßen. „Es ist nötig, Pläne und Maßnahmen für die Gegenwart und die Zukunft zu entwickeln, in denen eine Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs möglich erscheint und gleichzeitig die Stärkung weiterer Verkehrstypen angestrebt wird“, erklärt Aaron Tonndorf. Viele verschiedene Faktoren müssen dabei aber in Einklang gebracht werden: Die Verkehrsplanung muss zum einen immer die Verringerung der Umweltbelastungen und der Emissionen sowie den Landschaftsverbrauch berücksichtigen. Zum anderen hat neben der Umweltverträglichkeit auch die Stadtverträglichkeit eine hohe Priorität. Obwohl die Stadterschließung sichergestellt werden muss, müssen gleichzeitig auch die Schaffung beziehungsweise Erhaltung von Freiräumen wie zum Beispiel von Plätzen und Grünflächen oder die Wiederherstellung von Raum für das städtische Leben für Handel und Freizeit gewährleistet werden. Zusätzlich ist auch die Sozialverträglichkeit im Verkehr ein wichtiger Anspruch. Dabei geht es unter anderem darum, die Gleichberechtigung der einzelnen Verkehrsarten zu fördern.

Verkehrsberuhigung Altstadt: „Ich will einen bestmöglichen Konsens herbeiführen!“

Aaron Tonndorf und seine Kolleginnen und Kollegen in der Stadtplanung arbeiten daran, all diese Anforderungen unter einen Hut zu bekommen. Dabei spielt auch die Meinung der Bevölkerung eine große Rolle. So auch bei dem Projekt Verkehrsberuhigung Altstadt. Ziel des Projekts ist es, herauszufinden, wie sich die Regensburger Altstadt zukünftig weiter entwickeln soll und wie die städtebauliche Entwicklung im Zusammenspiel mit dem Verkehr funktionieren kann. Ein weiterer Schwerpunkt ist es, herauszufinden, wie die Beeinträchtigungen durch den Verkehr reduziert werden können und die Altstadt trotzdem für alle erreichbar und attraktiv bleiben kann.

Um bis Mitte 2022 entsprechende Lösungen und konkrete Maßnahmen für das Untersuchungsgebiet zwischen Stadtamhof und dem Hauptbahnhof zu finden, gibt es seit Juni 2021 im Rahmen mehrerer Teilnahme- und Workshop-Prozesse für alle Bürgerinnen und Bürger Möglichkeiten zur Beteiligung. „Für uns geht es darum, herauszufinden, wo momentan die Probleme liegen und wie man sie lösen kann. Es soll dabei ein gemeinsamer Konsens zwischen der Öffentlichkeit, der Politik und der Verwaltung gefunden werden. Die Schwierigkeit dabei liegt vor allem darin, dass alle Beteiligten die Probleme aus unterschiedlichen Perspektiven wahrnehmen und folglich auch andere Lösungsansätze bevorzugen. Unsere Aufgabe ist es, eine Kompromisslösung zu finden“, erklärt Aaron Tonndorf. Um das zu erreichen, ist es allerdings nötig, dass möglichst viele Regensburgerinnen und Regensburger die Chance auch nutzen und sich beteiligen. „Die Workshop-Teilnehmer haben uns bisher viele Ideen geliefert. Trotzdem würde ich mir noch mehr Beteiligung und Rückmeldung aus der Bevölkerung erhoffen. Nur so erfahren wir, was wirklich relevant ist und können die Maßnahmen auch dementsprechend besser festlegen“, erklärt der Verkehrsplaner.

Fotografie: Aaron Tonndorf sitzt auf einer Stufe des Interims-ZOB
Neben der klassischen Büro-Arbeit stehen für Aaron Tonndorf auch regelmäßige Vor-Ort-Termine auf der Tagesordnung. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Viele Menschen umweltbewusst mit der Bahn transportieren

Neben dem Projekt Verkehrsberuhigung Altstadt ist Aaron Tonndorf auch noch in weitere Projekte eingebunden – so zum Beispiel auch in den Interims-ZOB – oder besser gesagt in die Vorabstimmung und Planung des Interims-ZOBs. Viele Punkte mussten dabei bedacht und in Einklang gebracht werden: Wie groß muss der I-ZOB sein? Welchen Umfang muss er mindestens haben? Wo kann man neue Bushaltestellen ausweisen? „Die Planung und Abstimmung – intern und extern – war komplex. Das Ziel ist natürlich, dass die Nutzung des I-ZOBs mit dem Stadt- und Regionalbusverkehr am Ende reibungslos abgewickelt werden kann“, so der 38-Jährige.

Außerdem betreute Aaron Tonndorf gemeinsam mit der Deutschen Bahn AG, der Bayerischen Eisenbahngesellschaft und dem Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr drei Jahre lang ein Gutachten für den Schienenverkehr für die Stadt und die Gesamtregion Regensburg. Ziel des Gutachtens ist es, den Schienenpersonennahverkehr zu verbessern – unter anderem durch die Realisierung neuer Bahnhaltepunkte. Im Gutachten wurden mehrere Bahnhaltepunkte empfohlen, so zum Beispiel an der Klenzebrücke, an der Walhallastraße oder in Wutzlhofen. „Der Bahnhaltepunkt Walhallastraße wird derzeit geplant und soll seitens der Deutschen Bahn baulich naheliegend umgesetzt werden“, erzählt Aaron Tonndorf. „Die Planung von Bahnhaltepunkten oder Bahninfrastrukturen macht mir am meisten Spaß, weil man damit sehr langfristig den größten Nutzen beziehungsweise Mehrwert für die Gesamtstadt und die Bevölkerung erreicht“, so der Verkehrsplaner weiter.

Wer sich nun allerdings vorstellt, dass Aaron Tonndorfs beruflicher Alltag ausschließlich in seinem Büro stattfindet, liegt falsch. „Ich schaue mir die Gegebenheiten immer auch im Detail vor Ort an. Meiner Meinung nach muss man die Umstände vor Ort zu 100 Prozent kennen um die Situation besser einschätzen zu können“, schildert der Verkehrsplaner.

Vom Raumausstatter zum Stadt- und Verkehrsplaner

Bevor Aaron Tonndorf 2016 sowohl beruflich als auch privat in Regensburg ankam, durchlief er einige interessante Stationen in seinem Leben: Der heute 38-Jährige kommt ursprünglich aus Frankfurt-Oder und lebte viele Jahre unter anderem auch in Berlin, Frankfurt, Erfurt oder im Süden von Baden-Württemberg. Nach der Schule erlernte er einen Handwerksberuf und wurde Raumausstatter. Obwohl ihm der Job viel Spaß machte, hatte er nie das Gefühl, das Richtige gefunden zu haben. „Ich wollte etwas machen, was mich nicht nur körperlich, sondern auch geistig mehr fordert“, erinnert sich Aaron Tonndorf lachend zurück. Mit Anfang 20 machte er sein Abitur und entschied sich für ein Bachelor- und Master-Studium in Erfurt. Seine Wahl fiel dabei auf den Studiengang „Stadt- und Raumplanung“, den er schließlich mit einem Master of Science abschloss. Nachdem er schon während seines Studiums als studentischer Mitarbeiter und anschließend in Baden-Württemberg Berufserfahrung im Bereich der Verkehrsplanung sammelte, bewarb er sich schließlich bei der Stadt Regensburg.

„Ich bin mehr oder weniger zufällig in Regensburg gelandet. Inzwischen fühle ich mich nach fünf Jahren pudelwohl – sowohl privat innerhalb der Familie als auch beruflich. Mein Interesse für Regensburg beziehungsweise für Bayern war schon immer groß, nicht nur durch den großen Freundeskreis in München. Mich faszinieren dabei nicht nur die Kultur oder die direkte und offene Mentalität der Menschen, sondern als begeisterter Motorrad- und Mountainbike-Fahrer auch die perfekte topografische Lage zum angrenzenden Bayrischen Wald sowie die zahlreichen Freizeitmöglichkeiten in Regensburg“, verrät Aaron Tonndorf.

Text: Verena Bengler