Logo Stadt Regensburg

Peter Dorn

Verleihung des Kulturpreises 2020 für sein Lebenswerk an den Künstler, Grafiker und Gestalter Peter Dorn

Fotografie – Portrait von Peter Dorn

Der 1938 im nordböhmischen Aussig geborene und seit 1949 in Regensburg lebende Peter Dorn machte zunächst eine Ausbildung als Grafiker in einem Regensburger Werbeatelier, bevor er an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg studierte. Seit 1964 arbeitet er freischaffend in Regensburg.

Peter Dorn zählt zu den wichtigsten Protagonisten der Kunst- und Kulturszene unserer Stadt. Von Anfang an verschrieb er sich der Innovation, war deshalb auch immer Vorbild und Inspiration für jüngere Kulturschaffende und suchte nach neuen Wegen des Ausdrucks. So strahlt er mit seinem Gesamtwerk weit über die Grenzen der Oberpfalz hinaus. Residenzprogramme und Ausstellungen führten ihn vom Mecklenburgischen Künstlerhaus Schloss Plüschow über Köln, Essen und München bis nach Virginia in die USA – um nur einige wenige Stationen aufzuzählen.  

Seine Werke finden sich allen voran in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München sowie in weiteren Sammlungen, wie denen der Universitäten Regensburg und Passau, der des Bezirks Oberpfalz in Schwandorf sowie in unserer eigenen städtischen Kunstsammlung.

In seiner Kunst versteht sich Peter Dorn auf jene Mischung, auf das rechte Maß aus dem Verhältnis von Zurückhaltung und Präsenz, die ihm bald zahlreiche Preise eintrug: 1979 den Kulturförderpreis der Stadt Regensburg. 1993 den Kulturpreis Ostbayern sowie 2010 den Gerfried Schellberger-Kunstpreis.

Peter Dorns Arbeiten – blickt man zurück in die 1960er und 1970er Jahre – fallen nicht durch gravitätische Gesten auf, auch nicht durch Farbe oder Größe. Nein, sie wirken erst durch die Reduktion auf die Essenz und die wundersamen, in sich geschlossenen Welten, die er in ihnen zu erschaffen vermag. Während seiner Paris-Besuche Anfang der 1960er Jahre entdeckte er den „Nouveau Réalisme“ um Yves Klein und Daniel Spoerri. Gerade hier nahm seine künstlerische Arbeitsweise ihren Ausgang; die Verwendung von alltäglichen Fundstücken, die den jungen Peter Dorn prägen sollte.

Grundlage seiner Arbeit sind „objets trouvés“ – also „gefundene Objekte“, Nebensächlichkeiten, Zufälliges und anderes, was leicht übersehen wird. Durch Umdeutung und Neuinterpretation, durch das Herauslösen aus ihrem ursprünglichen Kontext, wird Alltägliches nicht nur zur Metapher, sondern schließlich zum zentralen Charakteristikum in seinem Gesamtwerk. Wie ein Kriminalist, ein scharfer Beobachter der Szenerie, sichert er Spuren, lässt sie aber nicht in der Asservatenkammer verschwinden.  Sondern arbeitet auf dieser Basis produktiv weiter und präsentiert sie in neuen Zusammenhängen.

Einfühlsam spürt er der Vorgeschichte dieser Gegenstände nach. Vermittelt deren Innerstes in ihrer Konzentration aufs Wesentliche. Lädt sie so mit neuer Bedeutung auf. Und prägt, in einem Akt der Verdichtung, das bislang anonyme Material mit seinem höchstpersönlichen Signet.

Dieses künstlerische Vorgehen bestimmt seine Arbeiten bis heute: von aufgefundenen Aluminiumplatten über abgerissene Zettel von Spiralblöcken und Kalendern bis hin zu Zeitungen, Malkastenfarben und bedruckten Plastiktüten. Oder aktuell in der Galerie artspace Erdel am Fischmarkt seine Installation „non finito“, die Einladungskarten zu Ausstellungseröffnungen in eigenwilliger, serieller Anordnung präsentiert.

All das steht stellvertretend – als „Pars pro toto“ – für den ursprünglichen Herkunftskontext. Und eröffnet dem Betrachter einen freien Assoziationsraum, im komplexen Zusammenhang von Wissen und Erfahrung, Erinnerung und Empfindung. Denkt man beispielsweise an die seit den 1980er Jahren vorhandene Strategie seiner Papiermontagen und Papiercollagen aus abgerissenen Jahresplanern und Notizblöcken, so wird seine Arbeitsweise evident.

Die Kunst des Peter Dorn ist es – neben der ideellen Dimension –Werke zu schaffen, die erst auf den zweiten Blick ihren Ursprung, ihr darin gründendes Geheimnis und ihre fixierte Zeitlichkeit preisgeben. Im Moment des Erkennens werden so beim Betrachter Synapsen verknüpft und Assoziationen wie Verbindungen geschaffen. So schlägt Peter Dorn der Vergänglichkeit ein Schnippchen: Indem er das Alltäglich-Flüchtige einfängt und in die Dimension ästhetischer Überzeitlichkeit transformiert.

Der ehemalige Leiter der Städtischen Galerie im Leeren Beutel, Herr Dr. Herbert Schneidler, charakterisiert Peter Dorn und seine Kunst treffend: „Peter Dorn ist eine Künstlerpersönlichkeit der ‚besonderen Art‘: zurückhaltend, fast still bereichern seit Jahren seine radikal angedachten, objekthaften, aber auch zeichnerisch angelegten Interventionen oder Installationen das Kunstleben der ostbayerischen Region. Keine seiner Arbeiten ist für die Ewigkeit konzipiert – vielmehr bewegt ihn die temporäre Stellungnahme von der Spurensuche bis zum eigentlichen Arbeitsprozess. Dieser wahrlich zeitgenössischen Haltung liegt das Prinzip der Offenheit zugrunde, sie ist ein Charakteristikum seines bisherigen Œuvres, wie auch seiner Persönlichkeit.“