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Der Green Deal soll Regensburg zur Klimaneutralität führen

Der kürzlich veröffentlichte Weltklimabericht könnte die Situation nicht drastischer zeichnen: Das Zeitfenster schließt sich schnell, das es noch ermöglicht, einer Katastrophe gegenzusteuern. Umweltbürgermeister Ludwig Artinger erläutert, welchen Beitrag die Stadt mit dem Green Deal Regensburg leisten kann, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen.

Fotografie: Gruppenfoto bei der Green-Deal-Pressekonferenz am 20. April 2021
Beim Green Deal Regensburg müssen alle an einem Strang ziehen, um die Stadt zur Klimaneutralität zu führen. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

3. März 2022

Herr Artinger, warum brauchen wir einen Green Deal Regensburg?

Wirtschaftliche, gesellschaftliche und ökologische Ziele miteinander verweben, natürliche Lebensgrundlagen schützen, den Ausstoß von Treibhausgasen nachhaltig und deutlich verringern und Europa als ersten Kontinent auf der Welt klimaneutral machen – das alles sind die hehren Ziele, die sich die Europäische Kommission mit dem im Dezember 2019 beschlossenen European Green Deal, gesetzt hat. Aber wenn wir ehrlich sind: Funktionieren kann dies doch nur, wenn alle Ebenen an einem Strang ziehen. Deswegen haben wir einen eigenen Klimapakt, den Green Deal Regensburg, ins Leben gerufen und uns damit ehrgeizige Ziele gesetzt: Bis zum Jahr 2030 sollen die Treibhausgasemissionen um 65 Prozent gegenüber 1990 gesenkt werden. Bis 2035 sollen außerdem die Stadtverwaltung, alle städtischen Töchter sowie die Gesamtstadt klimaneutral werden.

 

Wie genau soll das funktionieren?

Wir setzen auf eine starke Einbindung der unterschiedlichsten Akteure. Dafür haben wir eine eigene Stabsstelle „Klimaschutz und Klimaresilienz“ geschaffen, die in meinem Direktorium angesiedelt ist. Die Projektsteuerung hat die Energieagentur inne, die eng mit allen betroffenen Verwaltungsbereichen, der REWAG sowie mit den Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Bürgerschaft und natürlich auch mit den unterschiedlichen Interessensverbänden zusammenarbeitet.

Wenn so viele Instanzen eingebunden sind, ist es doch bestimmt schwierig, das alles zu koordinieren?

Das zentrale Instrument zur Umsetzung des Green Deals Regensburg ist der „Aktionsplan Energie und Klima“, kurz APEK genannt. Er beinhaltet sowohl die einzelnen Maßnahmen und Projekte, die geplant sind, er soll aber auch die unterstützende Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit koordinieren. Ganz wichtig ist dabei aber auch die Zusammenarbeit mit Wirtschaft und Wissenschaft. Eine CO2-freie Energieversorgung ist nämlich von enormer Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Regensburg.

 

Klappt denn die Zusammenarbeit mit den Unternehmen am Standort gut?

Ja, das kann man wirklich sagen. Ich habe den Eindruck, dass das Interesse groß ist, hier einen Paradigmenwandel zu vollziehen. Ein schönes Beispiel sind der im vergangenen Jahr gestartete Green Tech Cluster Regensburg, dessen Mitglieder aus dem Bereich Entwicklung und Anwendung von Zukunftstechnologien kommen und unter der Regie der Energieagentur im Bereich Energie und Klimaschutz zusammenarbeiten, sowie die Unternehmerinitiative OHA!, die Unternehmen im Raum Ostbayern mit dem Ziel der Klimaneutralität und Nachhaltigkeit vernetzt. Das sind nur zwei Beispiele von vielen und ich kann nur sagen, dass sich alle freuen, dass in Sachen Klimaschutz etwas bewegt wird. Das können Sie schon auf der Website zum Green Deal Regensburg sehen. Mittlerweile sind dort bereits 36 Unternehmen gelistet. Sie alle wollen den Green Deal Regensburg unterstützen.

Fotografie: Photovoltaik-Anlage auf der Turnhalle der Grundschule Burgweinting
Städtische Gebäude, wie hier die Turnhalle der Grundschule in Burgweinting, werden nach Möglichkeit mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Inwieweit engagiert sich die Stadtverwaltung selbst beim Green Deal Regensburg?

Auch wenn die städtische Verwaltung nur einen Anteil von etwa einem Prozent am Gesamtenergiebedarf der Stadt hat, haben wir uns zum Ziel gesetzt, der Motor für die Energiewende zu werden. Das heißt natürlich, wir müssen auch selbst Flagge zeigen. Städtische Neubauten und Generalsanierungen werden grundsätzlich mit Photovoltaik und weiteren regenerativen Energien ausgestattet. Bestandsgebäude werden auf ihre Eignung für Photovoltaik-Anlagen untersucht. In einem ersten Schritt können so 14 Bestandsgebäude und fünf geplante Neubauten mit Photovoltaik ausgestattet werden. Mit dieser Ausbeute könnten dann beispielsweise bis zu 1.200 Haushalte mit Strom versorgt werden.

 

Welche weiteren Maßnahmen sind denn geplant?

Um den CO2-Ausstoß zu reduzieren, müssten dringend Fernwärmenetze mit Heizkraftwerken ausgebaut werden, und wir müssen erreichen, dass Öl- und Gasheizungen auch im privaten Bereich mehr und mehr auf Wärmepumpen oder Pelletheizungen umgestellt werden. Und natürlich spielt hier auch die energetische Sanierung von Privatgebäuden eine wichtige Rolle, also beispielsweise die Dämmung der Gebäudehülle oder die Ausstattung mit energieeffizienten Fenstern.

Fotografie: Photovoltaik-Anlage
Die Nutzung nachhaltiger Energie ist ein wichtiger Baustein des Green Deal Regensburg. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Das heißt also, auch private Hauseigentümer können ihren Beitrag zum Green Deal Regensburg leisten?

Auf jeden Fall. Wir haben soeben eine Kampagne gestartet, die sich genau an diese Personengruppe richtet. Die Oberbürgermeisterin und ich rufen in einem persönlichen Schreiben dazu auf, Gebäude und die eingesetzte Energietechnik klimagerecht anzupassen. Gleichzeitig wollen wir mit dieser Kampagne auch ermitteln, welche Gebäude seit dem Start des Green Deal Regensburg im vergangenen Jahr energetisch saniert worden sind. Dazu wird es ab diesem Frühjahr jährlich breit angelegte Werbekampagnen geben. Ich appelliere ausdrücklich an alle Bürgerinnen und Bürger, sich zu beteiligen und ihren persönlichen Beitrag zum Green Deal zu leisten.

 

Herr Bürgermeister Artinger, herzlichen Dank für dieses Gespräch!

Text und Interview: Dagmar Obermeier-Kundel