Navigation und Service

Der Karl-Bauer-Park: Grüne Vielfalt auf geschichtsträchtigem Boden

Er ist nur etwa einen Hektar groß und wird leicht übersehen, weil ihn Zäune und grüne Hecken von der Außenwelt abschotten. Aber der Karl-Bauer-Park ist trotzdem einen Besuch wert. Denn neben dem frisch sanierten Salettl, einem Schmuckstück aus der Barockzeit, bietet der Park auch eine Oase der Ruhe.

Karl-Bauer-Park

14. Mai 2020

Der Park trägt den Namen des Regensburger Heimatforschers und Pädagogen Karl Bauer. Um ihn kommt niemand herum, der irgendetwas über die Geschichte der Stadt wissen möchte. Seit 1962 ist „der Bauer“ das Standardwerk, in dem sich – nach Straßen und Häusern geordnet – (fast) alles nachschlagen lässt, was es über die Stadt zu erfahren gibt. Für sein Werk hat die Stadt Regensburg übrigens dem Autor, der 2002 gestorben ist, im Jahr 1980 die Albertus-Magnus-Medaille und im Jahr 2001 den Kulturpreis verliehen. Weil Karl Bauer im Stadtteil Kumpfmühl gelebt und hier auch an seinem Buch gearbeitet hat, ist es nur folgerichtig, dass ihm ein Park in seinem direkten Lebensumfeld gewidmet wurde.

Der Karl-Bauer-Park wird im Osten vom neu errichteten Bürgerheim Kumpfmühl, im Süden von der Simmernstraße und im Westen von der St. Wolfgangskirche begrenzt. Erstmals dokumentiert als umfriedete Gartenfläche des Klosters St. Emmeram wurde er im Jahr 1496. Doch der Boden, auf dem die Mönche damals vor den Toren der Stadt Gemüse anbauten und Geflügel hielten, ist „viel geschichtsträchtiger als der Domplatz“, wie sich Gartenamtsleiter Dietrich Krätschell ausdrückt. Schließlich stand hier ein römisches Kastell, schon lange bevor Kaiser Marc Aurel am Donauufer das imposante Castra Regina errichten ließ.

Idyllische Sommerfrische

In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erwarb das Damenstift Obermünster die Gartenfläche und errichtete dort kurze Zeit später an der Westmauer das zweigeschossige Gartenhaus, das heute als „Salettl“ bekannt ist. Dort fanden die Stiftsdamen nicht nur einen geschützten Platz, sondern sie genossen auch den wundervollen und damals noch unverbauten Blick über die gesamte Stadt. Diese idyllische Sommerfrische fand im Jahr 1813 ein Ende, als der Thurn- und Taxissche Geheime Rat Alexander Graf von Westerholt das Gartengrundstück kaufte und dort einige Jahre lang die Sommermonate mit seinen Freunden verbrachte, unter denen sich so bekannte Namen wie Erzbischof Carl von Dalberg und Bischof Johann Michael Sailer befanden. Als 1892 auf dem östlich angrenzenden Grundstück die städtische Armen- und Versorgungsanstalt errichtet wurde, verkaufte der Graf das Grundstück an die Stadt, die in den Folgejahren den Garten landwirtschaftlich nutzte, dort Obst und Gemüse anbaute und Tierhaltung betrieb. Anfang der 1950er-Jahre riss die Stadt diese Anstalt ab und errichtete an gleicher Stelle das Bürgerheim Kumpfmühl, das im Volksmund auch „Saurer Gockel“ genannt wird. Der Ursprung dieser Bezeichnung ist bis heute nicht geklärt, allerdings wurde die Mutmaßung, der Name gehe auf die gleichnamige Armenspeise, sauer zubereitete Hühnerreste, zurück, auch nie wirklich widerlegt.

Als öffentlicher Park wurde die ehemalige Gartenfläche den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt erst im Jahr 2007 zugänglich, vorher diente das Areal den Bewohnerinnen und Bewohnern des Bürgerheims als Rückzugs- und Erholungsort.

Das Zuckerahorn-Ensemble sticht dem Besucher gleich ins Auge.
Das Zuckerahorn-Ensemble sticht dem Besucher gleich ins Auge. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Unterschiedliche Gehölze

Dass der Park heute eine große Vielfalt an unterschiedlichsten Gehölzen aufweist, ist sicherlich auch seiner wechselvollen Geschichte zu verdanken. „Ein wahres Arboretum“ nennt Krätschell deshalb auch diese Grünanlage, die neben unterschiedlichen Obstbäumen mehrere Walnussbäume, aber auch Linden, Vogelkirschen, Kiefern, Birken, eine mächtige Platane, Fliederbüsche und eine malerische Gruppe von einigen großen Zuckerahornbäumen aufweisen kann. Besonders auffällig ist ein Eibenrondell, das den Besucher in sein grünes Gewölbe eintauchen lässt und an heißen Tagen einen schattigen Rückzugsraum bietet. In Vollmondnächten üben die mächtigen Bäume einen magischen Zauber aus – die Entscheidung fällt schwer, ob der Betrachter eher Elfen auf den Wiesen erwartet oder Druiden, die den Eibenhain als magischen Ort nutzen. Auch mit einer kleinen Mariengrotte kann der Park aufwarten, liebevoll betreut von einem Mitglied der Gemeinde St. Wolfgang.

Während der Park momentan noch in erster Linie durch sein vielfältiges Grün punktet, sollen künftig mehr Blühaspekte in den Vordergrund rücken, denn in den nächsten Jahren wird der Sanierung des Salettls auch eine Generalüberholung des Parks folgen. Ein wichtiger Punkt dabei ist eine Öffnung des Parks nach außen, die Zäune sollen fallen, die Hecken durchlässiger werden. Ein Treppenzugang über die Simmernstraße ist geplant. Angedacht ist außerdem ein einheitliches Sitzmöbelkonzept. Tulpen, Narzissen, Krokusse und Schneeglanz sollen im Frühling Farbe ins Grün tupfen, später werden dann weitere Fliederbüsche und andere wohlriechende Frühjahrsboten die Besucherinnen und Besucher mit ihrem Duft betören. Aber auch den ganzen Sommer über soll eine Vielzahl von Gehölzsaumstauden an die Bepflanzung des Außenbereichs des Salettls anknüpfen.

Barockgarten

Dieser Außenbereich ist Teil des 2014 gemeinsam mit einem Landschaftsarchitekturbüro erarbeiteten Gesamtplans für den Karl-Bauer-Park, der sich mit der Frage beschäftigte „Entspricht der Park noch den Anforderungen der Nutzerschaft?“.

Immer im Zentrum wird dabei das aufwändig sanierte Salettl stehen, dessen Barockstil im Außenbereich aufgegriffen wurde. Die Planer waren dabei ganz auf sich gestellt, denn es gab keine Aufzeichnungen über eine frühere Gestaltung des Umfelds. Aus diesem Grund, so erzählt Krätschell, habe man sich an vergleichbaren Gärten orientiert, wie beispielsweise am Großen Garten in Hannover-Herrenhausen oder am Barockgarten des Herrenhauses in Grafenort. Eingefasst von einer kniehohen Buchshecke, die den Blick über den Park nicht verstellt, wurden fünf rechteckige Beete im Eingangsbereich symmetrisch angeordnet und mit reichhaltigem Blumen- und Blattschmuck bepflanzt. Akelei, türkischer Klatschmohn, verschiedene Irisarten, Tulpen, Phlox, Frauenmantel und Rittersporn sorgen hier das ganze Jahr über für farbige Akzente, wie sie auch schon in der Barockzeit en vogue waren. Und auch die am Haus entlang gepflanzten Hortensien entsprechen durchaus dem Geist der damaligen Zeit. Anstelle des früher bevorzugten Feinkiesbelags wählte das Gartenamt lokalen Kalksteinsplitt, weil dieser leichter zu begehen und mit Rollatoren oder Rollstühlen zu befahren ist.

Die neu errichtete Remise des Gartenamts fügt sich gut ins Parkambiente ein.
Die neu errichtete Remise des Gartenamts fügt sich gut ins Parkambiente ein. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Die beiden Sitzbänke vor dem Salettl bieten vor allem in den Morgenstunden erholsame und sonnige Ruheplätze. Sie sind etwa 150 Jahre alt und wurden vom Gartenamt liebevoll saniert.

Wer sich hier niederlässt, dessen Blick fällt unweigerlich auf die anstelle des alten verfallenen Schweinestalls neu errichtete Remise des Gartenamts mit ihrem begrünten Dach. Dort sind die Gerätschaften verstaut, die die Gärtnergruppe benötigt, um die Parks und Grünflächen im Stadtteil instand zu halten. Und dort befinden sich auch die Umkleiden und Duschen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die aus Gründen des Denkmalschutzes nicht im Salettl untergebracht werden konnten.

Text: Dagmar Obermeier-Kundel