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Stadtfreiheitstag 2022

Rede von Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer anlässlich des Stadtfreiheitstages am Samstag, 5. November 2022 im Historischen Reichsaal des Altes Rathauses

-Es gilt das gesprochene Wort-

Anrede

Herzlich willkommen, liebe Gäste, zur heutigen Feier des Stadtfreiheitstages.

Wieder erfüllt mich dieser Regensburger Feiertag mit großem Stolz. – Er geht zurück auf das Jahr 1245. Am 10. November dieses Jahres verlieh Kaiser Friedrich II, damals Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, Regensburg die Stadtfreiheit. Das bedeutete, Regensburg wurde Freie Reichstadt, ausgestattet mit einer Reihe von Privilegien. Dazu gehörte, dass sich die Stadt fortan selbst verwaltete. Die Macht des Herzogs wich der Herrschaft des Bürgermeisters und des Magistrats. Die Macht des Bischofs galt nur noch im Dombezirk. Die Stadt war frei, der Handel florierte, die Bedeutung der Stadt wuchs, ebenso wie das Selbstbewusstsein ihrer Bürger. Selbstbestimmung und Freiheit schrieben sich ein ins kollektive Gedächtnis der Stadtgesellschaft.

Heute nutzen wir den Stadtfreiheitstag, um den Begriff der Freiheit jedes Jahr von neuem in festlichem Rahmen zu beleuchten. Der Stadtfreiheitstag ist willkommener Anlass, uns immer wieder darauf besinnen, dass Freiheit etwas Besonderes und Schützenswertes ist.

Seit vor ziemlich genau einem Jahr angesichts der Einschränkungen durch Corona der Ruf nach so genannten Freedom Days laut wurde, muss ich oft an den von Immanuel Kant geprägten Aspekt von Freiheit denken: „Die Freiheit des einen endet immer dort, wo die Freiheit des anderen beginnt.“

Heute – der russische Angriffskrieg auf die Ukraine dauert bereits 9 Monate – steht unsere Gesellschaft vor wiederum anderen, neuen Herausforderungen. Tagtäglich erfahren wir wie sich Diktatur und Gewalt gegen freiheitliche Werte stellen.  

Wie jedes Jahr an diesem Tag, ehren wir Bürgerinnen und Bürger, die sich um das Gemeinwohl verdient gemacht haben und auf der Grundlage der Freiheit von Kunst und Wissenschaft Erstaunliches leisten. Eine der vielfach ausgezeichneten Solistinnen, die heute diesen Festakt musikalisch umrahmen erhielt den Kulturförderpreis der Stadt Regensburg. Es ist Prof. Tatjana Ruhland. Von ihr und der Harfinistin Prof. Ronith Mues haben wir gerade ein Stück von Mozart gehört. – Danke, dass Sie beide da sind.

Vor der Verleihung der städtischen Auszeichnungen haben wir die besondere Ehre und Gelegenheit, uns inhaltlich und philosophisch mit weiteren Aspekten des Begriffs der Freiheit zu beschäftigen.

Den Festvortrag hält Prof. Dr. Dr. Johannes Wallacher. Er steht unter dem Titel: „Freiheit und Nachhaltigkeit – Verbündete oder Gegenspieler“.

Prof. Dr. Dr. Johannes Wallacher wurde 1966 in Ludwigshafen am Rhein geboren. Er studierte an der Universität Karlsruhe Wirtschaftsingenieurwesen, arbeitete am dortigen Institut für Statistik und Mathematische Wirtschaftstheorie.
1994 promovierte er zum Dr. rer. pol an der Universität Karlsruhe und 1999 zum Dr. phil. an der Hochschule für Philosophie in München.

Im Jahr 2000 ging Wallacher an die Georgetown University in Washington D.C. und kehrte schließlich wieder zurück an den Ort seiner zweiten Promotion.

Er ist seit 2006 Professor für Sozialwissenschaften und Wirtschaftsethik an der Hochschule für Philosophie München und leitete von 2006 - 2011 das Forschungs- und Studienprojekt „Globale Solidarität – Schritte zu einer neuen Weltkultur“. 
Seit 1. September 2011 ist er Präsident der Hochschule. 

Die Hochschule für Philosophie in München wurde 1925 gegründet und verstand sich ursprünglich als ein der Ausbildung von Jesuiten gewidmetes Studienhaus. Bereits in den ersten Jahrzehnten ihres Bestehens genoss die Ordenshochschule einen hervorragenden wissenschaftlichen Ruf als philosophische Ausbildungsstätte. In der Zeit des Nationalsozialismus war sie Treffpunkt der Katholischen Widerstandsgruppe des Kreisauer Kreises. Seit der Nachkriegszeit können dort auch Männer und Frauen studieren, die nicht zum Orden gehören.

Ein in der Satzung der Hochschule für Philosophie München formuliertes Ziel lautet: „Die Erkenntnisse der Philosophie für das Leben und Zusammenleben der Menschen nutzbar zu machen.“ – Johannes Wallacher tut das heute für uns.

Ich freue mich sehr auf Ihre Ausführungen, Prof. Dr. Dr. Wallacher.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.