Verleihung des Preises für Frauen in Wissenschaft und Kunst
- Es gilt das gesprochene Wort -
Anrede!
Es freut mich sehr, dass ich Sie alle hier im Reichssaal begrüßen darf.
Heute verleihen wir bereits zum sechsten Mal den „Regensburger Preis für Frauen in Wissenschaft und Kunst“. Wir freuen uns über Sie, die vielen Gäste, die die beiden Preisträgerinnen mit uns feiern, ihnen gratulieren und durch Ihre Anwesenheit Ihre Wertschätzung für die Leistungen der Wissenschaftlerinnen ausdrücken.
Und die Leistungen sind wirklich beeindruckend. Wir Mitglieder der Jury hatten ja das Privileg, uns intensiv mit den Werdegängen, wissenschaftlichen Meilensteinen und geplanten Projekten der vier Bewerberinnen beschäftigen zu dürfen. Die Einreichungen kamen auf höchstem Niveau und aus verschiedenen Fachrichtungen.
An dieser Stelle möchte ich der Jury ganz herzlich danken. Wir sind ja neun Mitglieder: Sie, die Präsidenten bzw. der Rektor der Universität Regensburg, der OTH Regensburg und der HfKM, Professor Hebel, Professor Schneider, Professor Stoiber; von allen drei Institutionen die „Beauftragten für die Gleichstellung von Frauen in Wissenschaft und Kunst“ Professorin Ensslin, Professorin Scheuerer, Frau Lindermeier; und zuletzt von der Stadt Regensburg der Referent für Wirtschaft, Wissenschaft und Finanzen Professor Barfuß, die Gleichstellungsbeauftragte Frau Gretschel und ich selbst.
Ich möchte Ihnen allen herzlich danken für das Einarbeiten in die umfangreichen Unterlagen und die intensive und fruchtbare Diskussion – die im Übrigen zu einer einstimmigen Entscheidung geführt hat, wer dem Stadtrat zur Auszeichnung vorgeschlagen wurde.
Mich freuen diese Sitzungen der Jury immer sehr, weil wir hier natürlich zum einen die Gelegenheit haben, junge Wissenschaftlerinnen und Künstlerinnen und ihre faszinierenden Themengebiete näher kennenzulernen. Zum anderen aber auch, weil ich durch die Gespräche einen direkten Einblick bekomme, wie intensiv die drei Hochschulen am Thema Parität in der Wissenschaft arbeiten, welche Maßnahmen sie ergreifen und welche Überlegungen dahinterstehen.
Und Engagement an dieser Stelle ist – von uns allen in unseren jeweiligen Funktionen – wirklich notwendig und sinnvoll. Ende 2024 publizierte das Statistische Bundesamt die aktuellen Zahlen. Ich darf eine Zwischenüberschrift aus dem Bericht zitieren: „Je höher die Stufe der akademischen Karriere, desto niedriger der Frauenanteil“. Wir alle wissen, dass seit einigen Jahren der Anteil der Studienanfängerinnen über 50% liegt. 53% beträgt er inzwischen bei erfolgreichen Abschlüssen. Aber bei den Professuren erreichen die deutschen Universitäten und Hochschulen im Schnitt erst 29%.
Das sind natürlich mehr als Zahlenspielereien.
Es geht um den gleichberechtigten Zugang zu Professuren, was ja sehr attraktive Positionen sind. Sie bieten Gestaltungsspielraum, also große persönliche, thematische und auch zeitliche Unabhängigkeit; Sie bieten die Möglichkeit, gehört zu werden – also Themen zu setzen und zur anerkannten Expertin zu werden, sie in Lehre und Forschung zu verfolgen und an eine junge wissbegierige Generation weiterzugeben. Dies macht Professorinnen und Professoren auch zu Vorbildern – eine machtvolle Rolle, die es erlaubt, das eigene Wissen und die eigenen Themen zu positionieren, aber auch die persönliche Stellung in der Gesellschaft vorzuleben.
Dies sind Positionen, die seit langer Zeit fast selbstverständlich von Männern besetzt sind, die damit auch ihre Schwerpunkte setzen – querbeet sozusagen, sei es in Medizin, der Gestaltung des öffentlichen Raums, von Gesetzen oder KI-Anwendungen.
Viel Potenzial geht noch heute verloren, weil zu wenige gut ausgebildete Frauen in der Forschung und Entwicklung arbeiten. Die weibliche Sicht sollte heute zumindest gleichberechtigt sein. Nicht umsonst ist in den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN die „Geschlechtergleichheit“ enthalten, als Nummer 5. Unter anderem ist hier „Gleichstellung und Ermächtigung“ sowie die „Teilhabe an Entscheidungsprozessen“ ausformuliert. Die 17 SDGs fordern auch uns Kommunen zum nachhaltigen Handeln auf. Wir als Stadt Regensburg sind bestrebt, hier vorn mit dabei zu sein. So wurde dieser Preis – im Übrigen mit 15.000 Euro Preisgeld die am höchsten dotierte Auszeichnung der Stadt – zum ersten Mal schon 2014 ausgelobt.
So geht mein Dank auch an den Stadtrat, dass er auch in einer Zeit schwieriger Haushaltslage diesen Preis vergibt.
Damit unterstreicht er, dass der Grund für den Preis nach wie vor als gegeben angesehen wird. Er sollte erst abgeschafft werden, wenn Frauen in führenden Positionen in Wissenschaft, Kunst und Forschung den Männern gleichgestellt wären und bei gleichen Voraussetzungen die gleichen Chancen hätten, den fordernden Weg zu einer Professur zu beschreiten und beständig künstlerisch tätig zu sein, zu forschen, zu lehren. Dies sind aber Felder, die kaum ein Pausieren – aus welchen Gründen auch immer – erlauben.
Der Regensburger Preis für Frauen in Wissenschaft und Kunst setzt hier – mit unseren kommunalen Möglichkeiten – an. Mit der Auszeichnung sollen Wissenschaftlerinnen und Künstlerinnen der Universität und der beiden Regensburger Hochschulen dazu ermutigt werden, eine Hochschulkarriere mit dem Ziel einzuschlagen, später ein Amt als Professorin zu bekleiden.
Der Preis wird verliehen aufgrund herausragender Abschlussarbeiten und -leistungen zur höchsten Qualifikationsstufe der jeweiligen Hochschule. Auch berücksichtigt werden Aktivitäten in Kooperationsprojekten zwischen Unternehmen und Hochschulen, die für die Berufung relevant sind. Hiermit möchten wir die Stärke unserer Stadt als Wirtschafts- UND Wissenschaftsstandort betonen.
Der Preis soll helfen, die höchsten Karrierestufen einer Hochschule zu erreichen. Die Bewerberinnen mussten deshalb deutlich machen, wie sie das Preisgeld zur Förderung ihrer eigenen Karriere einsetzen wollen.
Uns ist natürlich bewusst, dass solche Laufbahnen international sind. Deswegen ist es recht wahrscheinlich, dass die Preisträgerinnen nicht ihr ganzes Berufsleben in Regensburg bleiben. Warum also loben wir dann so einen Preis aus? Eigentlich sollten wir ja froh sein, dass diese Hochkaräterinnen hier arbeiten und es wäre logisch, dass wir sie bei uns behalten möchten, damit sie auch weiterhin hier wirken. Aber hinter dem Preis stecken drei Überlegungen.
Erstens wollen wir als Stadt die Chancen der Frauen verbessern, die sich „bei uns“ einen herausragenden Abschluss erarbeitet haben oder hier tätig sind. Deswegen ist das Preisgeld dafür gedacht, strategisch kluge Ideen zu fördern, damit sich die Preisträgerinnen leichter für Führungspositionen empfehlen oder an herausragender Stelle weiter forschen können.
Zweitens wünschen wir uns, dass von unserer Region auch starke weibliche Impulse ausgehen. Hoffentlich tragen die Preisträgerinnen den Ruf unserer Hochschulen in die Welt und zeigen damit auf, dass in Regensburg auf internationalem Niveau gearbeitet wird. Ihre Leistung wird auch auf uns als Stadt und Wissenschaftsstandort zurückfallen. Dafür danke ich Ihnen allen von Herzen!
Und drittens unterstreichen wir damit, wie wichtig der Stadt die Verbindung zur Universität und den beiden Hochschulen ist.
Es freut mich, dass wir heute zwei Preisträgerinnen auszeichnen – und erleben – dürfen: Von der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum Regensburg, Frau Privatdozentin Kandsperger. Herzlichen Glückwunsch! Wir freuen uns sehr darauf, gleich mehr von Ihrer Arbeit zu erfahren.
Ebenfalls einen Einblick in ihre Arbeit wird uns Frau Doktor Andrea Reindl, Absolventin der OTH Regensburg, geben. Ich gratuliere Ihnen sehr herzlich zu dieser Auszeichnung! Ich bin gespannt, wie Sie den Preis verwenden werden.
Ich wünsche vor allem Ihnen, Frau Privatdozentin Kandsperger und Frau Dr. Reindl, und Ihren persönlichen Gästen einen wunderschönen Abend zu Ihren Ehren.