35 Jahre Städtepartnerschaft zwischen Odessa und Regensburg
- Es gilt das gesprochene Wort -
Rede von Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer anlässlich des Städtepartnerschaftsjubiläums am Samstag, 25. Oktober 2025 um 16 Uhr im Reichsaal
Anrede
es ist mir eine große Freude, Sie heute hier in Regensburg willkommen zu heißen. Wir feiern heute ein Jubiläum, das weit mehr ist als eine Zahl: 35 Jahre Städtepartnerschaft zwischen Odessa und Regensburg.
Im Jahr 1990, als unsere Städte beschlossen, eine Partnerschaft einzugehen, war die Welt eine ganz andere. Der Eiserne Vorhang stand noch. Kontakte und Begegnungen zwischen Ost und West waren keine Selbstverständlichkeit, sondern eher eine Ausnahme. Und doch haben damals Menschen den Mut und die Weitsicht gehabt, diesen Schritt zu gehen – in der festen Überzeugung, dass Verständigung und persönliche Begegnung Brücken bauen können, die stärker sind als politische Grenzen.
Seitdem ist aus dieser Entscheidung eine lebendige Partnerschaft gewachsen. Über Jahrzehnte hinweg haben sich Menschen aus unseren Städten kennengelernt, Erfahrungen geteilt und gemeinsam Projekte gestaltet. Es entstanden kulturelle Programme, Austausch in Wirtschaft und Wissenschaft, Jugendbegegnungen und eine Vielzahl von Initiativen und Vereinen, die sich mit großem Engagement einbringen.
Eines ist klar: Eine solche Partnerschaft lebt nicht von Urkunden oder politischen Beschlüssen, sondern von den Menschen, die sie tragen. Und ich möchte diese Gelegenheit nutzen, all jenen zu danken, die in den vergangenen 35 Jahren dafür gesorgt haben, dass Regensburg und Odessa nicht nur auf dem Papier, sondern durch gelebte Beziehungen miteinander verbunden sind.
Heute, im Jahr 2025, zeigt sich die Bedeutung dieser Partnerschaft auf besonders eindringliche Weise. Denn Odessa liegt in einer Ukraine, die seit mehr als drei Jahren unter schwerem russischem Angriff steht.
Wir alle verfolgen mit Sorge und Mitgefühl, was in Ihrem Land geschieht. In einer solchen Zeit wird klar, dass eine Städtepartnerschaft keine bloße Formalität ist. Sie ist vielmehr ein starkes Signal: ein Zeichen der Solidarität, ein Ausdruck von Verbundenheit.
Von Regensburg aus senden wir deshalb nicht nur gute Wünsche, sondern leisten, wo wir können, konkrete Unterstützung. Und auch Sie alle, die heute gekommen sind, machen sichtbar: Odessa ist nicht allein.
Leider verhindern die aktuellen Entwicklungen in Odessa, dass wir heute – anlässlich unseres Jubiläums – eine städtische Delegation hier in Regensburg begrüßen können. Dafür freue ich mich umso mehr, dass viele Menschen aus Odessa heute hier sind und wir gemeinsam die Städtepartnerschaft feiern können. Denn sie lebt gerade in Begegnungen und Erlebnissen wie denen, die wir heute miteinander teilen dürfen.
Dieses Jubiläum begehen wir mit einem Gemeinschaftskonzert von Musikerinnen und Musikern aus Odessa und Regensburg. Denn Musik ist eine Sprache, die keine Übersetzung braucht. Sie verbindet Menschen und schafft ein gemeinsames Erlebnis, das Grenzen und Distanzen überwindet.
Die Zusammenarbeit unserer Musikschulen ist dafür ein wunderbares Beispiel. Wenn Menschen aus Odessa und Regensburg zusammen proben und auftreten, dann entsteht nicht nur Musik. Es entstehen Begegnungen, die in Erinnerung bleiben, vielleicht sogar Freundschaften. Diese Musikerinnen und Musiker zeigen uns eindrucksvoll, was Partnerschaft bedeutet: gemeinsam etwas gestalten, voneinander lernen, und dabei etwas Neues schaffen.
Ich glaube, wir alle spüren, dass Musik etwas ausdrücken kann, was Worte allein nicht schaffen: Hoffnung, Kraft, Menschlichkeit. Gerade in einer Zeit, in der Bilder von Zerstörung und Leid uns täglich begleiten, tut es gut, Klänge der Freude, des Friedens und der Gemeinsamkeit zu hören.
35 Jahre – das ist eine Zahl, auf die wir stolz sein dürfen. Und gleichzeitig ist es auch ein Auftrag für die Zukunft, nicht stehen zu bleiben, sondern weiterzugehen. Begegnungen schaffen, Freundschaften pflegen, junge Menschen einladen, die Verbindung weiterzutragen. So wird die Verbindung unserer Städte lebendig bleiben. Und nicht nur das: Wir leisten dadurch einen Beitrag zur Verständigung über Staatsgrenzen hinweg – möge es helfen, dass all diese Menschen nie auf den Gedanken kommen, sich gegenseitig zu bekämpfen, sondern immer nach Gemeinsamkeiten suchen, um ein friedliches und tolerantes Zusammenleben zu ermöglichen.
Ich wünsche uns allen einen Nachmittag voller schöner Eindrücke, guter Begegnungen und viel Freude am Konzert der Musikerinnen und Musikern aus unseren Städten.
Vielen Dank.