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Verleihung Kulturpreis und Kulturförderpreise 2023

Rede von Oberbürgermeisterin Maltz-Schwarzfischer „Gedanken zur Kultur“ anlässlich der Kulturpreisverleihung der Stadt Regensburg am 15. November 2023 um 19 Uhr im marinaforum

- Es gilt das gesprochene Wort - 

 

Sehr geehrte Preisträgerinnen und Preisträger,
verehrte Gäste,

ich begrüße Sie alle herzlich zur Kulturpreisverleihung 2023.

Wir leben, arbeiten und wirken in einer Zeit des Wandels. Globalisierung, Migration und Digitalisierung – auch die Anforderungen an die Kulturarbeit sind anspruchsvoll.

Die jüngsten Krisenzeiten – mit einer zurückliegenden Pandemie, einem Krieg in Europa und im Nahen Osten, der Klima- und der Energiekrise – verändern unser Denken und unseren Blick in die Zukunft. All die Veränderungen und neuen Strukturen stellen uns vor Herausforderungen und zeigen zugleich auf, wo unser Handeln gefragt ist; wo das Zuhören und Lernen relevant ist; wo ein Wegbereiten und Begleiten gebraucht wird.

Die Kultur nimmt gerade in diesen herausfordernden Zeiten für mich eine wichtige Schlüsselrolle ein: als Wegweiser, aber auch als Stütze und vor allem Identitätsstifter. Unsere urbane Gesellschaft braucht diesen Nährboden aus Innovation und kreativem Schaffen.

- Sie lebt davon.

Wir sehen es als Aufgabe der Kommune an, Projekte anzustoßen und zu ebnen, die die Szene mit Herz, Leben und kreativer Energie füllt. Wir wollen die Prozesse qualifiziert und wertbringend begleiten und dazu den Diskurs anregen und vor allem anbieten. Dazu braucht es ein gemeinsames Agieren, ein Hand-in-Hand und ein gelungenes Miteinander aller an Kultur beteiligter Akteure in unserer einzigartigen Stadt.

Für unsere Kulturarbeit ist das Thema „Stadt“ gegenwärtig prägend, der „Raum“ eine der wichtigsten Ressourcen in diesem Kontext: der öffentliche Raum, die Stadträume, urbane Freiräume, der Stadt-Diskurs.

Kulturelle Projekte und Experimente haben es sich zum Ziel gemacht, die Stadt – als hybrides Konstrukt, ja als Gemenge – auszuloten und sozio-kulturelle Nutzungen zu erproben.

Das Kulturreferat und das Kulturamt haben Strategien auf den Weg gebracht, die „Raum“ als zentrale Ressource zukünftiger Kulturförderung und innovativer Stadtentwicklung verstehen.

Das kleinste, aber nicht minder prägende Projekt sind hier wohl die „neunkubikmeter“. Sie verwandeln den Schaukasten in der Pustetpassage zu einem experimentellen Ort für zeitgenössische Interventionen – mitten im Stadtraum. Kulturschaffende erkunden den kleinen Raum mit ihren Ideen und Methoden und schaffen überraschende und unmittelbare Begegnungen – und das zwischen all den kommerziellen Werbeflächen.

Mit dem M26, dem Leerstand in der Maximilianstraße 26, entstand im letzten Jahr ein offener Möglichkeitsraum für Kunst und Kultur in Regensburg.

Seit Anfang dieses Jahres werden die 400 Quadratmeter großen Räumlichkeiten in zentraler Lage von und mit der Regensburger Kunst- und Kulturszene bespielt. Ein Community Café in den Räumlichkeiten dient als soziale Begegnungsstätte und als konsumfreier Treffpunkt für die Stadtgesellschaft.

In der nun einjährigen Laborphase der soziokulturellen Zwischennutzung wurde schnell klar und auch dringlich, dass Regensburg diesen Experimentierraum braucht: gemeinwohlorientiert und offen.

Die Kulturszene hat sich dem Raum angenommen und gezeigt, dass das M26 ein Impulsort für die zentrale Altstadt sowie die gesamte Stadt sein kann. Die Lage am Rande des wichtigen städtischen Entwicklungsgebietes rund um den Ernst-Reuter-Platz macht das M26 sogar zu einem Schlüsselprojekt für die Innenstadt. Kultur und Bildung stärken dabei den positiven Aufschwung in der Maxstraße.

Die kulturelle Zwischennutzung des M26 kann sich nun bis Ende 2026 als Kulturort entwickeln, sich als Ankommensort und als Ort zur Integration anbieten. Das freut mich persönlich sehr.

Wenn wir über die kulturelle Kraft im städtischen Diskurs sprechen, muss auch das Bürgerfest fallen. Weil es zeigt, was Engagement und Initiative aus der Gesellschaft heraus bewirken können. Darin steckt eine ungemeine Kraft, die Vieles zu verändern vermag. Das Bürgerfest ist hier für Regensburg mit Sicherheit ein Parade-Beispiel.

Was mich am Bürgerfest in diesem Jahr und zum 50-jährigen Bestehen besonders begeistert hat? Die Emotionalität. Das zugewandte Miteinander, das gemeinsame Erleben in einer liebenswerten und diversen Stadt. Man hat gemerkt, wie Pandemie und Vereinzelung die Gesellschaft gezeichnet haben und wie schön es war, das bunte Miteinander auch ausgelassen feiern zu dürfen.

Wir haben mit der diesjährigen Bürgerfest-Ausgabe geschafft, an die Oberfläche zu holen, was die Macherinnen und Macher der ersten Ausgabe im Jahr 1973 erkämpft haben: Altstadt macht Spaß.

Wir haben es, wie damals, geschafft, mit einem Fest das Bewusstsein der Regensburgerinnen und Regensburger für Kultur in ihrer Stadt zu wecken; den identitätsstiftenden historischen Stadtkern in all seinen Gassen und Winkeln zu erkunden und für ein Wochenende lang einen friedlichen Ausnahmezustand zu schaffen.

Ohne das Bürgerfest und seinen wichtigen Grundgedanken und ohne die Menschen, die diese Idee immer weitergetragen und gestärkt haben, wäre Regensburg nicht dieser bemerkenswerte sowie liebens- und lebenswerte Ort von heute – Danke an Kulturreferent Wolfgang Dersch und sein Team für dieses „back to the roots“.

Und hier schließt sich gleich mein nächster Dank an:

An Sie alle – an den diesjährigen Kulturpreisträger, die drei Kulturförderpreisträger, aber auch an die ganze Kulturszene unserer Stadt, die uns immer wieder aufs Neue überrascht, begeistert und erfreut.

Ich wünsche uns allen nun eine würdige Preisverleihung und freue mich im Anschluss auf den persönlichen Austausch mit unseren Künstlerinnen und Künstlern im Foyer.