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Dr. Martin Linder

Verleihung der Albertus-Magnus-Medaille an Herrn Dr. Martin Linder, ehemaliger Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Bezirksklinikum Regensburg

Dr. Linder wurde in München geboren und verbrachte dort auch seine Kinder- und Jugendzeit. Gemeinsam mit seiner Frau und den drei Kindern zog er im Jahr 1990 nach Regensburg und lebt seitdem in seiner Wahlheimat.

Sein Name steht für ein ehrgeiziges und wegweisendes Projekt für ganz Ostbayern. Er kümmerte sich intensiv um eine bis dahin stiefmütterlich behandelte medizinische Fachdisziplin, die Kinder- und Jugendpsychiatrie. Stetig waren in den letzten Jahrzehnten die Zahlen von betroffenen Kindern und Jugendlichen angestiegen. Diese Entwicklung hat ihn zum Handeln veranlasst.

Die jungen Patientinnen und Patienten benötigten eine zeitgemäße ausgewogene Behandlung, die bis zu diesem Zeitpunkt auf dem angebrachten Niveau einfach nicht vorhanden war. Für die Betroffenen bedeutete dies häufig eine rein von Medikamenten abhängige Behandlung – eine ganzheitliche, verhaltenstherapeutische Betreuung fehlte zumeist. Daher war die erzielte Wirkung überwiegend von kurzfristiger Natur. Die Verhaltenstherapie vereint Elterntraining, familienzentrierte sowie kindergarten- und schulzentrierte Maßnahmen mit zielgerichteten Trainingsprogrammen. Genau hier setzte er verstärkt an.

1992 trat er seine Tätigkeit als Leitender Abteilungsarzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Bezirksklinikum Regensburg an, bereits ein Jahr später wurde die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (KJP) eröffnet. 1994 kamen 28 stationäre Betten und acht tagesklinische Plätze hinzu. Geradezu revolutionär war, dass in der Klinik auch eine Schule für die jungen Patientinnen und Patienten den Betrieb aufnahm.

In Weiden wurde 1998 die erste dezentrale Institutsambulanz eröffnet, im Jahr 2000 erfolgte die Grundsteinlegung für die dortige Tagesklinik. 2007 entstand die KJP-Institutsambulanz Cham und bereits ein Jahr später wurde auch diese um eine Tagesklinik ergänzt. Seit 2009 gibt es auch in Amberg eine Tagesklinik.

Es ist seinem unermüdlichen Wirken zu verdanken, dass den Betroffenen und ihren Familien in Ostbayern wohnortnahe Angebote gemacht werden können, um sie auf diese Weise optimal zu versorgen. Mittlerweile werden jährlich rund 10 000 Kinder und Jugendliche stationär oder ambulant an den genannten Einrichtungen für Kinder- und Jugendpsychiatrie behandelt. Die Klinik bietet Diagnostik, Krisenintervention und Behandlung bei allen kinder- und jugendpsychiatrischen Krankheiten, Entwicklungsstörungen, Lern- und Leistungsstörungen oder Verhaltensauffälligkeiten.

Dr. Linder gelang es, eine bedarfs- und fachgerechte, hochqualifizierte Therapie für Kinder und Jugendliche mit seelischen Behinderungen oder psychischen Erkrankungen zu entwickeln. Dazu hat er ein stabiles Netzwerk mit anderen freien und öffentlichen Trägern der Kinder- und Jugendhilfe geschaffen. Sein Leitmotiv „Menschen statt Mauern!“ prägt den aufgebauten Bereich in Regensburg, nach diesem Prinzip hat er bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2011 äußerst erfolgreich gearbeitet.

Ein besonderes Anliegen war ihm auch die fachgerechte Ausbildung von jungen Ärztinnen und Ärzten am Universitätsklinikum Regensburg. Wie wichtig die besondere Befähigung zur Behandlung psychisch kranker Kinder und Jugendlicher ist, zeigt die Errichtung eines Lehrstuhls für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychosomatik an der Universität, der seit 1. Juli 2018 besetzt ist. Die erfolgreiche Geschichte vom akademischen Lehrkrankenhaus bis zur Gründung des Lehrstuhls durch Ihren Nachfolger währte fast 15 Jahre: Diese Erfolgsgeschichte wird immer mit seinem Namen verbunden sein.

Darüber hinaus ist er einer von zwei Ansprechpartnern des Bistums Regensburg für Verdachtsfälle von sexuellem Missbrauch durch Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter im kirchlichen Dienst. Hier berät er Geschädigte und öffnet ihnen den Zugang für konkrete Hilfen. Außerdem hilft er kirchlichen Einrichtungen dabei, Präventivmaßnahmen zu verankern und zu verbessern. Damit leistet er einen wertvollen Beitrag zur Bewältigung  begangener Missbrauchstaten, aber auch dazu, erneute Übergriffe zu verhindern.