Kulturdatenbank
Nikolaus Gallus
Nikolaus Gallus
Museen der Stadt Regensburg
1516 – 1570
Die evangelische Gemeinde in Regensburg konnte die reformatorische Wende erst relativ spät verwirklichen, nämlich im Jahre 1542, was am politischen Einfluss des Kaisers und des bayerischen Herzogs in der Reichsstadt lag. Doch dies heißt keineswegs, dass die Bedeutung dieser neuen Gemeinde als gering einzuschätzen ist. Sie nahm an den Diskussionen der evangelischen Theologen teil und spielte eine entscheidende Rolle im Prozess der deutschlandweiten Reformation. Dass der jungen Regensburger Gemeinde diese Präsenz zukam, lag vor allem am Wirken Johann Hiltners und Nikolaus Gallus‘, der Diakon und später Superintendent war. Man kann durchaus sagen, dass der Weg der Regensburger Kirche ohne ihn anders verlaufen wäre.
Gallus wurde nicht in der Donaustadt geboren, sondern kam erst auf Anfrage des Regensburger Rats hierher, um sie beim Aufbau der lutherischen Gemeinde zu unterstützen. Vorher hatte Gallus in Wittenberg bei Luther, Melanchthon und Justus Jonas Theologie studiert. Da er 1537 sein Studium mit einem Magister beendete, fiel seine Studienzeit genau in die Blüte der reformatorischen Bewegung in Deutschland. Nachdem er ab 1543 bei der Gründung und beim Aufbau der Gemeinde maßgeblich beteiligt war, wurde er 1548 aus der Stadt gebannt. Der Grund hierfür lag in seiner Ablehnung des Regensburger Interims, das – von Kaiser Karl V. als Maßnahme gegen den Protestantismus beschlossen – die Verbannung aller evangelischen Geistlichen und die Rekatholizierung vorsah. Als Karl V. 1552 schließlich den Protestantismus anerkannte, kehrte Gallus im Jahr darauf in die Donaustadt zurück, um mit dem Wiederaufbau und der Konsolidierung fortzufahren.
Schmid, Peter: Nikolaus Gallus – der Organisator der lutherischen Gemeinde Regensburgs (1516-1570). In: Dietz, Karlheinz und Waldherr, Gerhard: Berühmte Regensburger. Lebensbilder aus zwei Jahrtausenden. Regensburg 1997, S. 132-141.