Der Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr und Wohnungsfragen hatte am 16. Juli 2024 entschieden, den „Karl-Freitag-Parks“ in „Charlotte-Brandis-Park“ umzubenennen. Der 1866 geborene Lehrer, Schulleiter und Künstler Karl Freytag, der als Schöpfer des Kleingartengedankens in Bayern galt, war ein überzeugter Nationalsozialist und Funktionär – Charlotte Brandis hingegen war Opfer dieses menschenverachtenden Systems. An dem Festakt, in dessen Rahmen das neue Parkschild enthüllt wurde, nahmen neben Vertretern der Stadt auch die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Ilse Danziger und der Journalist und Autor Thomas Muggenthaler teil, der das Schicksal von Charlotte Brandis und ihrer Familie recherchiert und veröffentlicht hat. Robert Salamon, ein Verwandter von Charlotte Brandis, war aus London angereist und richtete einige persönliche Worte an die Gäste.
Charlotte (Lotte) Brandis, 1924 in Regensburg geboren, war das älteste Kind der jüdischen Eheleute Karl und Alice Brandis, die Miteigentümer einer Textilgroßhandlung in der Maximilianstraße waren. Charlotte war Schülerin des städtischen Mädchen-Lyzeums, des Vorläufers des heutigen Von-Müller-Gymnasiums. Sie wurde jedoch Ende 1936 wegen ihrer jüdischen Herkunft von der Schule gewiesen. Die Familie Brandis litt in den Folgejahren unter der Zwangsarisierung des elterlichen Geschäfts. In der Pogromnacht vom 9./10. November 1938 wurde ihre Wohnung verwüstet. Am 4. April 1942 wurde die sechsköpfige Familie gemeinsam mit der Großmutter mütterlicherseits und anderen Regensburger Juden in das Ghetto Piaski deportiert. Von dort schrieb Charlotte eindrückliche Briefe an eine Regensburger Freundin, in denen sie die furchtbaren Lebensbedingungen im Ghetto schilderte. Mehrere dieser Briefe sind bis heute erhalten und befinden sich im Besitz des Regensburger Stadtarchivs und des Hauptstaatsarchivs in Amberg. Nach der Räumung des Ghettos im November 1942 wurden die verbliebenen Jüdinnen und Juden in das Vernichtungslager Sobibor gebracht. Charlotte und ihre gesamte Familie wurden vermutlich dort ermordet. Ein genaues Todesdatum ist nicht bekannt.