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Buchvorstellung "Dr. Richard Korherr: Prototyp des Schreibtischtäters"

Wie wurde aus einem Wissenschaftler und gläubigen Katholiken Himmlers oberster „Controller“ bei der SS? Der Regensburger Dr. Richard Korherr (Jg. 1903) promovierte mit einer Arbeit über die Bevölkerungsentwicklung; der Niedergang der Kulturen des Westens war seine Erklärung für den Geburtenrückgang. Das stieß in faschistischen Kreisen auf große Resonanz: Mussolini, der seit 1922 Italien regierte, schrieb für die italienische Ausgabe der Arbeit Korherrs ein langes Vorwort. Auch Himmler wurde auf ihn aufmerksam und holte ihn zu sich nach Berlin. Dort schrieb Korherr, wohl als „Geburtstagsgeschenk“ für den „Führer“, die erste Bilanz der „Endlösung der Judenfrage“ – und wurde dabei so deutlich, dass Himmler ihn aufforderte, das Wort „Sonderbehandlung“ durch „Evakuierung“ gen Osten zu streichen. Wie Korherr dieses Dokument des Grauens erstellte, welche Konsequenzen dies für ihn nach dem Krieg hatte – für seine Karriere vorerst keine – und wie er sich sogar zum Opfer des NS-Regimes stilisieren wollte, das beleuchtet der Beitrag von Dr. Christian Eckl über den Mann, dessen Verstrickung in das NS-Regime eine Blaupause des Schreibtischtäters ist. 

Die Veranstaltung fand in Kooperation mit der Stadt Regensburg, Referat für Bildung, (Stabsstelle Erinnerungs- und Gedenkkultur) statt.

Eine ausführliche Fassung des Vortrags ist im dieser Tage erschienenen Buch „NS-Belastete aus der Oberpfalz“ veröffentlicht. Das Buch ist der Band 14 der Reihe „Täter, Helfer, Trittbrettfahrer“, hrsg. von Dr. Wolfgang Proske, (Kugelberg-Verlag).