2010 - 2018 - Instandsetzung der Steinernen Brücke
Die Steinerne Brücke - ein europäisches Kulturdenkmal
Am 10. Juni 2018 wurde die Steinerne Brücke nach 8-jähriger Sanierungsarbeit wieder den Regensburger Bürgern zurückgegeben. Im Sommer 2019 werden die letzten Sanierungsmaßnahmen an den Beschlächten ("Eisbrecher") abgeschlossen sein.
Die Belastung durch Umwelt und Verkehr hatte die Brücke stark in Mitleidenschaft gezogen. Im Jahre 1997 wurde daher die Brücke für den öffentlichen Individualverkehr gesperrt und war seitdem nur noch für Fußgänger und Radfahrer sowie bis 2008 für Busse nutzbar.
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Alle Informationen auf einen Blick
Vermutlich symbolisierte die Figur im Mittelalter die Freiheitsrechte der Freien Reichsstadt Regensburg gegenüber dem Bischof und dem Herzog von Bayern. Das heute am höchsten Punkt der Steinernen Brücke aufgestellte Bruckmandl ist bereits die dritte Sandsteinfigur dieses Namens. Die ursprüngliche Skulptur wurde 1579 zerstört und gilt als verschollen. Von der zweiten Ausführung des Bruckmandls ist heute noch der Torso im Historischen Museum vorhanden. Die dritte Ausführung der Figur wurde im 19. Jahrhundert durch den Bildhauer Anton Blank geschaffen und im Jahr 1854 am heutigen Standort auf der Steinernen Brücke aufgestellt.
Sommer 2014: Das Bruckmandl muss in die Werkstatt
Über den Verbleib aus dem Jahre 1854 stammenden rechten Armes der Figur kann man leider nichts Genaues sagen. Bis heute ist nicht eindeutig geklärt, ob nun der rechte Arm des Bruckmandls der wechselhaften Witterung, welche den Stein gesprengt haben soll zum Opfer fiel oder das Bruckmandl in der Nacht vom 28. auf 28. Dezember 2012 dem Vandalismus zum Opfer fiel. Eine hierzu mit Tauchern gestartete Suchaktion blieb leider erfolglos.
Zur Vorbereitung des vierten Bauabschnitts wurde im März 2014 zudem die Verankerung des Bruckmandls untersucht. Denn im letzten Bauabschnitt der Brückensanierung wurde genau der Abschnitt der Brücke instand gesetzt, auf dem das Bruckmandl steht.
Bei der Untersuchung zeigten sich starke Schäden im Fundament der Skulptur. Das Risiko, dass sie im Zuge der weiteren Bauarbeiten nicht mehr standsicher ist, war daher sehr groß. Aus diesem Grund wurde das Bruckmandl im Juli 2014 abgebaut und restauriert. In der Werkstatt wurde der rechte Arm neu modelliert und gegossen. Die gesamte Oberfläche wurde von Moosen, Flechten und sonstigen Verschmutzungen gereinigt. Kleinere Schadstellen sind mit Steinersatzmasse ausgebessert worden. Der Stein hat seine ursprüngliche Festigkeit wieder erreicht.
Mit Abschluss des vierten Bauabschnitts 2018 ist das Bruckmandl auf die Steinerne Brücke zurückgekehrt. Damit hat man das Risiko gemieden, die neu sanierte Figur bei den Bauarbeiten zu beschädigen.
Länge (m) | größte Stützweite (m) | Breite | Baujahr/ Sanierung | Konstruktion |
339,00 | ca. 15,70 | 8,00 | 1135/ 2009-2017 | Steinbogenbrücke 15 Bögen |
Konstruktion
Die Steinerne Brücke ist eine mittelalterliche Natursteingewölbebrücke mit ursprünglich 16 Bögen und 15 Pfeilern. Mit einer Brückenlänge von früher 336 Metern überspannte sie das Donautal vor den Toren der Stadt.
Der erste und letzte Bogen wurden im Laufe der Geschichte überbaut; der erste Bogen beim Bau des im 16. Jahrhundert erbauten Salzstadels.
Mit heute 15 sichtbaren Bögen (Spannweite rund 10 bis 17 Meter) und 14 Pfeilern (Breite rund 6 bis 8 Meter) überquert die mächtige Steinbrücke auf einer Länge von rund 315 Metern den Nord- und Südarm der Donau sowie die Jahninsel.
Nach den Forschungen der Archäologen war die Steinerne Brücke wohl ursprünglich sogar 380 m lang und besaß sowohl im Norden auch als im Süden 20 m lange Rampen, die auf das tiefere Geländeniveau hinunterführten.
Die sichtbaren Bögen und die Stirnwände der Steinernen Brücke bestehen aus behauenen Steinquadern aus überwiegend Regensburger Grünsandstein und Kalkstein. Das Innere der Brücke ist mit einem sogenannten Gussmauerwerk - einem Gemisch aus Grünsandsteinbrocken und Kalkmörtel - aufgefüllt.
Vorgängerbauten
Schon Karl der Große ließ in Regensburg etwa 100 Meter stromabwärts eine Schiffsbrücke auf Höhe der Porta Praetoria, die 300 Jahre bestanden hat, bauen. Allerdings wurde diese immer wieder durch die Naturgewalten zerstört. Darüber hinaus war sie dem zunehmenden Handelsverkehr nicht mehr gewachsen.
1135 bis 1146
Bau der Brücke durch einen nicht bekannten Baumeister; Auftraggeber waren die reichen Regensburger Kaufleute unter Förderung des Bayernherzoges Heinrich des Stolzen. Die Brücke war der einzige Donauübergang zwischen Ulm und Wien.
1147 und 1189
Ausgangspunkt für die 2. und 3. Kreuzzüge unter Kaiser Barbarossa I.
1182
Kaiser Friedrich I. verleiht der Brücke besondere Privilegien:
Freiheit des Brückenzuganges und Zollfreiheit; Brückenmeisteramt mit besonderen Rechten und Einkünften und eigenem Brückenmeister; eigenes Brückensiegel. Die Einnahmen aus dem Brückenzoll dienten der Erhaltung der Brücke.
1499 bis 1502
Bau der Oberen Hölzernen Brücke zum Oberen Wöhrd
1633
Sprengung des südlichen dritten Brückenbogens im Dreißigjährigen Krieg als Abwehr gegen die schwedische Belagerung. Bis 1791 überbrückte eine hölzerne Zugbrücke die Donau an dieser Stelle.
1784
Mächtiger Eisstoß und Hochwasser zerstören die zwei Brücken zum Oberen Wöhrd sowie die Mühlen, Schleif-, Polier- und Hammerwerke auf den Pfeilerbeschlächten. Der mittlere Turm wird abgetragen.
1810
Abbruch des schwarzen Turms auf Stadtamhofer Seite nach schweren Zerstörungen durch napoleonische und österreichische Truppen.
Um 1900
Bestrebungen die Steinerne Brücke abzubrechen und durch eine moderne Konstruktion zu ersetzen
1945
Zerstörung von vier Bögen nach Sprengung durch deutsche Truppen in den letzten Kriegstagen
1951
Instandsetzungarbeiten, u.a. Gründungssicherung der Pfeiler, Rückbau der großen Pfeilerinseln (Beschlächte)
1967
Erneuerung der gesprengten Bögen. Die Brücke erhält einen neuen Belag und neue Brüstungen.
1997
Sperrung der Steinernen Brücke für den Kraftfahrzeugverkehr nach Bürgerentscheid; für Busse und Taxis sowie für Fußgänger und Radfahrer bleibt sie geöffnet.
2008
Endgültige Sperrung auch für den Busverkehr; zukünftige Nutzung nur noch für Fußgänger und Radfahrer
2010 - 2018
Instandsetzung der Steinernen Brücke
Veränderungen über die Jahrhunderte
Die Steinerne Brücke hatte in früheren Jahrhunderten ein anderes Aussehen. Von ehemals drei Türmen ist nur noch der Turm des Brücktores auf der Altstadtseite erhalten geblieben.
Die nördliche Brückenbefestigung auf der Stadtamhofer Seite mit dem markanten Schwarzen Turm wurde von den Truppen Napoleons zerschossen. Der mittlere Turm musste 1784 wegen der Zerstörungen durch Eisstoß abgebrochen werden. Auch die zahlreichen Mühlen auf den Pfeilervorlagen auf der Stadtseite wurden durch dieses Naturereignis zerstört.
Historische Aufnahmen
Warum ist eine Instandsetzung so dringend notwendig?
Durch die Belastungen von Umwelt und Verkehr hat das Natursteinmauerwerk der Brücke stark gelitten. Vor allem führten Niederschläge zu gravierenden Schäden. Denn durch offene Pflasterfugen, einer unzureichenden Entwässerung und fehlender Abdichtung konnte das Wasser in das Mauerwerk eindringen.
Die Durchnässung des Mauerwerks zeigt sich durch zahlreiche Ausblühungs-, Schmutz- und Kalkfahnen und Salzkrusten. Und sie führte in Verbindung mit Salzeintragungen und Frostdruck im Winter zur Zerstörung des Naturstein- und Fugengefüges.
Die Mauerwerksflächen sind teilweise brüchig und stark abgewittert. Früher in Mörteltechnik sanierte Flächen platzen wieder ab. Auffällig sind sogenannte Stirnringrisse zwischen äußerer Mauerwand und Gewölbe, die durch seitliche Stoß- und Bremskräfte quer zur Bogenachse und durch unterschiedliche Steifigkeiten des Mauerwerkes entstehen.
Denkmalgerechte Instandsetzung
Die Instandsetzung eines mittelalterlichen Bau- und Kulturdenkmals wurde sorgfältig geplant und durchgeführt. Dabei war es wichtig, die Instandsetzung behutsam, substanzschonend und denkmalverträglich durchzuführen.
Oberstes Ziel aller baulichen Maßnahmen war, die Brücke vor dem Eindringen von Niederschlagswasser in das Natursteinmauerwerk zu schützen. Dazu musste die Steinerne Brücke ein schützendes „Dach“ erhalten.
Als Dach dient die Brückenoberfläche in der Einheit von Brüstung und Belag. Der Oberbau muss daher sowohl die technischen als auch gestalterischen Anforderungen erfüllen, um die Steinerne Brücke nachhaltig zu schützen. Die vollständige Erneuerung der Brückenoberfläche mit Herstellung einer funktionierenden Abdichtung und Entwässerung ist die wichtigste Maßnahme zur dauerhaften Substanzerhaltung des Bau- und Kulturdenkmals Steinerne Brücke.
Grundlage der Planung der Brückenoberfläche waren historische Baupläne aus den Jahren 1863/1877.
Das Foto aus dem Jahr 1859 zeigt den Querschnitt der Brücke mit beidseitigen Brüstungen, einschließlich der als Schrammbord wirkenden Sockelsteine, den beiden Entwässerungsrinnen und einem Granitplattenbelag aus regionalem Natursteinmaterial. Die Brüstung war in Sockelsteine eingebunden, die gegenüber der eigentlichen Fahrbahn erhöht waren. Der neue Querschnitt der Brückenoberfläche orientiert sich grundsätzlich an diesen historischen Vorgaben, angepasst an die heutigen Nutzungsanforderungen und technischen Erfordernissen.
Umsetzung
Brüstung
- Von Brüstung zu Brüstung durchgehende Verkehrsfläche ohne Schrammbord (behindertengerechte Ausführung)
- Höhe Brüstung über Belag: 1,00 m
- Breite Brüstungselement: 0,30 m
- Material: warmtoniger Bayerwaldgranit passend zu dem gelblich-grünen Grünsandstein des Mauerwerkes
Belag
- Beidseitige Rinnen zur Oberflächenentwässerung
- Granitplattenbelag (grau und gelbtonig) aus vier verschiedenen Steinbrüchen des Bayerwaldes,
- Breite variierend
- Oberfläche grob gestockt
Beleuchtung
Die Beleuchtung der Steinernen Brücke erfolgt nach den Grundsätzen des Stadtlichtplans.
Dort heißt es: “Die Steinerne Brücke ist Baudenkmal und Sehenswürdigkeit. Es soll eine Beleuchtung in der Art der jetzigen vorgesehen werden, wobei die Lichtfarbe und die Abstrahlcharakteristik zu verbessern sind.“
Die Masten stehen über den Pfeilern vor den Brüstungen stehen. In den Lampen wird LED-Technik eingesetzt, wie sie bereits bei der Altstadtbeleuchtung zu finden ist.
Abdichtung
Die ständige Durchfeuchtung des Natursteinmauerwerkes wegen offener Pflasterfugen, einer unzureichenden Entwässerung und fehlender Abdichtung des Mauerwerkes von oben hat zu den gravierendsten Schäden am Naturstein der Steinernen Brücke geführt. Die wichtigste Maßnahme zur nachhaltigen Instandsetzung der Steinernen Brücke ist deshalb eine schnelle Ableitung des Niederschlagswassers über den Plattenbelag und die Einläufe sowie die Herstellung eines Abdichtungssystems für das historische Natursteinmauerwerk unter dem Plattenbelag, um das Restwasser über die Plattenfugen vom Mauerwerk fernzuhalten.
Entwässerung
Zur Entwässerung der Oberfläche werden die bestehenden Wasserspeier genutzt. An diese ist sowohl die Oberflächenentwässerung als auch die Entwässerung der Abdichtungsschicht angeschlossen.
Historisches Mauerwerk (Bögen, Schildmauern, Eisbrecher)
Bei der letzten Sanierung 1951 bis 1966 wurden vorwiegend zementhaltige Mörtel eingesetzt, die teilweise auch noch bewehrt waren. Unter diesen Antragungen sammelte sich das Wasser, das durch die undichte Oberfläche eingedrungen ist und verursachte Korrosionsschäden und Schäden am Naturstein. Diese Zementantragungen und Schadstellen wurden ausgearbeitet und mit Naturstein als Vierung oder Neuteil ersetzt. Die neuen Steinoberflächen werden nach historischem Vorbild abgearbeitet. Kleinere statisch unbedenkliche Schadstellen sind mit Steinergänzungsmasse wieder hergestellt worden. Die gesamten Zementfugen sind ausgearbeitet und mit weicherem Mörtel auf Romanbasis wieder geschlossen. Zum Abschluss sind die gesamten Flächen im Raster mit Romanmörtel injiziert, um Hohlstellen und Auswaschungen zu schließen und wieder Kraftanschluss zum Füllmauerwerk herzustellen.
Die Pfeiler wurden von den mittelalterlichen Baumeistern durch Vorbauten (Beschlächte) vor Unterspülung geschützt. Diese Beschlächte wurden zudem am Rand mit Eichenpfahlreihen ausgestattet, deren oberen Abschluss ein Holzkranz bildete (sog. Kappholz).
Das Innere wurde mit Steinschutt hinterfüllt und durch eine schwere Steinpflasterung abgedeckt. Im Laufe der Jahrhunderte machten neue, vorgesetzte Pfahlreihen die Beschlächte immer breiter. Dadurch verengte sich der Wasserdurchfluss zwischen den Pfeilern. Höhere Strömungsgeschwindigkeiten waren die Folge. Diese haben zum Entstehen der bekannten Regensburger Strudel beigetragen, die im Volkslied „Als wir jüngst in Regensburg waren, sind wir über den Strudel gefahren“ besungen werden.
Die Schutzkonstruktion aus Holz war sehr anfällig gegen Hochwasser und Eisgang und musste daher häufig erneuert werden.
Die Beschlächte wurden 1951 bis 1966 dauerhaft mit Spundwänden gesichert, was über eine Unterwasseraufnahme mit einem Seitenradar überprüft wurde. Teilweise sind die Fugen der Beschlächte erneuert und einzelne Fehlstellen mit Naturstein geschlossen. Die Beschlächte 11 und 12 wurden neu verlegt.