Luise Gutmann
Verleihung der Stadtschlüssel an Luise Gutmann, Kämpferin gegen Faschismus und Förderin der Erinnerungskultur über Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft
Der „Schwur von Buchenwald“ ist vielen von uns ein Begriff. Auf dem Appellplatz des gleichnamigen Konzentrationslagers hatten sich die befreiten Häftlinge am 19. April 1945 zu dieser Erklärung versammelt: „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel. Das sind wir unseren gemordeten Kameraden, ihren Angehörigen schuldig. …“
Luise Gutmann hat sich diesem Schwur ebenso verpflichtet, wie die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, welche 1947 von Verfolgten, Widerstandskämpfenden und Überlebenden gegründet wurde. Die Vereinigung hat sich im Laufe der Jahrzehnte gewandelt, das Vermächtnis von Buchenwald ist geblieben. Die aktuellen Entwicklungen und antisemitisch geprägten Geschehnisse geben Anlass zur Sorge.
In Sinne des Vermächtnisses setzt sie sich für ein ehrendes Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus und für eine Entschädigung bzw. Rehabilitierung von Überlebenden ein. Dazu gehört die Kontaktpflege zu ehemaligen NS-Zwangsarbeitern und die Vermittlung von Begegnungen mit Zeitzeugen aus dem In- und Ausland.
Auch die Kreisgruppe Regensburg, die sie von 1997 bis 2022, also 25 Jahre lang als Kreisvorsitzende geführt hat, hat sich der Erinnerungskultur und dem Gedenken verschrieben. Derzeit fungiert sie als Sprecherin der Landesvereinigung Bayern.
Seit Jahren organisiert Luise Gutmann den Gedenkweg für die Opfer des Nationalsozialismus in Regensburg, der seit 2015 zusammen mit der Stadt Regensburg und weiteren Partnern begangen wird.
Ihr Vater war Oberbürgermeister in Freising und wurde selbst Opfer in der Reichspogromnacht. Dieser schwere familiäre Verlust durch das NS-Regime bewegte sie zu ihrem persönlichen Kampf gegen Kriegsverbrechen und Faschismus sowie zur Förderung der Erinnerungskultur.
Vor diesem Hintergrund setzt sie sich auch für die Initiative „Stolpersteine“ in Regensburg ein. Mit der Stolperstein-Verlegung an einstigen Wohn- und Arbeitsorten von Opfern nationalsozialistischer Gewalttaten hat sie, zusammen mit dem Initiativkreis, einen Prozess der individuellen Erinnerung auf den Weg gebracht. In Regensburg konnten, auch dank ihrem Engagement, zwischenzeitlich bereits mehr als 240 Stolpersteine verlegt werden, zur Erinnerung an Menschen jüdischen Glaubens, an Euthanasieopfer und damals politisch Verfolgte oder Andersdenkende.
Menschen wie sie sorgen dafür, dass diese Menschen, deren Schicksal und die Vergangenheit nicht vergessen werden.
Für ihren unermüdlichen und langjährigen Einsatz im Kampf gegen Faschismus und für die Förderung der Erinnerungskultur wird Luise Gutmann mit der Ehrung Stadtschlüssel ausgezeichnet.