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„Bis alle Brunnen laufen, dauert es ungefähr zwei Wochen“

Wenn es draußen wärmer wird, wartet auf Hagen Oxfort und seine Kollegen vom Amt für Gebäudeservice jedes Jahr eine ganz besondere Aufgabe: Sie sorgen dafür, dass die Brunnen im Sommer sprudeln. 

Ein Mann in Arbeitskleidung begutachtet einen Brunnen.
Hagen Oxfort am Brunnen in Winzer © Bilddokumentation Stadt Regensburg

26. März 2021

Die Faustregel lautet „von O bis O“: Von Ostern bis Oktober sind die Regensburger Brunnen in Betrieb. Ihre Pflege teilen sich das Gartenamt und das Amt für Gebäudeservice. Bevor das Kommando „Wasser marsch!“ ertönen kann, ist immer einiges an Vorbereitung nötig: Zwei Mitarbeiter des mobilen Außendienstes fahren alle Standorte ab, um zu prüfen, ob die Leitungen dicht sind, die Elektrik sicher funktioniert und die Brunnenbecken keine Schäden aufweisen. Wenn dann die Brunnenbecken gereinigt und die ersten Hauptwasserleitungen aufgedreht sind, heißt es warten. „Es dauert schon eine Weile, bis so ein Brunnenbecken vollgelaufen ist. Das ist keine Sache von zehn Minuten“, sagt Hagen Oxfort. Der Brunnen am Bismarckplatz vor dem Theater zum Beispiel fasst 15 Kubikmeter Wasser – das entspricht dem Inhalt von hundert Badewannen. Bis alle 23 Brunnen im Stadtgebiet, die das Amt für Gebäudeservice betreut, in Betrieb sind, dauere es ungefähr zwei Wochen. „In der Regel beginnen wir an den zentralen Plätzen, also am Bismarckplatz, am Kohlenmarkt und am Dachauplatz.“

Ein vielseitiges Aufgabengebiet

Hagen Oxfort stammt ursprünglich aus dem Bundesland Brandenburg, ist aber seit über zwanzig Jahren in Bayern zuhause. Nach Regensburg ist er gekommen, weil seine Frau hier studierte. Dass er eines Tages für den Betrieb der Altstadt-Brunnen zuständig sein würde, hat er lange Zeit nicht geahnt. Nach seiner Lehre zum Zentralheizungs- und Lüftungsbauer hatte der heute 46-Jährige einige Jahre im Kundendienst gearbeitet und dann ein Studium zum staatlich geprüften Techniker absolviert. Anschließend war er als Projektleiter in einer großen Firma und in einem Ingenieurbüro tätig, ehe er 2017 zur Stadt Regensburg wechselte.

Hier ist er nicht nur für die Brunnen zuständig, sondern auch für die Haustechnik im Bereich Heizung, Lüftung und Sanitär mehrerer öffentlicher Gebäude. „Zu meinen Objekten gehören Schulen, Kindergärten, aber auch Kapellen.“ Ein Job, der viel Eigenverantwortung und Abwechslung bietet. „Wir sind für unsere Gebäude tatsächlich allumfassend zuständig. Das heißt, ich arbeite teilweise am Schreibtisch, aber auch viel vor Ort, etwa um mich mit den Hausmeistern oder externen Firmen abzustimmen.“ Diese Vielseitigkeit und die direkten Kontakte habe er bei seiner früheren Tätigkeit als planender Techniker vermisst.

Technische Anlage mit Rohren
Die Brunnstube des Vier-Eimer-Brunnens mit Umwälzpumpe (gelb), Wasserspeicher (schwarz) und Sieb (blau) © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Wartung läuft den ganzen Sommer über

Auch die Betreuung der Brunnen findet hauptsächlich im Außendienst statt und ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Mit dem Aufdrehen der Wasserhähne ist es dabei nicht getan. Einige Anlagen, wie zum Beispiel der Vier-Eimer-Brunnen oder die Brunnen am Dachauplatz und am Ernst-Reuter-Platz, sind sogenannte Umwälzwasserbrunnen, das heißt das Wasser, das abläuft, bleibt im System, wird gefiltert, mit Chlor versetzt und wieder nach oben gepumpt. „Nachfüllen müssen wir nur das, was verdunstet oder durch die Reinigung verloren geht. Deshalb sind diese Brunnen verhältnismäßig sparsam und umweltfreundlich“, erklärt Hagen Oxfort. Damit das Wasser immer wieder verwendet werden kann, muss es von vorneherein möglichst gut gegen Verkeimung geschützt werden. Bevor es ins Brunnenbecken fließt, durchläuft es bei moderneren Brunnen daher eine Enthärtungsanlage und wird mit Flüssigchlor und einem ph-Wert-Senker behandelt. „Laut der Bäderverordnung muss das Wasser in diesen Brunnen immer die Qualität haben, die für Schwimmbadwasser vorgeschrieben ist.“ Als Trinkwasser ist es nach der chemischen Behandlung zwar nicht mehr zu gebrauchen, aber die Hände oder Füße an einem heißen Tag darin zu kühlen, ist kein Problem. Chlor- und ph-Wert werden bei jedem einzelnen Brunnen jede Woche gemessen und bei Abweichungen angepasst. „Außerdem schauen die Kollegen natürlich auch die Brunnenbecken regelmäßig an und fischen Verunreinigungen mit dem Kescher heraus.“ Bei größeren Verschmutzungen, etwa wenn vermeintliche Spaßvögel schaumerzeugende Mittel einbringen, müssen die Becken auch einmal ganz entleert, gereinigt und neu befüllt werden. „Das ist immer ein großer Zeitaufwand und verursacht zusätzliche Kosten, die nicht sein müssten.“

Eine Person steht an einem Brunnen.
Der Vier-Eimer-Brunnen ist bereits eingeschaltet. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Nach einem etwas anderen Prinzip funktionieren einige ältere, kleine Brunnen, wie etwa der in der Schwarze-Bären-Straße. Sie werden mit Trinkwasser versorgt, das anschließend in die Kanalisation versickert. Da das Wasser dabei praktisch verloren geht, heißen diese Brunnen in der Fachsprache Trinkwasserverlustbrunnen. Auch wenn das Wasser hier nicht mit Chemikalien versetzt werden muss, ist es zum Trinken ebenso wenig geeignet wie das der Umwälzwasserbrunnen. „Da baden schon einmal Vögel im Brunnenbecken und hinterlassen ihre Keime“, warnt Oxfort. Nur echte Trinkwasserbrunnen, wie der am St.-Kassians-Platz oder der in Kumpfmühl, seien so gebaut und werden so gewartet, dass man das Wasser, das aus der Leitung kommt, ohne Gefahr trinken kann. Diese Brunnen werden vor Ort explizit als Trinkwasserbrunnen ausgewiesen. Bei allen anderen gilt: kein Trinkwasser. Der Erfrischung tut das aber keinen Abbruch. Denn das Plätschern beruhigt und gehört zum Sommer in Regensburg einfach dazu.

Text: Katrin Butz