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Fehm, Katrin

Sprinterin mit Staffel-Weltrekord

Fotografie: Katrin Fehm

9. Februar 2021

Dein Geburtsdatum: 16.04.1998
Dein Wohnort: Ursulapoppenricht
Deine Sportart: Leichtathletik
Dein Verein: LG Telis Finanz
Deine Team-Regensburg-Kategorie: Perspektivteam

Wie bist du zu deinem Sport gekommen?
Bis Mai 2014 habe ich leidenschaftlich Fußball gespielt und bin fast täglich geritten. Um meinen damaligen ortsansässigen Verein (SV Hahnbach) beim jährlichen Landkreislauf zu unterstützen, lief ich eine Strecke von 9 km und war danach überhaupt nicht geschafft, obwohl ich ohne regelmäßiges Lauftraining einen km/Schnitt von 4:10 min/km hatte. Die damalige Teamleitung hat mir danach empfohlen, mit ihrer Nichte in das Leichtathletiktraining der SG Siemens Amberg zu gehen. Meine damalige und jetzige Trainerin Ulrike Glück erkannte sofort, dass mein Talent im Sprint ist. Nachdem mich das körperliche Verausgaben so gereizt hat, habe ich sofort das Fußballspielen aufgehört.

Wie lange übst du ihn schon aus?
Seit Mai 2014.

Was gefällt dir daran – und was nicht so sehr?
Das Austesten und Verschieben der körperlichen und psychischen Grenzen gefällt mir schon sehr. Das Gefühl, ein anstrengendes Training erfolgreich beendet zu haben, ist absolut toll! Im Wettkampf wird man für die harte und lange Arbeit ausgezahlt. Natürlich gibt es nicht nur perfekte Wettkämpfe, aber man lernt aus jeder Situation etwas. Tatsächlich gefällt mir so ziemlich alles an dieser Disziplin, jedoch bin ich froh, wenn es Dienstagabend ist, denn dann habe ich das Krafttraining hinter mir. Als Sprinter brauchen wir natürlich das Krafttraining, jedoch gehört diese Einheit nicht zu meinen liebsten.

Dein größter sportlicher Erfolg?
Ganz klar: Der Weltrekord mit der 4x100m-U20-Straffel 2017 bei der U20-EM in Grosseto (Italien).

Dein schönster Sportmoment?
Mein schönster Sportmoment war bei der Kurpfalzgala in Weinheim 2018. Dort bin ich direkt im ersten Wettkampf die Qualifikation für die EM in Berlin gelaufen. Das waren über die 200 m genau 23,15 s. An das Telefonat mit meiner Trainerin danach kann ich mich noch sehr gut erinnern. Ihre Worte waren: „Kati, du bist unglaublich!“ Ein richtiger Gänsehautmoment.

Dein schwärzester Sportmoment?
Fünf Wochen vor der EM in Berlin 2018 zog ich mir einen zweifachen Bänderriss am Sprunggelenk zu und somit war die Saison frühzeitig beendet.

Wie motivierst du dich, wenn du mal keine Lust zum Training hast?
Eine richtige Unlust gibt es bei mir nicht. Klar gibt es Tage, an denen das Training schwerer fällt, das ist auch völlig normal. Meine Trainerin hat immer die richtigen Worte für mich parat und bestärkt mich dahingehend total. Ich selbst halte an meinen Zielen fest und schon geht das Training leichter.

Fotografie: Katrin Fehm hält die Deutschlandfahne

Training, Freizeit, Studium – wie viel Zeit verbringst du mit diesen Dingen?
Je nach Trainingsphase variiert die Dauer des Trainings, doch aktuell bin ich bei fünf Einheiten zwischen zwei bis drei Stunden pro Woche. Additiv dazu kommen natürlich noch die Regenerationsmaßnahmen, wie Physiotherapie, Mobilisation, Athletiktraining, etc. Für mein Studium würde ich sagen, dass ich einen normalen Arbeitsaufwand betreibe. Wenn es in Richtung Klausurenphase geht, dann lerne ich tatsächlich eher auf den letzten Drücker. Anders kann ich es nicht. Die Zeit neben dem Studium und Sport ist mir sehr wichtig, da ich einen körperlichen und mentalen Ausgleich brauche. Die Zeit mit meinem Hund und meinem Pferd genieße ich sehr und tanke Kraft, um in anderen Bereichen wieder performen zu können. Im Allgemeinen kann ich sagen, dass ich meine Tage relativ genau strukturiere, denn so verschaffe ich mir selbst einen Überblick und eine Routine.

Machst du noch eine andere Sportart oder was tust du sonst noch in deiner Freizeit?
Neben der Leichtathletik reite ich noch und gehe mit meinem Hund. Sonst treffe ich gerne Freunde bei Kochabenden oder Ähnlichem.

Wie wichtig ist die finanzielle Förderung von Sportlerinnen und Sportlern grundsätzlich?
Aus meiner Sicht ist die finanzielle Förderung essenziell. Im Prinzip sind wir alle (Einzelsportler) selbständig und für uns verantwortlich. In Deutschland zählt die Leichtathletik als Randsportart und wird daher finanziell nicht so unterstützt wie zum Beispiel der Fußball. Ich bin wirklich dankbar für die Unterstützung, die ich bekomme, sonst wäre ich nicht in der Lage, den Sport professionell zu betreiben.

Was bedeutet es für dich, Mitglied im Team Regensburg zu sein?
Wir sind ein Team und ein Team ist füreinander da. Zusammenhalt und gleiche oder ähnliche Ambitionen teilen wir. Somit sind wir ein starkes Netzwerk! Es ist immer jemand da, wenn man Hilfe braucht.

Beschreibe bitte die Sportstadt Regensburg mit drei Worten.
Herzlich, lebendig, aktiv.

Die Stadt Regensburg unterstützt dich 2021 mit einem vierstelligen Betrag – was bedeutet das für dich und deinen Sport?
Zuerst einmal bin ich total dankbar für die Unterstützung und weiß diese sehr zu schätzen. Dadurch bin ich in der Lage, meine Ausgaben, sei es für Benzin, Therapiemaßnahmen, Reisekosten, gesunde Nahrung, etc., zu decken. Das Leben und der Leistungssport kosten nun einmal Geld – nebenbei noch einen Job anzunehmen wäre für die sportliche Weiterentwicklung nicht gerade unterstützend.

Kannst du oder wie gut kannst du vom Leistungssport leben?
Aktuell kann ich sagen, dass ich vom Leistungssport leben kann und dafür bin ich wirklich dankbar! Man muss ehrlicherweise sagen, dass man mit dem Leistungssport in der Leichtathletik nicht reich werden kann, aber das ist ja auch gar nicht mein Ziel. Mein Ziel ist es, mir selber die sportlichen Träume zu erfüllen. Ich freue mich, dass ich diesen Weg nicht alleine gehen muss, sondern tolle Partner mich begleiten. Was nach dem Leistungssport ist, kann ich jetzt noch nicht sagen.

Was wünschst du dir für deine Zukunft?
Ich wünsche mir, dass die aktuelle Corona-Situation nicht nur dem Fußball, sondern auch anderen Leistungssportlern, die von ihrer Leistung leben, Wettkämpfe erlaubt. Neben Corona wünsche ich mir, die Freude beizubehalten – egal was kommt.

Vielen Dank, Katrin, und weiterhin viel Erfolg für dich!

Text und Interview: Claudia Biermann