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Aktion – Diskussion – Exposition. Local-Artist-in-Residency-Programm zur Ausstellung „Pino Poggi und die Arte Utile“

Fotografie – Pino Poggi © Archiv Raum AU, Rado Poggi

Das Kulturamt der Stadt Regensburg vergibt zusammen mit der Städtischen Galerie Leerer Beutel einen Local-Artist-in-Residency-Platz. Vom 1. November bis 31. Dezember 2024 hat eine Künstlerin oder ein Künstler die Möglichkeit, sich dem Projekt „Pino Poggi und die Arte Utile“ zu widmen. Im Fokus stehen dabei die künstlerische Beschäftigung mit Pino Poggis Arte Utile sowie eine zeitgenössische Annäherung an die AU-Prozesse. Die Realisierung des Projektes sowie eine abschließende Ausstellung finden in der soziokulturellen Zwischennutzung M26 in der Maximilianstraße 26 statt. Ab sofort bis zum 25. September 2024 können sich Kunstschaffende aus Regensburg und dem Umkreis ewerben.

Thema der Residency

Gegenstand des Local-Artist-in-Residency-Programmes ist die Arte Utile (kurz „AU“) des italienischen Künstlers Pino Poggi. Ziel des Projektes ist es, die künstlerische Praxis des AU-Prozesses in die Jetzt-Zeit zu transferieren und sich mit den heutigen, gesellschaftlichen Herausforderungen zu beschäftigen. Diese unterschieden sich erschütternder Weise nicht allzu sehr von denen Ende der 1970er Jahre. Die Themen sollen partizipativ, aktiv und gemeinsam mit Besuchenden im M26 aufgesetzt, erarbeitet, diskutiert und ausgestellt werden. Wichtig ist, sich dem AU-Prozess von Pino Poggi mit der eigenen, künstlerischen Handschrift zu nähern. Am Ende werden Ergebnisse der Forschungsfrage und die entstandenen, partizipativen Formate Teil der Ausstellung „Pino Poggi und die Arte Utile“ sein.

Pino Poggis Arte Utile

Pino Poggi wurde 1939 in Genua geboren und lebte dort bis 1964. Er studierte Bildhauerei an der Akademie der Schönen Künste und lehrte später als Professor für Bildhauerei, Figur und Modellieren. Zwischen 1962 und 1966 schrieb er sein Manifest Arte Utile und siedelte nach Maribor in Slowenien um. Im Jahr 1968 zog Poggi nach Regensburg und arbeitete als Grafiker im Verlag Friedrich Pustet. In dieser Zeit entwickelte er den AU-Prozess und organisierte erste öffentliche Aktionen gegen ökologische Umweltverschmutzung in München.

1974 eröffnete der Künstler seinen fast drei Jahre dauernden experimentellen Raum AU in Regensburg.

Die Arte Utile ist keine neue Kunstform. Sie bedient sich vielerlei Methoden, die anderswo bereits praktiziert oder erprobt wurden. Diese Ansätze neuer Ausdrucks- und Darstellungsformen werden verknüpft mit einer konsequenten Stadtteil- und Öffentlichkeitsarbeit. Kunstschaffende streben dabei das Modell einer Kulturpädagogik an, die es dem Publikum ermöglicht, Kultur nicht nur passiv zu konsumieren. Durch gezielte Animation soll das Publikum dazu ermuntert werden, eigene und selbstbestimmte kulturelle Ausdrucksformen zu entwickeln.

Das vorwiegende Interesse von AU gilt den Wirkungszusammenhängen zwischen Publikum und ästhetischen Objekten. Die durchgeführten Aktionen mit dem Publikum zeigen, wie schwer es ist, verwurzelte Einstellungen und geprägte Verhaltensmuster zu verändern. Bei AU-Aktionen geht es vor allem um die Entwicklung neuer Vermittlungsformen zwischen Kunstobjekten und dem betrachtenden Publikum.

Der AU-Prozess als Reaktion auf die isolierte Art des Publikums

In einem Text aus dem Jahr 1979 beschreibt Pino Poggi den AU-Prozess als stets aktuelle Handlung. Der AU-Prozess konzentriert sich auf die gegenwärtige Vorstellung der sozialen Situation und reagiert auf die Apathie des Publikums. Diese sozial-ästhetische Form vermittelt den Mitwirkenden eine neue Dimension, die Dinge zu sehen und zu kritisieren. Pino Poggi sieht das Resultat des AU-Prozesses darin, gemeinsam mit dem Publikum eine Alternative zu einem gegenwärtigen Problem u erschaffen. Der Prozess umfasst die Bearbeitung dieses Problems sowie die Weiterentwicklung des Themas gemeinsam mit dem Publikum. Nachdem sich der oder die Kunstschaffende erneut mit dem von der Öffentlichkeit weiterentwickelten Werk auseinandergesetzt hat, wird der Arbeitsprozess im Rahmen einer Ausstellung dargestellt, die aus Exposition, Aktion und Diskussion besteht.

Der Raum AU in Regensburg

Der Raum AU des Künstlers Pino Poggi war ein alternativer Raum, in dem Arte Utile stattfand. Von 1974 bis 1976 befand er sich in einem heute nicht mehr existierenden Gebäude im Zentrum der Regensburger Altstadt beim Arnulfsplatz. Die Räumlichkeiten waren aufgeteilt in Arbeits- und Spielräume, Gemeinschafts- und Diskussionszimmer und einen zentralen Ausstellungs- und Aktionsraum. Der Raum AU war in seinem Erscheinungsbild als Galerie konzipiert, sollte jedoch darüber hinaus als ein Kommunikationsort für die verschiedenen aktiven Gruppen im Stadtgebiet dienen. Diese dokumentierten ihre Arbeit im Raum AU und Intersssierte konnten sich zwanglos darüber informieren. Durch die Verschränkung pädagogischer, sozialpolitischer und kultureller Aktivitäten konnten die verschiedenen Gruppen sowie das allgemeine AU-Publikum sich gegenseitig austauschen und zusammenarbeiten.

Rahmenbedingungen und Modalitäten

Die Local-Artist-in-Residency startet am 1. November 2024. Bis zum 26. November hat der oder die Kunstschaffende die Möglichkeit, sich mit dem Raum und dem Prozess der Arte Utile zu beschäftigen. Ab dem 27. November bis zum Ende des Jahres finden dann Aktionen und Formate begleitend zur Ausstellung im M26 statt. Während der Laufzeit sollen circa drei AU-Prozesse mit aktuellen Themen und zeitgenössischem Ansatz durchgeführt werden – gemäß den Schlagworten „Aktion, Diskussion, Exposition“.

Die Städtische Galerie Leerer Beutel und das Kulturamt bieten Arbeits- und Forschungsunterlagen sowie Unterstützung bei weiterer Recherche oder Vermittlungen an. Sofern als Local-Artist kein Atelier oder Arbeitsraum vorhanden ist, kann nach Absprache im M26 gearbeitet werden.

Die Beschäftigung mit Pino Poggi und dem Raum und Prozess AU wird für die gesamte Laufzeit (1. November bis 31. Dezember 2024) mit insgesamt 2.500 Euro brutto vergütet.  Entstehende Materialkosten werden im Rahmen der Ausstellung abgedeckt und sind nach Absprache mit den Projektleiterinnen zu kalkulieren.

Weitere Informationen und Kontakt

Bewerbungen sind ab sofort bis zum 25. September 2024 an das Kulturamt der Stadt Regensburg per Mail an ZWQuZ3J1YnNuZWdlciRydXRsdWs= zu senden. Die erforderlichen Unterlagen beinhalten eine Vita, ein Motivationsschreiben sowie eine Beschreibung des Vorhabens, wie sich der Künstler oder die Künstlerin dem Thema nähern möchte.

Für Rückfragen und inhaltlichen Informationen stehen Dr. Caroline-Sophie Ebeling (E-Mail: ZWQuZ3J1YnNuZWdlciRlbmlsb3JhYy5nbmlsZWJl, Tel. 0941/507-4441 oder 0170 443 8648) von der Städtischen Galerie Leerer Beutel und Carolin Binder vom Kulturamt (E-Mail: ZWQuZ3J1YnNuZWdlciRuaWxvcmFjLnJlZG5pYg==, Tel. 0941/507-7419) zu Verfügung.

Weiterführende Informationen zum AU-Prozess sind unter www.arte-utile.net zu finden.

Carolin Binder

Kulturamt
Thon-Dittmer-Palais
Haidplatz 8
Zimmer: 308
93047 Regensburg