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Archäologische Voruntersuchungen: Ergebnisse liegen vor

19. November 2018

Archäologen haben ab Anfang September Bodenuntersuchungen in den Grünflächen zwischen Bahnhof und Albertstraße durchgeführt, um zu klären, wo sich das südliche Ende des jüdischen Friedhofs aus dem Mittelalter befindet. Hintergrund: Die Stadt Regensburg will im Zuge der Neugestaltung des Bahnhofsumfeldes eine Tiefgarage im nördlichen Bahnhofsumfeld bauen, die den Vorplatz künftig von Autos freihält. Die Stadt muss dazu ein Baufeld abstecken, das den Friedhof nicht gefährdet. Die genaue Lage seines südlichen Endes, das in der Nähe des Bahnhofsvorfeldes vermutet wird, war bisher noch nicht bekannt.

Besondere Herausforderung für Archäologen

„Wir sind sehr vorsichtig vorgegangen, da jüdische Gräber unter keinen Umständen geöffnet werden dürfen“, erklärt Dr. Lutz Dallmeier von der Unteren Denkmalschutzbehörde. Zudem seien die Arbeiten in enger Abstimmung mit dem Gartenamt erfolgt, damit die Wurzeln der vielen Bäume und Sträucher nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. „Die Aushube waren deshalb deutlich kleiner als bei archäologischen Standarduntersuchungen“, erzählt der Experte, der auch schon bei der Wiederentdeckung des Friedhofs im Jahr 2008 mit dabei war.

Damals hatten Fachleute im Auftrag des Amtes für Archiv und Denkmalpflege erstmals eine sensible archäologische Erkundung, ähnlich den heutigen Untersuchungen, im Bereich des Ernst-Reuter-Platzes durchgeführt. Sie waren dabei auf das nordöstliche Eck des Gräberfeldes gestoßen. Mit diesem Fund konnten sie dann eine ungefähre Lage des Friedhofs rekonstruieren.

Jüdischer Friedhof: Zerstört und vergessen

Der jüdische Friedhof aus dem Mittelalter war seit 1210 eine bedeutende letzte Ruhestätte für verstorbene Jüdinnen und Juden aus ganz Altbayern. Mehr als 4.000 Grabsteine sollen sich dort befunden haben. Als die Regensburger 1519 das komplette Judenviertel am Neupfarrplatz zerstörten und die Bewohner aus der Stadt vertrieben, machten sie auch den Friedhof den Erdboden gleich. Die Regensburger gingen sehr zerstörerisch vor: Der Friedhof war so unkenntlich gemacht, dass er für die Nachwelt in Vergessenheit geriet.

Unterschiedliche Befunde auf zwei Seiten

Insgesamt führten die Archäologen, um das südliche Ende des Friedhofs zu lokalisieren, sechs Grabungen durch. Davon eine im Grünbereich auf der Seite des Peterskirchleins und fünf auf der anderen Seite im Bereich der Fürst-Anselm-Allee. Bei der Grabung auf Seiten des Peterskirchleins fanden die Archäologen bereits einen Meter unter dem heutigen Niveau Schichten, die nahe legen, dass der Friedhof sich hier nicht bis zu einem Punkt ausdehnt, der für ein Baufeld relevant wäre. „Wir können mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass die Stelle bereits außerhalb des jüdischen Friedhofs liegt“, erklärt Dr. Dallmeier.

Etwas schwieriger gestaltete sich die Untersuchung in der Fürst-Anselm-Allee nahe der Bahnhofstraße. Dr. Dallmeier legt die Problematik dar: „Obwohl wir bis zu vier Meter tief an verschiedenen Stellen gegraben haben, konnten wir keinen Ursprungsboden finden, also die Schicht, die uns Aufschluss darüber geben kann, ob sich in dem Bereich Gräber oder gar Reste einer Friedhofsmauer befinden.“ Der gefundene Boden sei nicht mehr ursprünglich, sondern von Menschen an Ort und Stelle verbracht worden und damit für Archäologen zerstört. Der Experte vermutet, dass im Laufe der Jahrhunderte öfter Material entnommen wurde und die Löcher anschließend mit fremden Böden wieder aufgefüllt wurden.

Weitere Untersuchungen geplant

„Es liegt somit für den Bereich bei der Fürst-Anselm-Allee kein K.O.-Kriterium für eine Tiefgarage vor, aber auch kein eindeutiger Befund, der beweist, dass sich kein Friedhof hier befunden hat“, erklärt Dr. Dallmeier. Allerdings stufe er die Wahrscheinlichkeit als gering ein, dass dort beim Bau einer Tiefgarage noch Gräber gefunden werden. Im Vorfeld von möglichen Bauarbeiten müssten aber ohnehin noch vorbereitende archäologische Grabungen stattfinden, da auch andere Bodendenkmäler, wie etwa römische Siedlungen, im Bereich des Baufelds vermutet werden. „Die Siedlungen stellen jedoch kein K.O.-Kriterium für eine Tiefgarage dar“, stellt der Fachmann klar, „sollten während den Grabungen jedoch jüdische Gräber gefunden werden, müssten die Ausmaße einer Tiefgarage entsprechend angepasst werden.“