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Das wird für Immobilien in Regensburg tatsächlich bezahlt – Der Grundstücksmarktbericht 2023 gibt Aufschluss

Wie heiß ist der Immobilienmarkt in Regensburg wirklich? Was bezahlen Käufer für ein Haus oder eine Eigentumswohnung konkret? Bei manchen Preisen, die aufgerufen werden, fragt man sich zu Recht, ob das nicht mächtig übertrieben ist. Hier hilft Kaufinteressierten ein Blick in den Grundstücksmarktbericht 2023.

Fotografie: Neugebaute Wohnanlage

31. Oktober 2023

Der Bericht bietet eine realistische Orientierung für eine Werteinschätzung von Immobilien. Denn während andere Immobilienmarktberichte in der Regel nur die Verkäufe abbilden, die von den Herausgebern selbst vermittelt wurden, oder auf Angebotspreisen basieren, fließen in den Bericht des Gutachterausschusses alle Kaufverträge im Stadtgebiet ein. „Das ist unser Alleinstellungsmerkmal“, betont Erwin Fruth, Vorsitzender des zuständigen Gutachterausschusses. „Wir haben nämlich die tatsächlich gezahlten Kaufpreise zur Verfügung, weil wir aufgrund gesetzlicher Bestimmungen von allen Notarverträge Abschriften erhalten.“ 

Fotografie – Erwin Fruth (Vorsitzender des Gutachterausschusses) und Hans Schedlbauer (Gutachter) kennen den Regensburger Immobilienmarkt ganz genau.
Erwin Fruth (Vorsitzender des Gutachterausschusses) und Hans Schedlbauer (Gutachter) kennen den Regensburger Immobilienmarkt ganz genau. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Aber nicht nur das: Die Mitarbeitenden des Gutachterausschusses für Grundstückswerte haken im Anschluss sogar noch genauer nach, um mehr über den Zustand und die Ausstattung der verkauften Immobilien zu erfahren. Sie versenden Fragebögen an die Käufer, werten diese aus und ziehen bereits vorliegende Bauakten zu Rate. „Der Zustand ist ja ein ganz wichtiger Punkt für die Bewertung einer Immobilie“, ergänzt Hans Schedlbauer, der ebenfalls an dem Bericht als Gutachter mitgearbeitet hat.

Schließlich mache es einen großen Unterschied für den Kaufpreis, was man danach noch in das Eigentum investieren muss. Anonymisiert fließen die Daten dann in den Bericht ein.

Echte Orientierung für Käufer und Verkäufer

Auch Verkäufern gibt der Grundstücksmarktbericht daher eine gute Orientierung für ihre Preisgestaltung. Den in der Regel zweijährlich erscheinenden Bericht gibt der unabhängige und selbstständige Gutachterausschuss für Grundstückswerte heraus, der organisatorisch bei der Stadt Regensburg angesiedelt ist. Die gesetzliche Aufgabe der Gutachterausschüsse besteht darin, die Transparenz am Grundstücksmarkt zu gewährleisten und damit Spekulationsblasen entgegen zu wirken.

Grafik: Übersicht der LageeinstufungenStark nachgefragt sind neben der Altstadt und Lagen in fußläufiger Entfernung von ihr alle rot hinterlegte Stadtteile wie z. B. Stadtwesten, Kumpfmühl, Königswiesen und Ziegetsdorf. Mittlere Wohnlagen sind in grün markiert, einfache in blau. © Gutachterausschuss für Grundstückswerte im Bereich der kreisfreien Stadt Regensburg

Verkaufszahlen auf historischem Tiefstand

„2022 hat man schon ganz deutlich gesehen, dass die Käufer zurückhaltend waren“, weiß Schedlbauer. Nur 1.282 Verkäufe wurden beurkundet, das sind 21 Prozent weniger als noch 2021, und damit so wenig wie seit den 1980-er Jahren nicht mehr. „Aufgrund gleich mehrerer globaler Krisen sind die Baukosten drastisch gestiegen, die Kreditzinsen ebenfalls und die Menschen sind verunsichert, was das geplante Gebäudeenergiegesetz an Auflagen für Immobilienbesitzer mit sich bringen wird. Im ersten Halbjahr 2023 sei die Zurückhaltung sogar noch deutlicher spürbar, ergänzt Fruth. „Der Markt ist gerade ziemlich am Boden. Ich denke, das werden wir 2023 auch an den Preisen deutlicher sehen als noch 2022.“ Im vergangenen Jahr waren diese noch gestiegen oder zumindest auf hohem Niveau geblieben. Für ein neugebautes Doppelhaus musste man im Durchschnitt 6.063 Euro pro Quadratmeter hinlegen. Eine gebrauchte Eigentumswohnung kostete 4.920 Euro pro Quadratmeter.

Porträt: Erwin Fruth
Erwin Fruth ist Vorsitzender des Gutachterausschusses. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Ältere Immobilien werden im Preis deutlich sinken

Im Grundstücksmarktbericht wird außerdem aufgedröselt, wie sich die Preise in den einzelnen Stadtteilen entwickelt haben. „Hochpreisige Immobilien, gerade im Stadtwesten oder in Stadtamhof, werden nach wie vor gut verkauft. Ältere und stark renovierungsbedürftige Häuser und Eigentumswohnungen werden sich in Zukunft aber deutlich schwieriger verkaufen lassen und daher im Preis sinken“, analysiert Fruth die bisherige Datenlage für 2023. 

Wichtiges Nachschlagewerk auch für Fachleute

Der Grundstücksmarktbericht richtet sich aber nicht nur an Kauf- und Verkaufsinteressierte, sondern mindestens ebenso an Fachleute wie Makler, Bauträger oder auch Steuerfachleute. Da es sich bei dem Grundstücksmarktbericht um ein offizielles, gesetzlich verankertes Datenmaterial handelt, wird dieses u. a. für die Wertermittlung von Immobilien herangezogen. Damit kann jedermann den Wert seiner Immobilie zumindest grob einschätzen. Steuerberater und Finanzverwaltung verwenden die Daten ebenso, um im Erbfall oder im Fall einer Schenkung eventuell anfallende Steuern berechnen zu können.

Der nächste Grundstücksmarktbericht soll 2025 erscheinen.
Der Grundstücksmarktbericht 2023 kostet 60 Euro und kann beim Gutachterausschuss bestellt werden.

Fotografie – Grundstücksmarktbericht

Text: Claudia Biermann