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Trauerakt zum Gedenken an den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI.

-Es gilt das gesprochene Wort-

Trauerrede für Papst emeritus Benedikt XVI. von Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer am 10. Januar 2023 im Historischen Reichssaal um 20 Uhr

(Anrede)

„Urbi et orbi“ – „Der Stadt und dem Erdkreis“. Dieser an Ostern, Weihnachten oder anlässlich der Wahl eines neuen Pontifikats erteilte Segen des jeweiligen Papstes beinhaltet etwas unvorstellbar Großes, ein Segen ausgehend von Rom für die ganze Welt.

Wenn Papst Benedikt XVI. diesen Segen gesprochen hat, berührte er viele von uns in Regensburg ganz besonders. Er war Regensburgs Papst.Viele von uns kannten den Hochschullehrer, den Kardinal, den Bruder von Georg Ratzinger.

An Silvester ist er gestorben.

Wir trauern um den verstorbenen Ehrenbürger Papst emeritus Benedikt XVI., der den Segen, das lateinische Wort bene dicere, das „gut Sprechen“ oder „Segnen“ als päpstlichen Namen gewählt hat.

Benedikt XVI. war den Regensburgerinnen und Regensburgern als Papst besonders nah.

Aus dem Kreis der Kardinäle wurde Joseph Ratzinger am 19. April 2005 zum Papst gewählt. Schnell war klar: Eine Pastoralreise würde ihn im September 2006 in sein Heimatland Bayern führen.

Sein Regensburg-Besuch wurde zum unvergesslichen Meilenstein in der Geschichte unserer Stadt.

Als Benedikt im Papamobil am 11. September 2006 gegen Abend durch die Straßen fuhr, säumten unzählige Menschen die Straßen. Kaum jemand konnte sich dieser Anziehungskraft und Begeisterung entziehen. Menschen strömen aus Nah und Fern in die Regensburger Altstadt, Eltern kamen mit ihren Kindern, Angestellte aus ihren Büros, Geschäftsleute aus ihren Läden. Sie alle wollten ihren Papst sehen.

Einer der Höhepunkte dieses Besuches war am Vormittag des 12. September die Heilige Messe auf dem Islinger Feld, zu der mehr als 200.000 Gläubige pilgerten.

Noch heute erinnert dort ein großes Kreuz an den Regensburg-Besuch Benedikts XVI. 

Der Regensburg-Besuch Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. war schließlich auch der Anlass für die Verleihung des Titels „Ehrenbürger von Regensburg“ nach einstimmigem Beschluss des Stadtrats. 

Das Wohnhaus Benedikt des XVI. in Pentling, das er nach seiner Berufung als Theologieprofessor an die Universität Regensburg bauen ließ, ist heute biografisches Museum. Durch die enge Verbindung zu seinem wenige Jahre älteren Bruder Georg nannte Benedikt XVI. Regensburg seinen Lebensmittelpunkt.

Als Papst und Ehrenbürger wurde er Botschafter für unsere Stadt.

In einem Interview, das Joseph Ratzinger als Präfekt der Römischen Glaubenskongregation gegeben hatte, formulierte er: „Es ist einfach wichtig, dass man neben dem römischen Wohnsitz auch in Deutschland ein wirkliches Zuhause hat. Dass ich, wenn ich herkomme, nicht in irgendein Hotel gehe, sondern wirklich daheim bin und alles Wesentliche vorfinde, was ich brauche. Das Daheimsein ist das Schöne an dieser Verbindung mit meinem Haus in Pentling und mit dem Dasein meines Bruders hier in Regensburg.“

Diese besondere Nahbarkeit und Zugewandtheit bekamen auch die Nachbarinnen und Nachbarn in Pentling sowie Regensburgerinnen und Regensburger bei Gesprächen und Begegnungen zu spüren.

Schließlich unterstreicht auch die Überführung der sterblichen Überreste seiner Eltern von Traunstein nach Regensburg auf den Friedhof in Ziegetsdorf die Bedeutung unserer Stadt für den späteren Pontifex.

Zu den Domspatzen hatte er über seinen Bruder eine äußerst enge Beziehung. Nach dem Konzert der Domspatzen, das für ihn, den neuen Papst, in der Sixtinischen Kapelle stattfand, sagte Benedikt XVI. im Oktober 2005: „Ich habe mich dabei in meine Regensburger Jahre zurückgesetzt gefühlt – in die schönen Zeiten, als ich durch meinen Bruder selbst ein wenig in die Familie der Domspatzen hineinwachsen durfte.“

Dazu kam, dass Benedikt von der kirchenmusikalischen Tradition Regensburgs beeindruckt war, die in der über 1.000-jährigen Geschichte des Domchors zum Ausdruck kommt. Der Bruder des Domkapellmeisters engagierte sich persönlich für die Romreisen des Domchors in den Jahren 1965 und 1985. Damit unterstrich er die Bedeutung der Regensburger Kirchenmusiktradition für die Weltkirche. 

Es gab private, halbprivate und offizielle Gründe für das Heimatgefühl, das Benedikt XVI. für Regensburg empfand.

Er schätzte die Diözese und war bei den beiden großen Bistumsjubiläen zu Gast: 1994 wurde der 1.000. Wiederkehr des Todestages des Heiligen Wolfgangs gedacht und wenige Jahre später – 2002 – des 950-jährigen Jubiläums der Heiligsprechung der Diözesanpatrone Wolfgang und Erhard.

An der Regensburger Universität und weit darüber hinaus lobte man seine brillanten Gedanken und seine geschliffene Art zu reden. Als Professor Dr. Joseph Ratzinger seine Lehrtätigkeit an der Universität Regensburg niederlegte, um Erzbischof von München und Freising zu werden, verlieh ihm die hiesige Universität eine Honorarprofessur.

Anlässlich der Enthüllung einer Tafel zum Gedenken an die Taufe böhmischer Fürsten 1995 an der Stiftskirche St. Johann trat er beim anschließenden Festakt hier im Historischen Reichssaal des Alten Rathauses als Festredner auf.

Den genannten Verbindungen zu Regensburg könnten noch viele weitere hinzugefügt werden, vor allem sind es unzählige persönliche Begegnungen, an die sich Regensburgerinnen und Regensburger weit über den Tod des emeritierten Pontifex hinaus erinnern werden.

Gerne schließe ich meinen Kreis des Erinnerns an einen großen Regensburg-Botschafter damit, dass er auch an diesem Ort einmal gesprochen hat. 

Ich danke dem verstorbenen Papst emeritus für Begegnungen, die viele Menschen berührt haben. Sein selbstbestimmter Rücktritt 2013 hat auch mich sehr beeindruckt.

Als Oberbürgermeisterin danke ich dem Verstorbenen für die große Zuneigung, die er unserer Stadt entgegengebracht hat – so auch bei seinem letzten Besuch im Jahr 2020, kurz vor dem Tod seines Bruders.

Die Stadt Regensburg wird Papst emeritus Benedikt XVI. stets in dankbarer Erinnerung behalten.

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Ich möchte nun noch die Gelegenheit nutzen, um mich noch einmal sehr herzlich dafür zu bedanken, dass ich die Delegation des Bistums zur Trauerfeier nach Rom begleiten durfte. Die vielen Erlebnisse und Begegnungen haben mich sehr berührt.

Ein ganz besonderes Dankschön möchte ich Ihnen, sehr verehrter Bischof Voderholzer, für die „Krippenführung“ durch Roms Kirchen aussprechen.

Die gemeinsamen Tage in Rom bleiben mir unvergesslich.