Stadtfreiheitstag 2025

- Es gilt das gesprochene Wort -

Rede von Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer anlässlich des Stadtfreiheitstages am Samstag, 15. November 2025, um 19 Uhr im Historischen Reichsaal

Verehrte Gäste,

es ist mir eine große Freude, Sie zur Feier unseres Stadtfreiheitstages willkommen zu heißen.

Wie Sie wissen, ist es mein letzter Stadtfreiheitstag, den ich als Oberbürgermeisterin eröffnen darf. Bei den Kommunalwahlen im kommenden März trete ich nicht mehr für dieses Amt an.

Es war mir deshalb ein besonderes Anliegen, diesmal ein Thema in den Mittelpunkt zu rücken, das mir – und ich bin überzeugt, auch vielen anderen – sehr am Herzen liegt: die aktuelle Situation unserer Demokratie.

Für mich persönlich steht völlig außer Frage, dass es kein anderes politisches System gibt, in dem ich leben möchte. Es gibt mir die Freiheit, mein Leben nach meinen Vorstellungen zu gestalten. Wenn ich meine Meinung äußere, muss ich zwar damit rechnen, dass es Menschen gibt, die mir widersprechen, aber ich brauche keine Repressionen zu befürchten.

Zwei Zitate kommen mir dazu in den Sinn:

Der angeblich von Voltaire geprägte Satz: „Ich verabscheue, was Sie sagen, aber ich würde mein Leben dafür geben, dass Sie es sagen können.“

Und die dem ehemaligen englischen Premierminister Winston Churchill zugeschriebene Feststellung:

„Wenn es morgens um 6 Uhr an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe.“

Wie viele Menschen in anderen Teilen der Welt wären froh, wenn sie diese Freiheiten hätten!

Woher kommt es, dass offenbar immer mehr Menschen diese Errungenschaft nicht mehr zu schätzen wissen? Diese Frage treibt mich um – als Bürgerin, als Mutter, die möchte, dass auch ihre Kinder eine gute Zukunft haben, und selbstverständlich auch als langjährige Kommunalpolitikerin und Oberbürgermeisterin dieser Stadt.

Es ist ein komplexes, vielschichtiges Thema – und deshalb haben wir eine Gastrednerin eingeladen, die sich wissenschaftlich damit beschäftigt.

Frau Prof. Dr. Sophie Schönberger hat im August die Professur für Öffentliches Recht, insbesondere Verfassungsrecht und Verfassungstheorie an der Freien Universität Berlin übernommen und leitet das Berliner Zentrum für Parteien- und Parlamentsrecht (BZPP). Zuvor war sie sieben Jahre an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Inhaberin des Lehrstuhls für Öffentliches Recht, Kunst- und Kulturrecht sowie Co-Direktorin des Instituts für Deutsches und Internationales Parteienrecht und Parteienforschung (PRUF).

Ein Ergebnis ihrer Forschungen ist das Buch mit dem bezeichnenden Titel „Zumutung Demokratie“, das sie 2023 veröffentlicht hat und das von der Regensburger Stiftung zur Förderung der Essayistik vor wenigen Monaten mit dem Regensburger Preis für Essayistik ausgezeichnet wurde.

Ich freue mich sehr, dass Frau Prof. Schönberger heute als Gastrednerin bei uns ist und bin gespannt auf ihre Ausführungen unter der Überschrift „Freiheit als Versprechen, Gleichheit als Zumutung? Widersprüchliche Erwartungen an die Demokratie der Gegenwart“.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

ich habe eingangs von den Freiheiten gesprochen, die mit unserem demokratischen System verbunden sind. In Regensburg begehen wir seit 1980 jedes Jahr im November unseren Stadtfreiheitstag. 

Wir erinnern damit an ein Ereignis, das für die Geschichte unserer Stadt von immenser Bedeutung war: Am 10. November 1245 erhob Kaiser Friedrich II. Regensburg in den Stand einer Freien Reichsstadt. Damit endete die Fremdbestimmung durch Bayernherzog und Bischof. Die Stadt war fortan nur noch dem Kaiser unterstellt. Die Bürger konnten ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen und die Entwicklung der Stadt vorantreiben.

Auch wenn der bürgerliche Freiheitsbegriff unserer Vorfahren natürlich nicht mit unseren heutigen Vorstellungen von einem freien und selbstbestimmten Leben für alle vergleichbar war, so galt doch damals wie heute: Freiheit ist ein hohes Gut. 

Um sie zu bewahren, braucht es Menschen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und unser Gemeinwesen mitzugestalten.

Aus diesem Grund nehmen wir den Stadtfreiheitstag auch stets zum Anlass, um Bürgerinnen und Bürger zu ehren, die genau das in besonders hervorragender Weise tun. In diesem Jahr darf ich eine Silberne Bürgermedaille, eine Albertus-Magnus-Medaille, eine Matthäus-Runtinger-Medaille, zwei Stadtschlüssel und einen Hochschulpreis überreichen.

Für die musikalische Gestaltung des Festakts danke ich dem Regensburger Renner-Ensemble unter der Leitung von Christoph Schäfer. Nachdem sie uns mit „Vollmondzauber“ begrüßt haben, hören wir gleich anschließend die Volksweise „Ein Jäger längs dem Weiher ging“.

Ich wünsche Ihnen dabei viel Vergnügen.

Vielen Dank.