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Städtische Kirchen

Die Kirchen St. Anna in Großprüfening und St. Michael in Graß gehören bereits seit dem letzten Jahrhundert der Stadt Regensburg. Diese hat die beiden Kirchen nun restaurieren lassen.

10. Oktober 2019

Klingt paradox, ist aber so: Die Stadt Regensburg besitzt zwei Kirchen. Die Kirchen St. Anna in Großprüfening und St. Michael in Graß befinden sich seit dem 20. Jahrhundert im Besitz der Stadt. Wie es dazu kam, lässt sich leicht erklären.

St. Anna in Großprüfening

Um 1480 baute Abt Johann Grasser des Klosters St. Georg auf dem Areal des väterlichen Anwesens in Großprüfening eine Nebenkirche für das Kloster. 1488 wurde die Kirche der heiligen Anna, der Mutter Jesu, geweiht. Im Zuge der Säkularisation drohte der Kirche Anfang des 19. Jahrhunderts das Aus. Die Bürger von Großprüfening verhinderten das Ende der Kirche jedoch, indem sie zusammenlegten und das Gebäude erwarben.
1945 wurde die Kirche bei einem Fliegerangriff schwer beschädigt und teilweise zerstört. Es erfolgte ein Wiederaufbau nach alten Plänen. 1938 ging die Kirche schließlich durch die Eingemeindung Großprüfenings in den Besitz der Stadt Regensburg über. Die Kirche wurde mit einem Nutzungsvertrag von 1967 an die Katholische Kirchenstiftung St. Bonifaz – St. Georg vermietet. Noch heute werden Gottesdienste abgehalten.

Das kleine Kirchlein mag von außen eher unscheinbar wirken, birgt aber eine wertvolle Sammlung an historischen Schätzen, die jeden Besucher begeistern. Die komplett erhaltene Ausstattung mit den drei Flügelaltären, die sich auf engem Raum zu einer eindrucksvollen Vergegenwärtigung spätgotischer Regensburger Bildschnitzerkunst verdichten, verleiht der Kirche herausragende historische Bedeutung. Im Innenraum gibt es zahlreiche gut erhaltene Relikte aus dem 15. und 16. Jahrhundert zu entdecken. Die Altäre zeugen zusammen mit Heiligenfiguren, Schnitzereien und der Wandmalerei von der Detailliebe und der Begabung der Künstler.

In Absprache mit dem Denkmalschutz nahm die Stadt Regensburg kürzlich einige Restaurations- und Unterhaltsarbeiten vor. Unter anderem wurden die Wandmalerei restauriert, die schadhaften Sockelputze erneuert, die veraltete Elektroinstallation fast gänzlich erneuert und die Verglasung ausgetauscht.

St. Michael erstrahlt in neuem Glanz.
St. Michael erstrahlt in neuem Glanz. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

St. Michael in Graß

Die katholische Kirche St. Michael stammt im Kern aus dem 14. Jahrhundert und ist das einzig vollständig erhaltene Bauteil einer ehemaligen Burganlage, die im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde. Die Kirche erlitt nur kleine Schäden und wurde 1689 wieder aufgebaut. Das Kirchenareal ist vollständig vom noch erhaltenen Burggraben umgeben. Das Grundstück nördlich der Kirche befindet sich im Besitz der Stadt Regensburg. Die ehemalige Schlosskapelle wurde 1989 umgebaut und verändert. Heute wird sie als Nebenkirche der Pfarrei Ziegetsdorf genutzt.

1803 wurden die Besitzungen des Deutschen Ordens, zu denen auch Graß mit der Kirche gehörte, säkularisiert. Die 16 Bauern von Graß, die bis dahin die Untertanen des Deutschherrenordens waren, erworben die säkularisierten Grundstücke 1806 mit der Auflage, die Schlosskapelle zu erhalten. 1970 ging die Kirche im Zuge der Eingemeindung von Graß in die Stadt Regensburg in den Besitz der Stadt über, die seitdem auch für den Unterhalt der Kirche zuständig ist. Bei den noch laufenden Baumaßnahmen wurden alle baufälligen Elemente erneuert. Unter anderen musste der komplette Turm mit einem Kran entfernt und später neu eingesetzt werden, um die morschen Elemente zu beseitigen. Die Kirche wurde in den letzten Jahren sehr sporadisch genutzt. Durch die Renovierungsarbeiten der Stadt Regensburg ändert sich das hoffentlich.

Der Innenraum der kleinen Kirche ist eher schlicht gehalten, was aber nicht bedeutet, dass es nichts zu entdecken gibt. Die frühbarocke Hochaltaranlage aus dem 17. Jahrhundert und die lebensgroßen Figuren der Kirchenlehrer Augustinus und Ambrosius sind auf jeden Fall einen Blick Wert. Die ruhige Lage und kleine Größe der Kirche zaubern eine intime Atmosphäre, die Besucher den Alltagstrubel schnell vergessen lässt.

Einklang von Alt und Neu

Bei der Renovierung beider Kirchen hat die Stadt Regensburg sehr genau auf die Balance zwischen Denkmalschutz und den nötigen Baumaßnahmen geachtet. Originale wurden so gut es ging erhalten und konservatorische Belange standen stets im Mittelpunkt der Arbeiten. Die neue Verglasung in der St. Anna-Kirche, zum Beispiel, sichert durch günstigere Lichtverhältnisse den Erhalt der gotischen Schnitzaltäre. Beide Kirchen erstrahlen nun wieder in neuem Glanz und sind definitiv einen Besuch wert.

Text: Silvia Ruttensperger