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Regensburgs neuer Norden

Regensburg wächst und wächst und bekommt nun sogar einen neuen Stadtteil. Im Idealfall sogar ein zweites Wohnzimmer. Richtig gehört! Im nördlichen Gebiet der Stadt soll ein Lebens - und Arbeitsraum für bis circa 5.000 Bürgerinnen und Bürger entstehen. Ideen dafür werden auch in dem europaweiten architektonischen und städtebaulichen Wettbewerb Europan gesammelt. Was hier genau geplant ist, haben wir nachgefragt bei Tanja Flemmig, Leiterin des Stadtplanungsamtes.

Luftbild des Rahmenplan Nord mit skizziertem Umriss

21. Januar 2025

Um auch langfristig dem Bedarf nach Wohnraum im Stadtgebiet nachzukommen, hat der Stadtrat im Herbst beschlossen, im Stadtnorden landwirtschaftliche Flächen in Wohn- und Gewerbeflächen umzuwandeln. Für die Entwicklung des rund 108 Hektar großen Areals wurde nun ein grobes Konzept erarbeitet, das allen weiteren städtebaulichen und bauleitplanerischen Verfahren vorangeht – der Rahmenplan Nord.

Frau Flemmig, können Sie uns kurz die Ausgangslage für den neuen Rahmenplan Nord erläutern? Warum soll genau hier ein neuer Stadtteil entstehen?

Im Stadtnorden hat sich satellitenartig am Stadtrand ein Gewerbegebiet entwickelt, welches bislang nur mit dem Auto gut an die Stadt angebunden war. Seitens der Deutschen Bahn AG ist nördlich der bereits vorhandenen Wohngebiete für 2028 ein neuer Bahnhaltepunkt „Wutzlhofen“ geplant. Dieser bietet uns natürlich ein enormes Entwicklungspotential und das Zentrum des neuen Viertels mit Busanbindung und Park und Ride- Möglichkeiten. Weiter fehlt im Stadtnorden aktuell eine Art Quartierszentrum und ein Bezugspunkt für die umliegenden Stadtgebiete. Die Stadt Regensburg möchte diesen Zwischenraum daher für eine große, kompakte und grüne Stadterweiterung, die sich den wandelnden Wohn-, Arbeits- und Freizeit-Bedürfnissen anpasst, nutzen. Denn dabei handelt es sich wahrscheinlich um die letzte große Fläche, die uns dazu zur Verfügung steht und damit müssen wir sorgsam und nachhaltig umgehen.

Welche Rahmenbedingungen ergeben sich daraus nun für Sie für die Planung des neuen Stadtgebiets?
Die grundlegenden Fragen, die uns bei der Erstellung des Rahmenplan Nord begleiten, sind vor allem: Wie schafft man einen neuen nachhaltigen, identitätsstiftenden Stadtteil, der Wohnen und Gewerbe im Norden verbindet? Wie vernetzt sich der neue Stadtteil mit den bestehenden Strukturen? Wie kann man städtebaulich die starke Trennung durch Straße und Bahn im Quartier überzeugend überwinden?

Die Planungen sehen einen „Lebensstandort der Zukunft“ und ein „15 Minuten Stadt-Konzept“ vor? Was genau kann man sich darunter vorstellen?

Oberstes Ziel ist eine möglichst klimaneutrale Realisierung mit einer ausgewogenen Dichte in der Bebauung, ausreichenden Freiräumen und einer hohen Aufenthaltsqualität.  Bezahlbarer Wohnraum, Arbeitsplätze und soziale Infrastruktur sollen kombiniert werden. Die Regensburger sollen hier ein multifunktionales Viertel vorfinden. Neben vielfältigen Wohnformen, die sich den aktuellen Bedürfnissen anpassen können, sollen daher auch Einrichtungen für Kinderbetreuung, Bildung, Freizeit, Sport und Erholung entstehen. Die Innenstadt wird gerne als das Regensburger Wohnzimmer bezeichnet. Unsere Zielvorstellung wäre es einen solchen Treffpunkt mit Wohlfühlcharakter auch für die Bürgerinnen und Bürger im Norden zu schaffen. Regensburg soll also ein zweites Wohnzimmer bekommen.

Dazu braucht es eine gute verkehrliche Vernetzung. Das Mobilitätskonzept orientiert sich am „15-Minuten-Stadt“-Prinzip, das kurze Wege und eine möglichst autofreie Mobilität fördert. Ähnlich einer guten S-Bahn-Anbindung. Im Zentrum dieses Viertels soll daher auch ein Bahnhaltepunkt mit Busanbindung und Park und Ride-Möglichkeiten stehen.

Um weitere Impulse für die Gestaltung zu erhalten, beteiligt sich die Stadt bei dem Ideenwettbewerb Europan 2024/2025. Was erhoffen Sie sich von der Teilnahme?

Hier entwickeln europäische Städte gemeinsam mit jungen Architekten, Stadt- und Freiraumplanern architektonische und städtebauliche Ideen. Wir wünschen und erhoffen uns davon mehr Diversität, andere Blickwinkel – kurzum frische Ideen.  Vor allem für andere Wohnformen, die modular und flexibel an die Bedürfnisse der Bewohner angepasst werden können.

Wie geht es nun weiter?

Die Auslobung des Europan Wettbewerbs befindet sich gerade in der finalen Phase und wird nun im Frühjahr 2025 stattfinden. Daran anschließend wird ein Teilbereich des Gebiets, der sich um den neuen Bahnhaltepunkt Wutzlhofen erstreckt, baureif gemacht und ein entsprechendes Bebauungsplanverfahren eröffnet.

 

Text und Interview: Katrin Holzgartner