Logo Stadt Regensburg

Green Deal im Fokus

Was tut Regensburg fürs Klima? Der European Green Deal 2019 hat das Ziel vorgegeben, die EU bis 2050 zum klimaneutralen Wirtschaftsraum zu machen. Die Stadtverwaltung selbst geht noch ein Stück weiter. Beim fünften Dialog mit der Oberbürgermeisterin am 23. September 2022 ging es um den Green Deal Regensburg.

Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer mit Bürgerinnen und Bürgern

Rund 50 Regensburgerinnen und Regensburger hatte das aktuelle Thema an den St. Kassiansplatz gelockt. Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer, Umweltbürgermeister Ludwig Artinger und der Leiter des Amtes für Wirtschaft und Wissenschaft, Toni Lautenschläger, stellten zunächst das städtische Maßnahmenbündel vor und standen eineinhalb Stunden lang für Fragen zur Verfügung.

2021 hat der Stadtrat den Green Deal Regensburg ins Leben gerufen. Er setzt deutliche Ziele: Die Umsetzung des gemeinsam erarbeiteten Leitbildes Energie und Klima, den Ausbau CO2-freier Energieversorgung – auch und vor allem in der Wirtschaft, die Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 65 Prozent bis 2030 gegenüber 1990 (die EU hat 55 Prozent vorgegeben) sowie den Aufbau des Know-how-Standortes in den Zukunftstechnologien Energie und Klima.

Alle müssen mitmachen!

Die Umsetzung dieser Ziele erfordert eine starke Einbindung aller Akteure, so die Oberbürgermeisterin: Wirtschaft, Wissenschaft, Umweltverbände und natürlich alle Regensburgerinnen und Regensburger selbst. Jeder muss seinen eigenen Umgang mit Energie, unseren Ressourcen und der Natur überdenken. Um dabei zu helfen, hat die Stadt in den letzten Jahren verschiedene Förderprogramme und folgende Strukturen geschaffen:

  • eine schlagkräftige Energieagentur, die kostenfreie Energieberatungen und Energie-Checks für alle Bürgerinnen und Bürger anbietet
  • die Ansiedlung der bayerischen Landesagentur für Energie und Klimaschutz
  • ein städtisches Klimaschutz-, Hitze- und Klimaresilienzmanagement
  • Bayerns erstes Energie-Bildungszentrum um:welt am TechCampus im RUBINA
  • Gründung des Green Tech-Clusters, um die Kompetenzen im Bereich Klimaschutz und Energie zu bündeln und zu stärken
  • Beteiligung am European Energy Award (eea)

Beratung für Unternehmen durch das Amt für Wirtschaft und Wissenschaft

Green Deal - Schild vor dem Rathaus

Gut die Hälfte aller Endenergie verbrauchen in Regensburg ansässige Unternehmen (Industrie, Gewerbe, Dienstleistung, Handel), gefolgt von etwa einem Drittel Privathaushalte (Quelle: Monitoringbericht Green Deal 2020). Die Verwaltung selbst ist für rund ein Prozent des Energieverbrauches verantwortlich, will aber dennoch mit gutem Beispiel vorangehen und das von der EU gesetzte Ziel, bis 2030 55 Prozent der CO2-Emmissionen einzusparen, übertreffen und nicht erst 2050, sondern bereits 2030 klimaneutral sein. Bis 2035 sollen auch die städtischen Töchter folgen. Im Juli 2021, erläuterte Umweltbürgermeister Artinger, hat der Stadtrat zum Beispiel beschlossen, alle Neubauten der Verwaltung mit Photovoltaik auszustatten und die Bestandsgebäude – wo möglich – nachzurüsten.

Innovatives Energiekonzept für neues Stadtquartier PLK

Oberbürgermeisterin Maltz-Schwarzfischer betonte, wie wichtig die Umsetzung der Maßnahmen und das Erreichen der Ziele für den Planeten und unsere Lebensqualität seien. Die Stadt geht hier neue Wege: Die OB stellte das geplante, innovative Energiekonzept für das neue Stadtquartier, das die Stadt auf dem Gelände der ehemaligen Prinz-Leopold-Kaserne gerade selbst entwickelt, genauer vor: Photovoltaikanlagen auf Dächern und Fassaden sollen dank eines Wärmenetzes, das die Solarenergie in Wasserstoff umwandelt und sie damit für den Winter speicherbar macht, weitgehend klimaneutral für Energie sorgen. Ab sofort können nach Prüfung PV-Anlagen auch auf denkmalgeschützten Altstadtdächern installiert werden – diese Änderung der Altstadtschutzsatzung hat der Stadtrat erst am 20. September 2022 beschlossen.

Begrünung gegen CO2 und Hitze

Die Stadt soll grüner werden, so die OB. Im Rahmen des Freiflächenentwicklungskonzeptes ermittelt die Stadtverwaltung Flächen, die sich dafür eignen. Von Bürgerseite kam die Bitte, sich für den Erhalt eines kleinen Wäldchens an der Lilienthalstraße einzusetzen und die geplante Bebauung zu verhindern. Hier verwies die OB auf das bestehende Baurecht des Eigentümers: „Wir haben es immerhin geschafft, dass ein Drittel der Fläche wieder begrünt wird“, so Gertrud Maltz-Schwarzfischer. Der Umweltbürgermeister verwies in diesem Zusammenhang auch auf die städtische Baumschutzverordnung, die Ersatzpflanzungen vorschreibt und demnächst ausgeweitet werden soll. „Wir wollen auch Obstbäume mitaufnehmen“, informierte Ludwig Artinger. Dach- und Fassadenbegrünungen sollen weiter zur Klimaverbesserung beitragen, Trinkwasserbrunnen und Wassernebel für Abkühlung in der Altstadt sorgen und das Abwasser soll in Zukunft mehr versickern statt ungenutzt im Kanal zu verschwinden, so lauten weitere geplante Maßnahmen.

Ludwig Artinger mit Bürgerinnen und Bürgern

Bürgerwünsche: ÖPNV und Radnetz

Aus dem Kreis der Anwesenden kam auch der Wunsch nach einer Erhöhung des Anteils regenerativer Energien bei der REWAG, nach einem schnellen Radnetz und einem besser ausgebauten ÖPNV. Mit einer neuen, direkten Busline zwischen dem Stadtnorden und dem -osten geht die Stadt hier neue Wege, die bei Erfolg fortgeführt werden können: „Normalerweise dauert die Einführungsphase zwei Jahre, erst danach sieht man, wie gut es angenommen wird“, so Maltz-Schwarzfischer. Auch der meist von einem E-Bus betriebene Shuttle vom P&R am Jahnstadion, der das Parken und die Fahrt in die Innenstadt für nur einen Euro möglich macht, ist ein weiterer Schritt.

Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer im Austausch mit einer besorgten Bürgerin.
Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer im Austausch mit einer besorgten Bürgerin. © Bilddokumentation Stadt Regensburg

Bürgerfrust kam von einigen Bewohnern aus Burgweinting, die sich über einen Mobilfunkmasten der Telekom auf ihrem Mietshaus beschwerten. Der Fall war der Oberbürgermeisterin bereits bekannt. Sie musste jedoch darauf verweisen, dass die Stadt hier nicht aktiv werden könne, da der Mast unter der genehmigungspflichtigen Höhe bleibe.

Die nächste Veranstaltung Stadt im Gespräch wird nach der Winterpause voraussichtlich im Frühsommer 2023 stattfinden.

Text: Claudia Biermann