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2014: Sanierung und Erweiterung des Präsidial-Palais am Bismarckplatz

Allgemeines zum Bauvorhaben

Bereits im Jahr 2003 kam aus dem Kulturreferat der Vorschlag, am Bismarckplatz ein Bayerisches Haus der Musik zu installieren. Als das Polizeipräsidium Niederbayern/ Oberpfalz Anfang 2010 den Amtssitz am Bismarckplatz 1 aufgab, bot sich die einmalige Gelegenheit, diese Idee Wirklichkeit werden zu lassen. In dem Gebäude sollte ein Regensburger „Haus der Musik“ mit einer festen Spielstätte für das Theater der Jugend entstehen, um den Kultur- und Musikstandort Regensburg nachhaltig zu stärken. Mittels einer Nutzungsstudie des Planungs- und Baureferates der Stadt Regensburg wurde deutlich, dass die Raumzuschnitte des Palais gut geeignet waren, um das gewünschte Raumprogramm zu verwirklichen.

Das Palais war in den Jahren 1804 bis 1805, auf der Substanz dreier mittelalterlicher Vorgängerbauten durch den Hofarchitekten Emanuel Joseph von Herigoyen unter dem damaligen Reichskanzler Carl Theodor von Dalberg für die Französische Gesandtschaft geplant und errichtet worden. Prägend für das neoklassizistische Gebäude waren, neben der prunkvollen Fassade, die repräsentativen hohen Räume der Beletage im ersten Obergeschoss.

Wie schon damals so wird auch heute das „Haus der Musik“ über den prächtigen Haupteingang unter dem Portikus vom Bismarckplatz aus erschlossen. Man gelangt in ein Foyer und von dort zu einer großzügigen Treppenanlage. Noch im Erdgeschoss versorgt ein kleines Café mit Freisitz vor den Stufen des Palais die Besucher. Neben dem Café sind im Erdgeschoss die Nebenräume des Theaters, eine Werkstatt und Unterrichtsräume untergebracht.

Im ersten Obergeschoss mit seinen repräsentativen Räumen, der Beletage, ist im Nordwest-Trakt des Palais die Verwaltung situiert. Hier durften aus Gründen der Denkmalpflege keine baulichen Eingriffe durchgeführt werden, da noch historische Stuckdecken, Wandornamente und originale Parkettbeläge vorgefunden wurden. An der Ostseite des Gebäudes entlang des Beraiterwegs konnte durch den Rückbau von Raumteilungen aus den 70er Jahren der historische Ballsaal der Gesandtschaft als Konzertsaal wiederbelebt werden. Im Vorraum des Konzertsaales mit seinen gut erhaltenen, bemalten Supraporten werden ausgewählte Stücke der Musikaliensammlung des Historischen Museums präsentiert.

In den kleinteiligen Ebenen des zweiten und dritten Obergeschosses entstanden Unterrichtszimmer für Musikschüler sowie ein Orchesterprobensaal. Aus akustischen Gründen wurde dem Probensaal über eine Stoffmembrandecke der darüberlegende historische Dachstuhl als Luft- und Klangvolumen räumlich hinzugefügt.

 Alle erforderlichen Säle, die aufgrund ihrer Raumhöhe und Größe nicht in der historischen Struktur des Palais umgesetzt werden konnten, sowie Großteile der technischen Anlagen wurden in den angrenzenden Neubau ausgelagert. Der Erweiterungsbau schließt bewusst modern, aber ebenso repräsentativ wie der Altbau, die vorhandene Baulücke am Beraiterweg. In seinem Obergeschoss wurde ein großer Probesaal für den Cantemus-Chor geschaffen, ein weißer, multifunktionaler Saal mit einem gefalteten, stützenfreien Dachtragwerk.

Der gesamte Erdgeschossbereich des Neubaus beherbergt das Junge Theater Regensburg. Ein großer, fensterloser Raum, nahezu quadratisch, ungerichtet, als „Blackbox“ konzipiert, ist frei bespielbar und multifunktional nutzbar.

Nach umfangreichen denkmalpflegerischen Archivforschungen, Bestandsanalysen und intensiven Abstimmungsgesprächen mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) konnte im Jahr 2012 die Eingabeplanung abgeschlossen und Ende des Jahres mit den Bauarbeiten begonnen werden. Die Komplexität der Aufgabe sowohl im hochtechnisierten Neubau als auch im denkmalgeschützten Altbau war erheblich. Für den Besucher unsichtbar wurden die technischen Anlagen für beide Nutzer hauptsächlich im Keller des Neubaus und im bestehenden Gewölbekeller des Palais untergebracht. Beheizt wird dieses Gebäude zukunftsweisend mittels eines Blockheizkraftwerkes und einer Wärmepumpe, die sich die Abwasserwärme des Kanalnetzes unter der Schottenstraße zunutze macht.

Nach genau zwei Jahren Bauzeit, der Beteiligung von ungefähr vierzig verschiedenen Büros, Gutachtern und Sachverständigen, der Beauftragung von ca. hundert verschiedenen Firmen wurde das Gebäude Ende 2014 fertiggestellt und im Februar 2015 feierlich der neuen Nutzung übergeben.

Gebäudedaten

Nutzfläche: 2.965 m²

Bruttorauminhalt:  16.800 m³     

Baubeginn: Winter 2012

Fertigstellung: Dezember 2014

Gesamtkosten:  17,5 Mio €

Ausführungsplanung

Architekturbüro Karl + Probst, München