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75. Geburtstag von Bürgermeister a.D. Gerhard Weber

Rede von Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer anlässlich des Empfangs zum 75. Geburtstag von Bürgermeister a.D. Gerhard Weber am 20. Januar 2023 um 11 Uhr im Kurfürstenzimmer des Alten Rathauses

-Es gilt das gesprochene Wort-

Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Frau Weber, sehr geehrter Herr Bürgermeister a. D. Weber,

fünf Jahre sind vergangen seit ich Sie zum letzten Mal offiziell hier im Alten Rathaus begrüßen und Ihnen zu Ihrem 70. Geburtstag gratulieren durfte. Fünf Jahre, die an Ihnen scheinbar spurlos vorübergegangen sind, nicht spurlos allerdings an unserer Welt. Damals hätte sich niemand träumen lassen, dass ein winziges Virus den Globus mehrere Jahre über in Atem halten würde, genauso wenig wie man sich damals hätte vorstellen können, dass der Krieg nach Europa zurückkehrt.

In Ihrem Geburtsjahr, dem Jahr 1948, waren die Spuren noch längst nicht beseitigt, die ein anderer, ein noch viel größerer Krieg in Europa, der ganzen Welt und in den Seelen der Menschen hinterlassen hatte.

In diesem Jahr fand auch der pazifistische Freiheitskämpfer Mahatma Gandhi einen gewaltsamen Tod. Ihm werden folgende Worte zugeschrieben: „Unter Demokratie verstehe ich, dass sie dem Schwächsten die gleichen Chancen einräumt wie dem Stärksten.“

Nun wissen wir alle, dass es in unserer Gesellschaft noch ein weiter Weg hin zu einer allgemeinen Chancengleichheit ist. Aber Ihnen, sehr geehrter Herr Bürgermeister a.D., war es stets ein wichtiges Anliegen, alles dafür zu tun, dass vor allem jungen und benachteiligten Menschen Türen geöffnet wurden, die ihnen sonst vielleicht verschlossen geblieben wären.

Sie haben sich stets für ein kinder- und familienfreundliches Klima in Regensburg eingesetzt. Sie setzten durch, dass der Anteil an Investitionen für Schulen binnen kürzester Zeit verdoppelt wurde. Mit dem „Bündnis für Familie“, der Einrichtung von Jugendzentren und dem Aufbau eines Ganztags-Betreuungsangebotes haben Sie als Schul- und Sozialbürgermeister mit dem richtigen Augenmaß und mit viel Leidenschaft Regensburg für die Zukunft gerüstet. Für den Bereich der offenen Kinder und Jugendarbeit zeichneten Sie ebenso verantwortlich wie für die Einrichtung und den Ausbau der Jugendsozialarbeit. Unter Ihrer Ägide wurde im Jahr 2008 die Kinderstadt Mini-Regensburg aus der Taufe gehoben, die sich seither regen Zuspruchs erfreut.

Bis zum heutigen Tag selbst leidenschaftlicher Sportler und gut vernetzt in der Sportwelt war Ihnen auch als Sportbürgermeister klar, wie wichtig eine Förderung des Breitensports ist. Die Sportförderrichtlinien, die im Jahr 2000 auf Ihre Initiative erlassen wurden, dienten in der Folgezeit etlichen anderen bayerischen Kommunen als Vorbild.

Für Ihr Engagement wurden Sie 2001 mit der Kommunalen Verdienstmedaille in Bronze, 2008 mit der Kommunalen Verdienstmedaille in Silber sowie der Sparkassenmedaille in Gold und der Dr.-Johann-Christian-Eberle-Medaille, der höchsten Auszeichnung des deutschen Sparkassenwesens, und schließlich im Jahr 2014 mit der Goldenen Bürgermedaille der Stadt Regensburg geehrt. Die Krönung aber war ein Jahr später das Verdienstkreuz am Bande -  die höchste Ehrung der Bundesrepublik Deutschland.

Wenn man heute mit Führungskräften und Mitarbeitenden spricht, die mit Ihnen zusammengearbeitet haben, dann fallen häufig Begriffe wie „engagiert“, „diszipliniert“, „korrekt“, „interessiert“, „verlässlich“ oder „wertschätzend“. Und ich denke, das ist genau das, was Sie und Ihre Arbeit hier im Rathaus über all die Jahre ausgezeichnet hat. Und es war eine sehr lange Zeit, die Sie hier im Rathaus ein- und ausgingen.

Nach Ihrem Eintritt in die CSU im Jahr 1970 wurden Sie erstmals 1978 in den Stadtrat gewählt und in den darauffolgenden Wahlperioden jeweils wiedergewählt, in der Periode von 1990 bis 1996 waren Sie zudem Vorsitzender der CSU-Stadtratsfraktion. Am 9. Mai 1996 bestimmte Sie der Stadtrat zum zweiten Bürgermeister, 2002 und 2008 wurden Sie in diesem Amt bestätigt, einem Amt, das Sie mit Leidenschaft und großem Engagement ausfüllten.

Zugute kam Ihnen dabei, dass Sie nicht nur Vollblutpolitiker waren, sondern auch ein gebürtiger Regensburger, der sich seiner Stadt mit Leib und Seele verschrieben hatte. Und nicht zu vergessen: Ihre Erfahrung mit der öffentlichen Verwaltung! Als Diplom- Verwaltungswirt und mit Berufserfahrung am Verwaltungsgericht Regensburg sowie mehrjähriger Erfahrung als Verwaltungsleiter in Regenstauf, absolvierten Sie zusätzlich ein Studium an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Ostbayern, das Sie mit dem Verwaltungsdiplom VWA erfolgreich abschlossen. 

All dies befähigte Sie, die Perspektive schnell zu wechseln und Sachverhalte oder Vorgänge nicht ausschließlich politisch zu beurteilen. Wie wichtig dies ist, kann ich inzwischen selbst sehr gut ermessen, denn der Spagat zwischen dem politisch Wünschenswerten und dem verwaltungstechnisch Machbaren ist inzwischen zu meiner wichtigsten Sportart geworden. Sie haben diese Sportart stets bravourös beherrscht.

A propos Sport: Nicht unbedingt muss ein Sportbürgermeister ja selbst dem Sport verfallen sein. Für Sie aber war und ist er stets Lebenselixier und Jungbrunnen gewesen. Als leidenschaftlicher Fahrradfahrer sind auch heute noch 100 Kilometer am Tag für Sie kein Problem, habe ich mir sagen lassen. Auf gemeinsamen Fahrradtouren mit Freunden erkunden Sie ganz Deutschland und auch beim Laufen können Sie problemlos mit deutlich Jüngeren mithalten.

Zu verdanken sind dieser Elan und ihre geistige und körperliche Fitness aber bestimmt auch Ihrer Frau, die Sie stets vorbehaltlos unterstützt hat und heute wie damals unverbrüchlich an Ihrer Seite steht. Mit Ihr teilen Sie nicht nur Ihre Liebe für ferne Länder, die Sie gemeinsam bereits bis nach Peru und China geführt hat, sondern auch die Zuneigung zu Ihren fünf – inzwischen erwachsenen – Patenkindern, die einen wichtigen Platz in Ihrem Herzen einnehmen und die mit ihrem Nachwuchs oft für ordentlich Trubel in Ihrem Leben sorgen.

Beziehungen zu Menschen haben für Sie stets eine wichtige Rolle gespielt. Ihre Wertschätzung haben Sie Ihre Kolleginnen und Kollegen immer spüren lassen – bis heute. Denn obwohl Sie Ihrem Grundsatz treu geblieben sind, und sich nie in die Arbeit Ihrer Nachfolger einmischen, sind Ihnen Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von damals wichtig geblieben. Sie haben den Kontakt nie abreißen lassen, pflegen Beziehungen auch weiterhin und halten sich stets auf dem Laufenden.

Und auch wenn Sie sich aus dem aktiven Geschäft zurückgezogen haben – Sie sind weiter präsent in unserer Stadtgesellschaft: Aufmerksam, wach, kritisch und manchmal durchaus auch unbequem.

Sehr geehrter Herr Weber, Ihr Geburtsjahr war nicht nur das Todesjahr von Mahatma Gandhi, den ich ja eingangs zitiert habe. In diesem Jahr kam auch Charles III. zur Welt, der heuer zum König des United Kingdom gekrönt wird. Er hat in Ihrem Alter ein großes Amt mit großer Verantwortung angetreten.

Ich bin mir sicher, Sie stehen ihm in nichts an Tatkraft und Elan nach. Gepaart mit der Weisheit des Alters die besten Voraussetzungen, in Ihrem Leben noch viel zu bewegen! Doch im Gegensatz zu Ihrem Altersgenossen lastet auf Ihren Schultern zum Glück nicht die gleiche Verantwortung. Ich bin mir sicher, Sie wissen dies zu schätzen, räumt Ihnen diese Tatsache doch eine Freiheit ein, die Charles III. versagt bleiben wird.

Ich wünsche Ihnen von Herzen alles Gute, Zufriedenheit, viele herzerwärmende Begegnungen und natürlich vor allem Gesundheit! Und genießen Sie diese „Freiheit“, solange es Ihnen möglich ist.