Navigation und Service

„Mobilitätswende hat oberste Priorität“

Gut 100 Tage ist Florian Plajer jetzt im Amt, hat seinen neuen Aufgabenbereich und seine Mitarbeitenden im Referat kennengelernt. Zeit, den gebürtigen Oberbayern nach seinen Eindrücken, Plänen und Schwerpunkten zu fragen.

Porträt: Planungs- und Baureferent Florian Plajer
Planungs- und Baureferent Florian Plajer © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Herr Plajer, Sie sind jetzt fast auf den Tag genau 100 Tage im Amt. Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen. Haben Sie den Eindruck, dass Sie mittlerweile in der Stadtverwaltung richtig angekommen sind?

Um es auf den Punkt zu bringen: Ja! Meine ersten 100 Tage waren gekennzeichnet von einer herzlichen und neugierigen Aufnahme der Kolleginnen und Kollegen hier im Referat, aber auch in der Regensburger Stadtgesellschaft und darüber hinaus.
Besonders wichtig war mir das Kennenlernen nahezu aller Arbeitsbereiche, vom Bauhof bis zum Klärwerk, und auch der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Baureferats. Zuzuhören, wie die einzelnen Teams funktionieren, wo an der ein oder anderen Stelle der Schuh drückt und auf welche maßgeblichen Themen es sich in diesem Jahr zu fokussieren gilt. Gemeinsam mit den derzeit sieben Amtsleitern haben wir innerhalb einer Referatsklausur zum einen die strategischen Ziele für das Jahr 2024 festgesteckt, und zum anderen auch unser Verständnis einer Führungsmannschaft neu gedacht. Vorstellungsrunden gab es unter anderem auch in den einzelnen Stadtratsfraktionen.

 

Worauf richten Sie derzeit Ihr Augenmerk?

Durch den Generationenwechsel hat sich in den vergangenen Jahren im Referat viel verändert, so sind zuletzt noch die Amtsleitungen der Ämter für Gebäudeservice und für Bauordnung in diesem Jahr neu zu besetzen. So ein Wandel bietet natürlich auch immer die Chance, die fachliche und inhaltliche Ausrichtung neu zu definieren.
Das großes Thema Digitalisierung muss weiter forciert und noch flächendeckender in vielen Feldern ausgerollt werden.
Ein Hauptaugenmerk liegt derzeit aber allen voran bei der Entscheidung: Werden die Planungen zu Stadtbahn weitergeführt – ja oder nein?! Diese Frage wird voraussichtlich im Rahmen eines Bürgervotums diesen Sommer zu stellen sein, sofern dies der Stadtrat so entscheidet. Das bedeutet jetzt zu klären: Wie können wir die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger mitgestalten? Wie können wir die Regensburgerinnen und Regensburger abholen und noch stärker in den Dialog gehen? Ich denke, die Stadtbahn ist ein wichtiger Baustein um die Mobilität in der Stadt zukunftsweisend zu organisieren und stadtraumverträglicher zu gestalten.

 

Welche Themen stellen Sie gerade ganz oben auf Ihrer Prioritätenliste an?

Die Mobilitätswende in Regensburg herbeizuführen ist sicherlich eine der größten und elementarsten Notwendigkeiten. Die mit dem Projekt verbundenen Planungen stehen natürlich mit an oberster Stelle. Zu einer Mobilitätswende gehören aber auch insgesamt den Rad- und Fußgängerverkehr zu verbessern.

Von hoher Priorität bleibt auch weiterhin bezahlbares Wohnen und darauf bezogen auch die Neugestaltung des Flächennutzungsplans. Denn für das Stadtbild Regensburgs wird sehr prägend sein, wie die Stadtentwicklung außerhalb der historischen Altstadt weitergeht.

Schlüsselbegriffe auf der Prioritätenliste sind außerdem die kommunale Wärmeleitplanung, die Mitte 2026 fertig sein muss und das klimavernünftige Weiterbauen der Stadt. In Sachen Wärmewende müssen wir als Stadt selbstverständlich vorangehen und beispielsweise mit dem Innovationsquartier Prinz-Leopold-Kaserne zeigen was möglich ist. Die Prinz-Leopold-Kaserne ist zunächst „nur“ ein Quartier, aber die Erkenntnisse aus diesem Pilotprojekt müssen wir versuchen flächendeckend herunter zu brechen und auf andere Stadtviertel auszuweiten.
Zum Beispiel mit Blick auf bestehende Gebäude, die noch nicht in ihrer endgültigen Nutzung angekommen sind, müssen wir genau analysieren, ob und wie eine vernünftige Zwischennutzung aussehen kann, wie wir den bestehenden Bau bestmöglich nutzen und dabei dem Schema „Raum sucht Nutzung!“ folgen. Die Stadt allein als Vorreiter reicht aber bei Weitem nicht aus, die rund 400 städtischen Liegenschaften machen nur ein Prozent des Energiebedarfs Regensburgs aus. Daher müssen wir auch die anderen Stakeholder in der Stadt einbinden, um die Stadt klimavernünftig umzugestalten.

Fotografie: Luftaufnahme des Verkehrs in einer Kreuzung

Obwohl das Bauen derzeit immer teurer und schwieriger wird, soll neuer Wohnraum weiterhin schnell und effizient geschaffen werden – wie lässt sich das umsetzen?

Sehr vereinfacht gesagt: Indem wir unser bestmögliches versuchen mit den gegebenen Ressourcen umzugehen, zum Beispiel bei der Nachnutzung des Bestandes. Als ersten Einstieg sehe ich hier den Gesetzgeber in der Pflicht, entsprechend Förderungen auszubauen, die mit einem angemessenen Eingriff den Bestand nicht nur energetisch ertüchtigen lassen. Es gilt vor allem den Energie-, Geld- und CO²-Aufwand im gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes berücksichtigen zu dürfen. Das ist aber nicht alles, sondern wir brauchen auch eine fokussierte Baurechtschaffung durch entsprechende Bebauungspläne und Einzelbaugenehmigungen. Aktuell gelingt das gut, 80 Prozent der Genehmigungen können in bis zu drei Monaten erstellt werden.

Gleichzeitig darf die städtebauliche Qualität aber nicht aus dem Auge verloren werden. Hier spielt – neben fachlich guten Planungsbüros – der Gestaltungsbeirat eine ganz wichtige Rolle Dieser Fachbeirat, übrigens der älteste in Bayern, war für mich auch ein entscheidender Faktor nach Regensburg zu kommen. Wettbewerbe sind sicherlich ein nach wie vor und langfristig richtiger Ansatz, um die Gestaltungsqualität des Stadtraums zu erhalten und zu verbessern. Dabei gilt es vor allem, Möglichkeiten für das Machbare gepaart mit Qualitätsanforderungen aufzuzeigen.

 

Ihre Maxime haben sie ja benannt mit: „Dass man das Notwendige macht, aber das gut macht“.

Die Suche der Abgrenzung vom Notwendigen zum Komfort ist sehr schwierig. Es gibt bei kommunalen Aufgaben erstmal eine scheinbare klare Abgrenzung einer gesetzlichen Notwendigkeit und einem freiwilligen Komfort. Sobald man aber genauer rangeht, wird klar: die Definition der Qualität macht den Unterschied. Viele freiwillige Aufgaben und Leistungen – nicht alle – sind durchaus notwendig und steigern die Qualität der Gebäude, unserer gebauten Umwelt. Der kommunale Ermessensspielraum findet hier seinen eigenen Weg.


Sie sind gebürtiger Oberbayer, berufliche Stationen führten Sie nach München, Landshut, Freising und nach Spanien und nun in die Oberpfalz. Was begeistert Sie denn in Regensburg am meisten, seit Sie hier im Amt sind?

Seit über zehn Jahren kenne ich Regensburg durch meine immer wiederkehrende Lehrtätigkeit an der Fakultät für Architektur der OTH Regensburg ganz gut. Die Stadt hat durch ihre Dichte an Kaffees und Kneipen in der Altstadt, ihre Urbanität, die lebendige Kreativwirtschaft oder für mich auch durch die weitläufigen Laufstrecken natürlich einen sehr hohen Freizeitwert. Mich begeistert selbstverständlich die hohe städtebauliche und architektonische Qualität im historischen Bestand der Gebäude. Die erwartete hohe fachliche Kompetenz innerhalb des Referats hat sich mir mehr als bestätigt, ebenso das breite Themenspektrum. Mich begeistert auch das Arbeitsfeld außerhalb der Altstadt wie der Norden mit seiner heterogenen und charmant kleinteiligen Struktur rund um den Regen, und im Gegenspiel dazu der Stadtosten mit seinen bürgerlichen Großstrukturen. Und: Die Oberpfalz ist ja gar nicht so weit weg von Oberbayern wie man denkt…


Dürfen wir auch noch etwas mehr über den Privatmenschen Florian Plajer erfahren? Haben Sie Interessen oder Hobbys, denen Sie leidenschaftlich nachgehen?

Ich habe zwei Kinder im Alter von 10 und 13 Jahren, die beide mit den üblichen Anforderungen der weiterführenden Schule kämpfen: Lernen oder Freizeit. Meine Frau und ich versuchen hier, bestmöglich zu unterstützen. Da helfen mir Videoanrufe sehr gut, wenn ich unter der Woche abends nicht daheim in Dachau bin. An einem typischen Sonntag nehme ich meist an einem der Baseball-Spiele meines Sohnes teil. Dafür schließe ich in Kürze den Lehrgang für eine Umpire-Lizenz (Schiedsrichter) ab, so kann ich mich auch mit in die Sport-Gemeinschaft einbringen.
Ich engagiere mich gerne ehrenamtlich, zum Beispiel beim Bund deutscher Architekten BDA und der Bayerischen Architektenkammer, halte und organisiere Vorträge und netzwerke gerne mit den kreativen Köpfen. Immer wieder war ich auch für die Deutsche Entwicklungshilfe auf Kurzzeiteinsätzen im Ausland. Musikalisch gesehen freue ich mich auch schon sehr auf das Jazzweekend hier in Regensburg.  An einem freien Abend gehe ich gerne laufen, über den Wöhrd in Richtung Reinhausen oder auch durch den Grüngürtel oder auch gerne Richtung Containerhafen.

Text und Interview: Katrin Holzgartner