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Dr. Sabine Schönwälder

Vor knapp 10 Jahren reiste Dr. Sabine Schönwälder das erste Mal mit einer kleinen Gruppe der evangelischen Kirchengemeinde St. Johannes nach Odessa. Von dem Besuch und den Begegnungen vor Ort war sie so beeindruckt, dass sie den Entschluss fasste, sich für die Menschen in unserer ukrainischen Partnerstadt engagieren zu wollen: gesagt, getan.

2013 hat sie das ehrenamtliche Projekt „Traumatherapie für Odessa“ ins Leben gerufen. Darin bilden Sie freiwillige Psychologinnen und Psychologen, Psychotherapeuten und Sozialarbeiter in Odessa zu Psycho-Traumatherapeuten aus und ständig weiter. Im Laufe der Jahre konnte sie mehrere Berufskolleginnen und -kollegen für ihr Vorhaben begeistern und für den ehrenamtlichen Einsatz in Odessa gewinnen. Das war auch nötig, denn aus den geplanten Seminaren entwickelte sich schnell eine ganze Seminarreihe und es entstand die Idee für ein richtiges Traumatherapie-Curriculum. 

Die umfangreichen Planungen, die Organisation, die Einwerbung von Spendengeldern und schließlich die Abwicklung der Fortbildungen verursachen einen erheblichen Arbeitsaufwand, der ohne die Unterstützung aus dem Kollegenkreis gar nicht mehr zu bewältigen wäre. Auch die Diakonie der Deutsch-Evangelischen Kirche in der Ukraine leistet als verlässlicher Kooperationspartner vor Ort bei der Durchführung der Seminare wichtige Hilfe.

Es ist kaum vorstellbar, wie wertvoll die Arbeit für die Menschen in Odessa ist, denn das ukrainische Gesundheitssystem bietet für Traumabehandlungen keine oder nur eine sehr geringe finanzielle Unterstützung an. Das bedeutet, dass Psychologinnen und Psychologen in Odessa in diesem Bereich hauptsächlich ehrenamtlich arbeiten und daher kein Geld für eine teure, aber immens wichtige Weiterbildung aufbringen können.

Durch das Engagement von Frau Dr. Schönwälder können sich die psychologischen Fachkräfte vor Ort fortbilden und dringend notwendiges Wissen für den professionellen Umgang mit traumatisierten Menschen erwerben. Ihre Arbeit ist unersetzbar, denn durch die nach wie vor anhaltenden kriegerischen Auseinandersetzungen im Osten des Landes und die damit einhergehende große Zahl an Binnenflüchtlingen leben nach wie vor viele nachhaltig traumatisierte Menschen in unserer Partnerstadt.

Ein Untersuchungsbericht der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa vom Oktober 2015 verdeutlicht die Bedeutung der hochqualifizierten Traumatherapie-Ausbildung. Der Bericht kam zu dem Ergebnis - und an dieser Stelle zitiere ich ihren Kooperationspartner Herrn Vitaliy Mykhaylyk [Mikheilik] von der Diakonie Odessa - „dass die Psychologen des Freiwilligen Psychologischen Krisendienstes Odessa ukraineweit die am besten qualifizierten Psychologen in der therapeutischen Arbeit mit Migranten sind“.

Besonders hervorzuheben ist, dass sie das Projekt auch währender Corona-Pandemie weitergeführt und Online-Seminare angeboten hat. Im kommenden Jahr sind bereits wieder Kurse vor Ort geplant und Frau Dr. Schönwälder hat Pläne, den Fokus für die Aus- und Weiterbildung in den nächsten Jahren in besonderem Maß auf traumatisierte Kinder und Jugendliche zu legen. 

Nur durch ihre positive Energie, ihre Begeisterungsfähigkeit und viel Herzblut ist es möglich, solch ein erfolgreiches Projekt über die Jahre aufzubauen, weiterzuentwickeln, dem jeweiligen Bedarf anzupassen und dadurch eine nachhaltige Wirkung zu erzielen. Ihr Ziel ist es, immer auch Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den Seminarreihen werden zu Multiplikatoren, sie geben das erworbene Wissen weiter und nutzen inzwischen auch die Methode der Supervision zur Verbesserung ihrer Arbeit. Wer die Berichte und Rückmeldungen von Seminarteilnehmern gelesen hat, kann deren Dankbarkeit für ihre Unterstützung und den gegenseitigen Austausch spüren, aber auch deren Begeisterung für die neu vermittelten Methoden, Ansätze und Ideen. Die Verleihung des Städtepartnerschaftspreises soll nicht nur Ausdruck der Wertschätzung für ihre geleistete Arbeit sein, sondern auch Motivation dafür, den Partnerschaftsgedanken auch in Zukunft weiter zu leben.