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Thomas Muggenthaler

Verleihung des Kulturpreises 2019 an den Journalisten und Autor Thomas Muggenthaler

Thomas Muggenthaler ist 1956 geboren. Er lebt und arbeitet in Regensburg. Nach seinem Studium der Politikwissenschaft und Soziologie an der Universität Regensburg ist er seit den 1980er Jahren für den Bayerischen Rundfunk tätig.

Muggenthaler arbeitet mit allen Formaten der medialen Öffentlichkeit. In TV und Radio, in filmischen Arbeiten und durch Buchveröffentlichungen hat er wichtige Beiträge zur Aufarbeitung der NS-Zeit in Niederbayern und der Oberpfalz geleistet – meist mit dem Fokus auf Regensburg.

Thomas Muggenthalers Beiträge befassten sich etwa mit dem Widerstand gegen die NS-Diktatur, der NS-Zwangsarbeit, dem System der Konzentrationslager sowie einzelnen Schicksalen jüdischer Menschen und der Jüdischen Geschichte. Im Rahmen der aktuellen Berichterstattung hat er in Regensburg zum Erhalt des Velodroms beigetragen, das KZ Außenlager Colosseum in Erinnerung gerufen und umfangreich über die Gestapo-Zentrale im Minoritenweg 1 recherchiert.

Die Wirkung seiner Arbeit reicht weit über Regensburg hinaus – in die deutsche Medienlandschaft und ins europäische und internationale Ausland. So hat er gezielt nach jüdischen Emigranten aus Bayern in Israel, den USA oder Buenos Aires, aber auch in Weiden oder Straubing gesucht, diese interviewt und ausführlich über ihre Schicksale berichtet. Seit vielen Jahren trägt Thomas Muggenthaler nun schon dazu bei, die Erinnerungsarbeit und die Gedenkkultur in der Stadt Regensburg und in ganz Ostbayern voranzutragen. „Thomas Muggenthalers Beiträge für eine zukunftsgewandte Erinnerungskultur können nicht hoch genug eingeschätzt werden“, meint der Leiter der Gedenkstätte Flossenbürg, Dr. Jörg Skriebeleit. Dabei ist sein intensives Engagement für die Erinnerungsarbeit persönlicher und journalistischer Natur und durch großes Feingefühl und Professionalität ausgezeichnet. 

Ilse Danzinger, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Regensburg, würdigt Thomas Muggenthaler und seine Arbeit mit den Worten: „Ich habe Thomas Muggenthaler immer als einen umsichtigen, genauen und engagierten Journalisten erlebt, dem es wichtig ist, die jüdische Kultur in Regensburg exakt darzustellen und dauerhaft zu dokumentieren. Sein Interesse und sein nachhaltiges Engagement sind in unserer Stadt und darüber hinaus außergewöhnlich.“

Thomas Muggenthaler ist ohne Zweifel ein herausragender und beeindruckender Journalist, der wie kein Zweiter die Erinnerungen der Zeitzeugen des NS-Regimes gesammelt und für die Nachwelt erhalten hat. Ein besonders großes Engagement hat er für die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg aufgebracht. Seit Mitte der 1990-er Jahre gestaltete Muggenthaler zahlreiche Hörfunk-Beiträge. 2005 ist dazu sein Buch „Ich lege mich hin und sterbe! – ehemalige Häftlinge des KZ Flossenbürg berichten“ erschienen.

Seine Recherchen und sein Material flossen in die neu entwickelten Dauerausstellungen ein, die beide mit nationalen wie internationalen Preisen ausgezeichnet wurden. Mehr als zwei Jahrzehnte lang war und ist Thomas Muggenthaler an der Neukonzeption und Weiterentwicklung der Gedenkstätte nun bereits maßgeblich beteiligt.

Thomas Muggenthaler hat sich stets bemüht, den Bürgerinnen und Bürgern auf vielfältige Art und Weise die jüdische Geschichte näher zu bringen. So initiierte er beispielsweise Ausstellungen ehemaliger KZ-Häftlinge in der Stadtbücherei oder organisierte eine Lesung über verfolgte jüdische Fußball-Nationalspieler in der Jüdischen Gemeinde.

Statement der Kulturpreis-Jury

Thomas Muggenthalers Filme, Reportagen, Recherchen für Radio und Printmedien tragen seit vielen Jahren zum guten Ansehen der Stadt Regensburg bei. Besonders hervorzuheben sind hierbei die außergewöhnlichen filmischen Arbeiten, seine Radioreportagen und Buchveröffentlichungen. Die Filme „Todeszug in die Freiheit“, „Überall war der Tod“ und „Verbrechen Liebe“ zeichnen sich in hervorragender Weise aus durch ihre besondere Recherchegenauigkeit, die Entdeckung und Sicherung von vielen fotografischen Belegen, auch von historisch wichtigen Original-Filmaufnahmen. Muggenthalers Filme bespiegeln neben seiner filmischen Sicherung und Aufarbeitung historischer Ereignisse in und um Regensburg auch das zeitgenössische mediale Kulturschaffen der Stadt Regensburg. Thomas Muggenthalers Filme sind Werke der zeitgenössischen und dokumentarischen Filmkunst. Sie sind in besonderem Maße auszeichnungswürdig.“ Der Film „Verbrechen Liebe – Von polnischen Männern und deutschen Frauen“ gewann 2015 den Bayerischen Fernsehpreis. Thomas Muggenthaler selbst wurde für den Film der Orden „Bene Merito“ vom polnischen Außenministerium verliehen. „Todeszug in die Freiheit“ war dieses Jahr sogar für den Grimme-Preis nominiert und hat 2018 den Sonderpreis des Deutsch-Tschechischen Journalistenpreises gewonnen.