Obdachlosigkeit ist eine der schwersten Formen der Armut – gerade, wenn sie Kinder betrifft. Auch in Regensburg müssen rund 200 Menschen ordnungsrechtlich untergebracht werden. Die Ursachen für den Wohnungsverlust sind vielfältig: Viele der alleinstehenden Obdachlosen sind seit langer Zeit suchtkrank. Auch Schicksalsschläge können Menschen derart aus der Bahn werfen, dass sie keinen Halt mehr finden und schließlich auf der Straße stehen. Es gibt oft auch eine direkte Zuwanderung, oft aus südosteuropäischen Ländern, in die Obdachlosigkeit. Die Fälle, in denen Mieter nach einer Zwangsräumung in eine Notunterkunft zugewiesen werden müssen, sind erfreulicherweise die Ausnahme. In den allermeisten Fällen kann der Allgemeine Sozialdienst beim Amt für Soziales rechtzeitig gemeinsam mit den Betroffenen eine Lösung finden.
Auch wenn das Europäische Parlament zuletzt das ehrgeizige Ziel ausgab, die Obdachlosigkeit in der EU bis zum Jahr 2030 zu beenden, müssen wir realistisch davon ausgehen, dass die Stadt Regensburg auch weiterhin in der Pflicht sein wird, Menschen in Notlagen wenigstens vorübergehend ein Dach über dem Kopf zu geben. Dies soll künftig dezentral im Stadtgebiet und nach Zielgruppen differenziert geschehen. Neben dem „Chancenhaus“ für Familien, das der Stadtrat jetzt beschlossen hat, planen wir als nächsten Schritt eine eigene Unterbringungsmöglichkeit für obdachlose Frauen. Sie scheuen oft die Unterbringung in herkömmlichen Einrichtungen aus Angst vor sexuellen Übergriffen und Gewalt.
Besonders wichtig ist mir jedoch zunächst, dass Familien nicht in direkter Nachbarschaft neben obdachlosen Einzelpersonen leben müssen, die oft eine Vielzahl an Problemen mitbringen. Mit dem „Chancenhaus“ in der Augsburger Straße schaffen wir eine neue Anlaufstelle für etwa 20 Familien mit Kindern, die hier fit gemacht werden sollen für den Wohnungsmarkt. Denn Kinder sind allein durch die Tatsache, dass sie in einer Notunterkunft leben, sozial ausgegrenzt. Eine Feier zum Kindergeburtstag in der Obdachlosenunterkunft? Schwer vorstellbar. Wir unterstützen die Eltern mit einer verstärkten sozialen Betreuung, nehmen sie aber auch in die Pflicht, gemeinsam mit uns an ihrer schwierigen Lebenssituation zu arbeiten.
Jedes Kind in unserer Stadt, das wir aus dem Teufelskreis von Obdachlosigkeit, Ausgrenzung und Armut herausbringen, ist die Mühe wert.