„Die Regensburger geben nie auf!“
Was waren Ihrer Einschätzung nach die größten Herausforderungen für die Stadt Regensburg im Jahr 2022?
Das Jahr bestand eigentlich nur aus Herausforderungen. Die größten waren und sind nach wie vor sicher die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine. Nach zwei anstrengenden Pandemiejahren hatten wir alle auf eine gewisse Normalität gehofft. Vor allem Familien und Alleinstehende, aber auch Unternehmen sowie die Stadtverwaltung haben darunter gelitten. Wir haben aus einigen Ämtern Mitarbeitende abgezogen, zum Beispiel fürs Impf- und Testzentrum. Natürlich haben die uns dann an ihrer eigentlichen Stelle gefehlt. Mit dem Ukrainekrieg ging es uns ähnlich: Wieder haben wir schnell eine ämterübergreifende Koordinierungsstelle eingerichtet, um Aktivitäten zu bündeln. Trotzdem hat die Verwaltung gut funktioniert, auch wenn man hier und da auf eine Genehmigung schon mal etwas warten musste. Aber auch eine Verwaltung muss innerhalb ihrer Möglichkeiten Prioritäten setzen.
Was war Ihnen besonders wichtig?
Humanität geht immer vor. Sie war in diesem Jahr mein fester Kompass. Erfreulicherweise habe ich in diesem Krisenjahr feststellen dürfen, dass es in unserer Stadt viele Gleichgesinnte gibt. Diese große Regensburger Welle der Solidarität mit den Menschen in der Ukraine finde ich sensationell! Die Leute haben in ihren Häusern Platz gemacht für Geflohene, haben Wohnungen für Familien eingerichtet, Spenden zusammengetragen oder Konvois organisiert. Obwohl es ja auch in unserer Stadt Armut gibt und Menschen, die Hilfe brauchen. Die Regensburger Tafel hat starken Zulauf und zum Glück haben wir zusätzlich die Rengschburger Herzen. Die Ehrenamtlichen allein in diesen beiden Einrichtungen tragen stark dazu bei, dass die soziale Spaltung unserer Gesellschaft nicht weiter zunimmt. Das müssen wir im Blick behalten. Aber ich weiß: Unsere Stadtgesellschaft ist sehr stark und darauf können wir wirklich stolz sein. Die Regensburgerinnen und Regensburger geben einfach nie auf!
Wie gehen Sie persönlich aus dem Jahr 2022 raus?
Ich wäre in diesem Jahr – ehrlich gesagt – gerne auf ein paar Beerdigungen weniger gegangen. Umso dankbarer bin ich, dass meine Familie und ich selbst gesund sind. Ich habe 2022 auch sehr viele sehr schöne Dinge erleben dürfen – wie die bereits erwähnte Solidarität mit der Ukraine. Dafür möchte ich von ganzem Herzen Danke sagen! Was mich persönlich heuer sehr bewegt hat, waren die Special Olympics in Regensburg. Diese ungebremste Freude der Sportlerinnen und Sportler ganz hautnah mitzukriegen, hat mich tief berührt.
Werfen wir einen Blick auf 2023: Welche Aufgaben warten?
Unsere größte Aufgabe nicht nur für 2023, sondern für die nächsten Jahrzehnte, ist es, den Klimawandel aufzuhalten. Wir als Stadtverwaltung wollen bis 2030 klimaneutral sein. Das ist sportlich, aber wir müssen mit gutem Beispiel vorangehen. Wir entwickeln neue Quartiere wie die Prinz-Leopold-Kaserne (PLK) und den Sportpark Ost klimaeffizient, rüsten Altbauten nach und strengen uns an, unsere Stadt im Sommer abzukühlen. Wir müssen alle sparsamer mit Energie umgehen. Unsere finanzielle Situation wird schwierig bleiben – da geht es uns wie fast allen Kommunen. Wenn man sich die unkalkulierbaren Preisentwicklungen allein im Baubereich ansieht, versteht man, warum es immer schwieriger wird, seriös zu planen. Natürlich hätten wir gerne einen großzügigen Haushalt aufgestellt, aber wir können aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Lage nicht mehr ausgeben. Das wäre unverantwortlich! Manche Projekte müssen einfach warten. Dringend brauchen wir aber eine neue Schule am Sallerner Berg und Wohnungen im Stadtosten (PLK). Das kann nicht warten.
Ich wünsche mir außerdem, dass wir mit den Menschen besser ins Gespräch kommen und wieder gemeinsam Lösungen finden – zum Beispiel für die Stadtbahn. In Summe stimmt mich, was wir trotz schwieriger Umstände 2022 alles geschafft haben, sehr zuversichtlich – für 2023 und darüber hinaus!