Logo Stadt Regensburg

Dr. Peter Radtke

(Wortlaut der Würdigung aus dem Jahr 1998)

Den Kulturpreis 1998 der Stadt Regensburg erhält der Schriftsteller, Dramaturg und Schauspieler Dr. Peter Radtke.

Verehrter Herr Dr. Radtke, „Karriere mit neunundneunzig Brüchen“ ist der Titel eines ihrer autobiographischen Hörspiele. Für diese nicht alltägliche Karriere erhalten Sie heute den Kulturpreis der Stadt Regensburg. Sie sind hier aufgewachsen und haben hier studiert, hierher zieht es Sie immer wieder zurück.

Ihre Kindheit war nicht leicht. In die finsterste Zeit unseres Jahrhunderts hineingeboren, war Ihr Leben wegen Ihrer angeborenen Krankheit massiv bedroht. Nur dem Mut und der Zuwendung Ihrer Mutter, die heute mit besonderem Stolz diese Feierstunde verfolgen wird, ist es zu verdanken, daß wir heute einen vielbeachteten Schriftsteller, Dramaturgen, Schauspieler und engagierten Motor zahlreicher Initiativen der Behindertenarbeit ehren können.

Im Gründungsjahr unserer Republik begann Ihre Schulausbildung, von 1957 bis 1961 wurden Sie als Dolmetscher, Übersetzer und Handelskorrespondent in Englisch, Französisch und Spanisch ausgebildet. Nach dem Abitur auf dem Zweiten Bildungsweg 1968 und dem Romanistikstudium in Regensburg und Genf promovierten Sie an der Universität Regensburg im Fach Romanistik.

Nachdem Ihr Wunsch nach einer Tätigkeit bei der Volkshochschule Regensburg nicht in Erfüllung ging, bauten Sie ab 1977 an der Volkshochschule München ein Behindertenprogramm auf, ab 1984 waren Sie Geschäftsführer und Chefredakteur der „Arbeitsgemeinschaft Behinderte in den Medien e. V.“ Auch an der Gründung der „Kontaktgruppe Behinderter – Nichtbehinderter e. V. Regensburg“ waren Sie maßgeblich beteiligt. Seit 1974 sind zahlreiche Aufsätze von Ihnen zur Behindertenproblematik erschienen.

Ihr erstes Theaterstück „Nachricht vom Grottenolm“ wurde 1981 in München uraufgeführt, 1985 folgte das autobiographische Stück „Ein halbes Leben aus Glas,“ im gleichen Jahr hatte das Theaterstück „Auch ein Othello“ in Regensburg Premiere. Ebenfalls am Stadttheater Regensburg uraufgeführt wurde 1991 „Hermann und Benedikt“.

Soviel Kritikerlob wie Ihre Theaterstücke ernteten auch Ihre Hörspiele „Die Stunde der Viper“ 1992 und „Karriere mit neunundneunzig Brüchen“ 1994.

Ihre Schauspielerkarriere ist ebenso beachtlich wie Ihr Erfolg als Autor. Nach Ihrem Auftritt 1979 beim Theaterfestival in München erregten Sie 1981 erstmals Aufsehen im „Grottenolm“. 1982 begründeten Sie das „Münchner Krüppel-Cabaret“, 1984 holte Sie George Tabori an die Münchner Kammerspiele, seit 1992 sind Sie Gast am Wiener Burgtheater. Filmruhm haben Sie sich erworben duch Ihre darstellerischen Leistungen in „Nachts“, als Glasknochenmensch in „Erdenschwer“ und 1995 als „Mann mittleren Alters“ in Michael Verhoevens ausgezeichnetem Film „Mutter Courage“ nach George Taboris gleichnamiger Erzählung. Als vorläufigen Höhepunkt Ihrer Schauspielkarriere darf man sicher den „Oskar Matzerath“ in dem Fernsehfilm „Die Rättin“ von Günter Grass bezeichnen; diese Rolle hat Sie im gesamten deutschsprachigen Raum bekannt gemacht.

Sie sind ein Mensch, der sein ihm zugedachtes Schicksal, als Behinderter in Abhängigkeit zu leben, nicht angenommen hat. Vielmehr haben Sie mit Hilfe Ihrer Begabung und Ihrer Fähigkeiten, gepaart mit Optimismus und Ehrgeiz, Leistungen vollbracht, die vielen als Vorbild dienen können. Die Stadt Regensburg ist stolz darauf, diese Leistungen mit der Verleihung des Kulturpreises 1998 anerkennen und würdigen zu dürfen. Ich möchte Sie dazu im Namen des Stadtrates und persönlich herzlich beglückwünschen.