Laudatio Dr.-Ing. Andrea Reindl

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin Maltz-Schwarzfischer,

sehr geehrte Preisträgerinnen,

verehrte Anwesende,

 

Sehr geehrte Frau Dr. Reindl, liebe Andrea,

es ist mir eine Ehre, nach unseren regelmäßigen Mentoring-Runden nun die Laudatio anlässlich der Verleihung des Regensburger Preises für Frauen in Wissenschaft und Kunst an dich zu halten.

Im Oktober 2013 hat Frau Dr. Reindl ihr Bachelorstudium Regenerative Energietechnik und Energieeffizienz aufgenommen.

Zuvor hatte sie am Gymnasium Parsberg ein eher durchschnittliches Abitur abgelegt. Schaut man sich heute das Zeugnis an, dann glaubt man nicht, dass das die gleiche Person ist, die heute ausgezeichnet wird.

Aber bei genauerem Hinsehen erkennt man schon die besondere Qualität der Preisträgerin. Unter den drei Fremdsprachen, die sie im Abitur hatte, ist auch Französisch. Dieses Fach hat sie mit erhöhtem Anforderungsprofil abgelegt und ein Extra-Zeugnis dafür erhalten. Außerdem hat sie bereits als Gymnasiastin Nachhilfe gegeben – am Gymnasium und auch an der Mittelschule Parsberg.

Im Oktober 2013 saß Frau Dr. Reindl also inmitten einer großen Anzahl von Studenten – Studentinnen gibt es an der Fakultät Elektro- und Informationstechnik leider nur wenige – und hat beschlossen, es richtig gut zu machen. Und das hat sie.

Immer sonntags (denn da sind die Gruppenräume frei) hat sie sich mit Kommiliton*innen in der Bibliothek getroffen und sie in Informatik unterstützt.

Ich möchte hier aus dem Fachgutachten meines Kollegen Prof. Michael Niemetz zitieren: „Das Ergebnis ihrer Bachelorarbeit übertraf schließlich die Erwartungen sowohl hinsichtlich des Umfangs wie auch der technischen und dokumentarischen Qualität, da ihr eine vollumfängliche und dabei hochwertige Umsetzung der Simulationsumgebung und deren Darstellung in einer aufwendig gestalteten schriftlichen Arbeit gelang.“

Folgerichtig hat Frau Dr. Reindl im Oktober 2018 auf Empfehlung eben jenes Fachgutachters das Masterstudium Applied Research in Engineering Science an der OTH Regensburg aufgenommen und eben nicht gleich eine Berufstätigkeit begonnen. Ihr Forschungsprojekt – die Entwicklung eines dezentralen Batteriemanagementsystems.

Im Mai 2020 konnte sie ihr Masterstudium beenden und ein kooperatives Promotionsvorhaben an der OTH Regensburg und der TU Berlin unter der Betreuung von Prof. Dr. Hans Meier, Prof. Dr. Michael Niemetz und Prof. Dr. Sangyoung Park aufnehmen.

Zunächst musste jedoch die Finanzierung des Promotionsverfahrens geklärt werden. Es gibt leider keine speziellen Programme für Frauen in technischen Fachrichtungen, die eine Promotion anstreben. Das ist ein großes Manko, insbesondere für Promotionsinteressierte an Hochschulen für angewandte Wissenschaften, denen die dafür notwendigen Stellen im akademischen Mittelbau fehlen.

Die OTH bietet immerhin ein sogenanntes Brückenstipendium, mit dem die Suche nach einer betreuenden Professorin oder Professor und auch die Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten gesichert werden kann. Und Frau Dr. Reindl hat auch dieses Stipendium genutzt und eine Finanzierung gefunden – zunächst über die LaKoF – die Landeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an bayerischen Hochschulen – und dann über die Hanns-Seidel-Stiftung.

Es wundert sie jetzt sicher nicht mehr, dass sie Vorstandsmitglied des Doktorandennetzwerks und Sprecherin des Fachforums Physik/Ingenieurwissenschaften der Hanns-Seidel-Stiftung wurde. Damit verbunden war jeweils die Organisation und Moderation von entsprechenden Tagungen.

Das alles neben der Arbeit an ihrem anspruchsvollen Promotionsthema – der Entwicklung eines dezentralen Batteriemanagementsystems zur Verbesserung der Zuverlässigkeit und Optimierung des Batteriebetriebs. Im Rahmen ihrer Forschungstätigkeit hat Frau Dr. Reindl eine sehr große Anzahl an Veröffentlichungen publiziert. Ich möchte hier auch noch einmal auf den Zeitraum hinweisen, in dem sie ihre Promotion begonnen hat – Mai 2020. Sie alle wissen, was das für herausfordernde Zeiten waren.

Als Reisen endlich wieder möglich waren, hat Frau Dr. Reindl die Chance sofort ergriffen und auch noch Forschungsaufenthalte in Schweden und den USA absolviert.

Das Ziel Promotion klar vor Augen scheint es mir doch nur ein Zwischenziel auf dem Weg zur Professorin zu sein. Frau Dr. Reindl bereitete sich systematisch auf eine Lehrtätigkeit vor. Dabei hat sie nicht nur eine große Lehrerfahrung vorzuweisen – seit 2020 65 Semesterwochenstunden – auch das Zertifikat Hochschullehre hat sie bereits zu 80% abgeschlossen.

Im Januar 2024 konnte sie ihre Dissertation: „Decentralized Battery Management System for Improved Reliability and Optimized Battery Operation“ in Berlin verteidigen.

Ebenfalls im Januar 2024 hat Frau Dr. Reindl am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ihre Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Systemdynamik und Regelungstechnik aufgenommen. Und auch neben dieser anspruchsvollen Tätigkeit engagiert sie sich in der Lehre – an der OTH und auch an der Hochschule München.

Abschließend möchte ich nochmals aus dem Fachgutachten von Prof. Niemetz zitieren:

„Aufgrund ihrer Empathie, ihres Pflichtbewusstseins, ihrer Schaffenskraft, Leistungsbereitschaft, raschen Auffassungsgabe und Begeisterung durch Forschung Neues zu lernen und zu entdecken, bin ich fest überzeugt, dass Frau Reindl hervorragend für den Beruf der Professorin geeignet ist.“ Dem kann ich mich nur anschließen.

Liebe Andrea, ich würde mich freuen, dich in ein paar Jahren als Kollegin begrüßen zu dürfen. Aber zunächst bitte ich dich für die Vorstellung deines Promotionsthemas nach vorn.