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Laudationes zum Stadtfreiheitstag 2023

Laudationes zum Stadtfreiheitstag 2023 am 18. November 2023 im Reichssaal des Alten Rathauses

-Es gilt das gesprochene Wort-

Goldene Bürgermedaille

Sehr geehrter Herr Schmidbauer,

im Mai 1976, vor nun über 47 Jahren, sind Sie der Freiwilligen Feuerwehr Weichs beigetreten. Zu diesem Zeitpunkt konnte noch niemand absehen, welch außergewöhnliche persönliche Entwicklung und äußerst bemerkenswerte Karriere Sie im Feuerwehrdienst einschlagen würden.

Mit Ihrer Bereitschaft, sich oft mehr einzusetzen als manch andere Feuerwehrkameraden, stachen Sie in der Gemeinschaft sehr schnell heraus. Nach nur zwei Jahren einfacher Mitgliedschaft übernahmen Sie als Jugendwart der Löschgruppe Weichs erste Verantwortung. Bereits fünf Jahre später, wurden Sie Jugendwart der Freiwilligen Feuerwehr Regensburg, von 1986 bis 1992 schließlich Stadtjugendwart in Regensburg.

Generationen von jungen Feuerwehrleuten, haben unter Ihrer Führung die ersten Handgriffe gelernt und wurden durch Sie für die Feuerwehr begeistert und an den aktiven Dienst herangeführt. Ihnen lagen die jungen Menschen immer besonders am Herzen. „Wer die Jugend hat, hat die Zukunft“, lautete Ihr Credo. Sie förderten die Fortentwicklung der Jugendarbeit im Feuerwehrwesen insbesondere durch die Gründung von Kinderfeuerwehren. Unter Ihrer Führung konnten mittlerweile sechs Feuerwehren für Kinder in Regensburg etabliert werden.

Schnell erkannte auch der Löschzug Weichs Ihre Führungsqualitäten und wählte Sie 1986 zum jüngsten Löschzugführer und Vereinsvorsitzenden. Dabei führten Sie die Weichser Wehr bei einer Vielzahl von Einsätzen, unter anderem beim Jahrhunderthochwasser 1988, beim Großbrand des Salzstadels, dem Brand des Evangelischen Krankenhauses oder der Brücke am Protzenweiher.

Nicht nur aufgrund Ihrer Führungsstärke, sondern unter Wertschätzung Ihrer Persönlichkeit, Ihrer erfolgreichen Arbeit und Ihrer umfassenden Einsatzbereitschaft, wurden Sie im Jahr 2000 mit nur 42 Jahren zum Stadtbrandinspektor und 2008 zum Stadtbrandrat gewählt. In diesen verantwortungsvollen Positionen waren Ihre Erfahrung und Ihr Fachwissen bei den Hochwasserkatastropheneinsätzen 2002 und 2013 in den jeweiligen Führungs- und Krisenstäben von unschätzbarem Wert. Bei den Stürmen Wiebke und Kyrill, den Schneekatastrophen in den Jahren 2006 und 2019, sowie den regelmäßigen Evakuierungen bei Bombenfunden, waren Sie stets an vorderster Front mit im Einsatz.

Der Einsatz mit der größten Außenwirkung war der weltweit beachtete Besuch von Papst Benedikt XVI., eine organisatorische Herausforderung, die Regensburg in dieser Größenordnung bis dahin noch nicht zu bewältigen hatte.

In Ihrer Funktion als Fachbereichsleiter „Ausbildung“ des Bezirksfeuerwehrverbandes Oberpfalz und zugleich als Vertreter im Landesfeuerwehrverband, haben Sie die Ausbildung junger Menschen im Feuerwehrdienst federführend gestaltet und überregional fortentwickelt. In dieser Position waren Sie insgesamt 18 Jahre tätig und haben in dieser Zeit die Ausbildungsinhalte der bayerischen Feuerwehren maßgeblich geprägt. Die Grundausbildung, Leistungsabzeichen, sowie viele Merkblätter tragen Ihre Handschrift. Zu all diesen umfangreichen Aufgaben kamen noch in Ihrer Eigenschaft als Vorstand die Organisation von Veranstaltungen mit herausragender Bedeutung für Regensburg und die Region, wie zum Beispiel im Jahr 2004 die Eröffnung der Feuerwehraktionswoche am Domplatz sowie die Feierlichkeiten anlässlich des 150-jährigen Gründungsfests der Feuerwehr Regensburg als älteste Feuerwehr Altbayerns im Jahr 2008.

Auch nach Ihrem Ausscheiden aus dem aktiven Feuerwehrdienst im März 2023 werden Sie der Freiwilligen Feuerwehr Regensburg als Archivar und Bewahrer der Feuerwehrgeschichte erhalten bleiben. Außerdem wurden Sie zum Ehren-Stadtbrandrat der Freiwilligen Feuerwehr Regensburg ernannt. Ihr langjähriges und umfassendes ehrenamtliches Engagement wurde bereits mit allen im Feuerwehrdienst möglichen Auszeichnungen gewürdigt:

  • 1993 Ehrennadel in Silber Deutsche Jugendfeuerwehr
  • 2007 Steckkreuz des Freistaats Bayern
  • 2017 Ehrennadel in Silber Jugendfeuerwehr Bayern
  • 2021 Feuerwehr Ehrenkreuz in Gold des Landesfeuerwehrverbandes Bayern
  • 2023 Ehrenkreuz in Gold des Deutschen Feuerwehrverbands
  • 2023 Ehrenmitglied im Bezirksfeuerwehrverband Oberpfalz

Die Freiwillige Feuerwehr Regensburg und der Name Johann Schmidbauer sind untrennbar miteinander verbunden.

Sehr geehrter Herr Schmidbauer,

um Ihren jahrzehntelangen herausragenden Einsatz zu würdigen, wird Ihnen in Anerkennung Ihrer hervorragenden Verdienste um die Stadt Regensburg die Goldene Bürgermedaille verliehen.

 

Matthäus-Runtinger-Medaille

Sehr geehrter Herr Dr. Maier-Scheubeck,

Sie sind gebürtiger Regensburger und haben an den Universitäten Regensburg und Köln Betriebswirtschaftslehre studiert, bevor Sie die Leitung des Familienunternehmens Maschinenfabrik Reinhausen GmbH – kurz MR - als Geschäftsführer übernahmen. Das Unternehmen befindet sich bereits in fünfter Generation mehrheitlich in Familienbesitz und ist internationaler Marktführer in der globalen Energietechnik. 50% des weltweit erzeugten Stroms werden mit Produkten von MR geregelt. Aktuell sind rund 3.800 Mitarbeiter am Sitz der Maschinenfabrik Reinhausen GmbH in Regensburg sowie an 55 Standorten in 28 Ländern für das erfolgreiche und äußerst innovative Unternehmen tätig. 75% der Produktion findet in Deutschland statt.

Sie sind eine Unternehmerpersönlichkeit, die sich nicht nur ausschließlich am wirtschaftlichen Erfolg orientiert, sondern die sich dem Standort in Ihrer Heimatstadt aufs engste verbunden fühlt und sich auch in besonderer Weise gesellschaftlich engagiert. Das Unternehmen versteht sich trotz seiner Größe im positivsten Sinne nach wie vor als Familienunternehmen. Die stets verantwortungsvolle Führung des Unternehmens ist für Sie und die Familiengesellschafter Herzensangelegenheit und Selbstverständnis zugleich.

Unter Ihrer Leitung entwickelte sich das Unternehmen äußerst positiv. Zu den zahlreichen umfassenden Investitionen am Standort Regensburg zählen unter anderem ein neues Testfeld in Reinhausen und ein Logistikzentrum in Haslbach. Die MR ist Weltmarktführer für das Schalten von Großtransformatoren, aber auch für Systeme der Hochspannungsprüf- und Messtechnik.

Den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Regensburg prägen Sie nicht nur durch das äußerst erfolgreiche Vorzeigeunternehmen mit Stammsitz in Reinhausen, sondern auch durch Ihr ausgeprägtes gesellschaftliches Engagement in verschiedenen Gremien der IHK, als langjähriges Mitglied des Hochschulrates der Universität Regensburg und mittels der im Jahr 2001 gegründeten Scheubeck-Jansen-Stiftung. 14 Jahre lang waren Sie Vorstandsmitglied der Stiftung, ehe diese Position innerhalb der Familie nachbesetzt wurde.

Die Scheubeck-Jansen Stiftung widmet sich der Förderung von Wissenschaft und Forschung, aber auch der beruflichen Weiterentwicklung junger Menschen mit praktischer Ausbildung, zum Beispiel mit dem Stipendien-Programm „Talente aus der Praxis“. Auch im Bereich der handwerklichen Ausbildung wird von der Stiftung seit 2005 der Ausbildungspreis „Praktikus“ vergeben. Mit diesem Preis soll die Gleichwertigkeit von akademischer und praktischer Ausbildung unterstrichen werden. Der mit 1000 Euro dotierte Preis wird jährlich an Auszubildende der Fachrichtungen Metall und Elektro verliehen, die bei ihrer Abschlussprüfung hervorragende Leistungen erzielten. An der OTH Regensburg konnten durch die Stiftung drei neue Lehrstühle ins Leben gerufen werden: Die Stiftungsprofessuren im Bereich Sensorik, Medical Engineering und Künstliche Intelligenz haben maßgeblich zur Weiterentwicklung Regensburgs als Hochtechnologie-standort beigetragen.

Die MR ist seit Gründung der Strategischen Partnerschaft Sensorik e. V. im Jahr 2006 Mitglied im Vorstand des bayerischen Clusters. Zudem engagiert sich die Scheubeck-Jansen-Stiftung stark bei der Einrichtung und beim Betrieb der MINT Labs im RUBINA Haus.

Das gesellschaftliche Engagement reicht aber weit über die Förderung der Wirtschaft, Wissenschaft und Bildung in Regensburg hinaus. Sie förderten zum Beispiel sowohl privat als auch über die MR den Bau des Patientenhauses der Leukämiehilfe Ostbayern am Universitätsklinikum Regensburg.

Ohne die Maschinenfabrik Reinhausen, das starke Standortmanagement und Ihr klares Bekenntnis zu Ihrer Heimatstadt als zentrales Forschungs-, Entwicklungs- und Produktionszentrum des Unternehmens, wäre Regensburg heute nicht in der führenden Position als wertschöpfender Technologiestandort, zu dem sich die Stadt in den vergangenen Jahren etabliert hat.

Sehr geehrter Herr Maier-Scheubeck,

für Ihre besonderen Verdienste um die Stadt und ihre Bürgerschaft werden Sie heute mit der Matthäus-Runtinger-Medaille ausgezeichnet. 

 

Albertus-Magnus-Medaille

Sehr geehrter Herr Wartner,

zweifelsfrei kann man Sie als das Gesicht des Regensburger Stadtteils Kumpfmühl bezeichnen. Sie sind nicht nur großer Förderer des Stadtteils, sondern bewahren Traditionen und kämpfen für den Erhalt der Geschichte des ältesten Stadtteils von Regensburg. Die Heimatgeschichte von Kumpfmühl und Regensburg liegen Ihnen nicht nur sehr am Herzen, sondern wahrlich im Blut.

Mit Gründung des Geschichts- und Kulturvereins Regensburg-Kumpfmühl - bekannt als GKVR - im Jahr 2007 verliehen Sie Ihrer Passion für Kumpfmühl Ausdruck in der Öffentlichkeit. Von Beginn an übernahmen Sie die Leitung des Vereins mit viel Herzblut sowie fachlicher Kompetenz. Der GKVR widmet sich vorrangig der historischen und kulturellen Erforschung der Entwicklung des Stadtteils Kumpfmühl, aber auch von Regensburg als Gesamtstadt. Nicht nur Geschichte und Kultur spielen für den GKVR eine wichtige Rolle, auch die Themen Denkmalpflege sowie Stadt- und Verkehrsplanung sind wesentliche Schwerpunkte der Vereinsarbeit.

Sie waren unermüdlich im Einsatz für den Verein, dabei stand Ihr umfassendes Wirken ganz im Zeichen von Kultur, Geschichte und Wissenschaft über Kumpfmühl und der Welterbestadt Regensburg. Im Jahr 2009 feierte der älteste Stadtteil Regensburgs sein 1000-jähriges Jubiläum, denn 1009 tauchte Kumpfmühl erstmals in einer Urkunde von Kaiser Heinrich II. auf. Aus diesem Anlass erschien die Festschrift „Ein Stadtteil schreibt Geschichte“ mit über 40 Beiträgen, zu deren Autoren – neben weiteren engagierten Kumpfmühlern – selbstverständlich auch Sie gehören. Im Festjahr wurden unter Ihrer Federführung zahlreiche Veranstaltungen organisiert. Dass dieses Jubiläum im großen Stil gefeiert werden konnte, ist Ihnen als Vereinsvorstand und den aktiven Mitgliedern des GKVR zu verdanken.

2014 waren Sie an der Neuauflage des Kompendiums über Regensburg von Karl Bauer beteiligt. Unter Ihrer Vereinsführung konnte im Jahr 2016 die Fertigstellung der Restaurierungsarbeiten des „Salettls“, ein barockes Gartenhaus in Kumpfmühl, gefeiert werden. 2017 wurde das bereits 10-jährige Jubiläum des von Ihnen gegründeten Vereins GKVR zelebriert sowie 2018 eine Fotoausstellung mit dem Thema „200 Jahre Kumpfmühl bei Regensburg“ organisiert. Sie waren auch Initiator des seit 2010 vom GKVR ausgelobten Brunnenpreises, welcher an Personen verliehen wird, die durch ihre Arbeit oder ehrenamtliche Tätigkeit zur Förderung des Stadtteils Kumpfmühl beitragen. Der Name des Preises bezieht sich auf den Brunnen auf dem Kumpfmühler Marktplatz, der zum Mittelpunkt des Stadtteils geworden ist.

Ebenfalls auf Ihre Initiative hin, erscheint seit 2011 regelmäßig ein Periodikum „Der Vitusbach“ in Zusammenarbeit mit dem Dr.-Peter-Morsbach-Verlag. In dieser Publikation wird die Kulturgeschichte und Historie des Stadtteils Kumpfmühl in verschiedenen Schwerpunktthemen dargestellt. Weiterhin sind Sie Mitglied des Ortskuratoriums Regensburg-Oberpfalz der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Den Vereinsvorsitz des GKVR haben Sie nach 16 Jahren im Frühjahr 2023 abgegeben, gleichzeitig wurden Sie aber dafür zum Ehrenvorsitzenden des Geschichts- und Kulturvereins ernannt.

Die genannten Verdienste sind nur ausgewählte Beispiele Ihres umfassenden Wirkens in der Regensburger Stadtgesellschaft, all Ihre Erfolge aufzuzählen, würde den Rahmen dieser Laudation sprengen.

Sehr geehrter Herr Wartner,

für Ihre besonderen Leistungen als Förderer der kulturellen Bestrebungen in Regensburg, insbesondere im Stadtteil Kumpfmühl, wird Ihnen heute die „Albertus-Magnus-Medaille“ verliehen.

 

Stadtschlüssel

Sehr geehrte Frau Brielmaier-Löffel,

am 15. Mai 1971 wurde die „Deutsch-Italienische Dante-Alighieri-Gesellschaft Regensburg e.V.“, eine deutsch-italienische Freundschaftsgesellschaft, gegründet. Bereits in den frühen Jahren der Vereinsgeschichte, ab 1979, übernahmen Sie dabei Ihr erstes Amt im Vorstand als stellvertretende Vorsitzende. Eine jahrzehntelange ehrenamtliche Tätigkeit sollte folgen. Im Juni 1986 wurden Sie zur ersten Vorsitzenden der Dante-Alighieri-Gesellschaft gewählt.

Nach einem schrecklichen Erdbeben bei Avellino, in der Nähe von Neapel, initiierten Sie gemeinsam mit dem Verein die Gründung einer Hilfsinitiative und leisteten damit einen wichtigen Beitrag zum dortigen Wiederaufbau. Unter großem persönlichen Einsatz und mit Hilfe spendenfreudiger Bürgerinnen und Bürger aus Regensburg, konnten Sie damals Spendengelder in Höhe von 90.000 DM erzielen.

In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Roten Kreuz wurde eine Schule in Torella errichtet, welche den Namen „Scuola Ratisbona“ erhielt und nach festlicher Einweihung über drei Jahre als Schule und im Anschluss als Bibliothek und Archiv genutzt wurde.

Im Vereinsleben gehörten neben der Planung von monatlichen Begegnungsabenden, auch die langjährige Organisation von Reisen und Wanderungen in den verschiedensten italienischen Regionen, gemeinsames Kochen, Theaterbesuche und die Durchführung von Musikabenden zu Ihren Aufgaben. Sie legten stets großen Wert auf die Vielfältigkeit der Angebote in den Bereichen Politik, Musik, Literatur, Geschichte und religiöser Themen sowie die Präsentation großer italienischer Meister.

Dass sich die Dante-Alighieri-Gesellschaft im Jahr 2022 nach 51 Jahren mangels Nachfolge nach Ihrer 36-jährigen Tätigkeit als 1. Vorsitzende auflösen musste, stellt angesichts der langen Tradition und des vielfältigen Engagements des Vereins einen großen Verlust für die Regensburger Stadtgesellschaft dar.

Sehr geehrte Frau Brielmeier-Löffel, 

für Ihr beispielhaftes ehrenamtliches Wirken und Ihr umfassendes Engagement zum Wohl der örtlichen Gemeinschaft, sowohl in Regensburg als auch weit über die Stadtgrenzen hinaus, wird Ihnen die Auszeichnung Stadtschlüssel verliehen. 

 

Sehr geehrte Frau Kuzenko,

seit vielen Jahren arbeiten Sie in der Sozialabteilung der Jüdischen Gemeinde Regensburg. Seit Ausbruch des fürchterlichen Krieges in der Ukraine im Februar 2022 unterstützen Sie insbesondere ukrainische Geflüchtete. Ihr umfassender und selbstloser Einsatz geht dabei weit über Ihre Aufgaben als Sozialarbeiterin hinaus.

Als russische Muttersprachlerin, stehen Sie hilfsbedürftigen Ukrainerinnen und Ukrainern in allen Lebenslagen bei – auch als Dolmetscherin. Von Anfang an begleiteten Sie die Geflüchteten zum Ankerzentrum, halfen beim Ausfüllen von Anträgen und konnten mit Ihrer Erfahrung als langjährige Sozialarbeiterin einen wertvollen Beitrag zur Klärung der vielen offenen Fragen für die Ankommenden leisten.

Als in kurzer Zeit immer mehr Menschen aus der Ukraine in Deutschland ankamen, wurde schnell klar, dass es nicht ausreicht, die Personen in Sicherheit zu bringen, sondern es musste Hilfe vor Ort organisiert werden. Die Unterbringung und Versorgung der Geflüchteten stellte eine immer größere Herausforderung dar.

Sie brachten sich mit viel Zeit, Energie und Herzblut ein und verstanden es als Ihre Aufgabe, nicht nur bei Behördengängen zu unterstützen, sondern zum Beispiel auch bei der Suche nach Unterkünften und der nötigen weiteren Betreuung zu helfen. Da die Jüdische Gemeinde Regensburg ein sehr gutes Verhältnis zur katholischen Kirche pflegt, konnten viele Flüchtlinge in nichtrenovierten Häusern der Kirche untergebracht werden.

Für die zunächst anstehende Renovierung der Unterkünfte konnten Sie Ihren Mann, Oleg Kuzenko, gewinnen.

Sehr geehrter Herr Kuzenko,

Sie verstanden es, immer weitere Unterstützer für die Aufgaben zu begeistern und haben inzwischen ein festes Helferteam organisiert. Sie packen an, wo immer eine helfende Hand gebraucht wird. Mit viel handwerklichem Geschick setzten Sie sich dafür ein, dass viele Flüchtlinge inzwischen in eigene Wohnungen umziehen konnten. Sie übernahmen Renovierungsarbeiten und richteten die Wohnungen teils mit gespendeten, teils mit gekauften Möbeln ein.

Außerdem waren Sie maßgeblich an der Mitgestaltung des Projekts „Portraitwand“ in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat beteiligt.

Sehr geehrte Frau Kuzuenko, sehr geehrter Herr Kuzenko,

Sie beide engagieren sich in vorbildlicher Weise in der Stadtgesellschaft. Für Ihren selbstlosen und umfassenden Einsatz für Geflüchtete aus der Ukraine, gleich welcher Religion diese Menschen angehören, werden Sie beide mit der Auszeichnung Stadtschlüssel geehrt. 

 

Sehr geehrter Herr Dr. Paukner,

Sie sind Kulturhistoriker, Volkskundler und Naturschützer mit Leib und Seele. Vor allem Letzteres, insbesondere der Schutz der heimischen Gewässer und Flüsse, ist Ihre Passion. Sie waren Gründungsmitglied und schließlich Sprecher der im Jahr 2008 ins Leben gerufenen Donau-Naab-Regen-Allianz (kurz DoNaReA). Die Allianz ist das Herzstück Ihres ehrenamtlichen Engagements.

Um Synergien zu kreieren, war es Ihnen ein wichtiges Anliegen, das Wissen von unterschiedlichen Naturschutzverbänden zusammenzuführen, um dann bei geplanten Vorhaben in Abstimmungsgesprächen mit einer Stimme zu sprechen.

Das Hauptaugenmerk der Drei-Flüsse-Allianz ist es, die Gewässer in der Oberpfalz in ihrer natürlichen Vielfalt, ihrer jeweiligen Eigenart und individuellen Schönheit zu erhalten und vor massiven Schädigungen zu schützen.

Von Wegbegleitenden werden Sie als exzellenter Netzwerker beschrieben, der für seine Überzeugungen kämpft und auch komplizierte Sachverhalte verständlich vermitteln kann. Durch Ihr über Jahre hinweg angesammeltes Fachwissen, haben Sie sich zu einem zentralen Ansprechpartner für regionale Gewässer etabliert.

Im Rahmen Ihres Engagements für die DoNaReA haben Sie u. a. maßgeblich beim Fluss- und Freiraumkonzept der Stadt Regensburg, bei der Neugestaltung des Regensburger Donau-Ufers an der Schillerwiese und bei der Petition gegen das geplante Wasserkraftwerk am Wehr Pielmühle mitgewirkt.

Im Naturschutzbeirat der Stadt Regensburg sind Sie ebenfalls seit 2014 als stellvertretendes Mitglied für die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald – Landesverband Bayern aktiv. Im Beirat selbst sind Sie „nur“ stellvertretendes Mitglied, allerdings nehmen Sie an jeder Sitzung teil, sei es als Zuhörer oder im Falle der Stellvertretung als stimmberechtigtes Mitglied. Ebenfalls rege aktiv sind Sie seit dem Jahr 2000 in der Kreisgruppe Regensburg des Bund Naturschutzes, im Landesarbeitskreis Wasser.

Sehr geehrter Herr Paukner,

als „Anwalt der Flüsse und Gewässer“, wie man Sie trefflich bezeichnen kann, werde Sie heute für Ihre umfangreichen Verdienste im Natur- und Gewässerschutz der Stadt und der Region, mit den Stadtschlüsseln ausgezeichnet.

 

Sehr geehrter Herr Reil,

die erste urkundliche Erwähnung von Stadtamhof war in einer Kaiserurkunde vom 2. April 981, als „Scierstadt in der Vorstadt von Regensburg“. 1981 wurde von einer Gruppe Gleichgesinnter, die sich der Erforschung der Geschichte des Stadtteils verschrieben hatten, eine 1000 - Jahr Feier initiiert. Vor diesem Hintergrund wurde am 12. Februar 1981 der „Heimatverein Statt am Hoff e. V.“ gegründet. Einer dieser Geschichtsinteressierten waren Sie, Herr Reil. Gemeinsam mit dem damaligen Bürgermeister Alfred Hofmaier waren Sie ein Gründungsmitglied des Vereins.

Hauptziele des Heimatvereins sind die Wiederbelebung des Selbstbewusstseins von Stadtamhof und die Stärkung des allgemeinen Heimatgefühls, die Pflege von Kulturdenkmälern, die Herausgabe von Heimatschriften sowie die Durchführung von Geschichtsvorträgen. Die Vereinsarbeit hat dabei einen positiven Einfluss auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt im Stadtteil Stadtamhof.

Der Verein entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem wichtigen Bestandteil im kulturellen sowie gesellschaftlichen Leben von Regensburg und zählt im Jahr 2023 aktuell 140 Mitglieder.

Sie sind ein herausragend engagierter Stadtamhofer und bringen sich bis heute in die Vereinsarbeit ein. Aktuell bekleiden Sie das Amt des Beisitzers im Verein und wurden zum Ehrenmitglied benannt. Trotz Ihres Alters von 90 Jahren sind Sie immer noch fester Bestandteil des Organisationsteams bei Vereinsveranstaltungen. Sie engagieren sich dabei vor allem bei der Durchführung der Stadtamhof-Feste, der Planung von Ausstellungen, der Aufstellung von Denkmälern, sowie der Organisation von Theateraufführungen, Ausflügen und Kulturfahrten sowie von geschichtlichen Vorträgen und der Verleihung von Auszeichnungen.

Besonders hervorzuheben ist auch Ihre wertvolle Arbeit als Vereinschronist. Sie haben eine Reihe von Schriften und Buchveröffentlichungen rund um „Ihren“ Stadtteil herausgebracht, sowie viele weitere kleinere Schriften und Beiträge zur Vereinschronik.

Sehr geehrter Herr Reil,

für Ihren engagierten Einsatz zum Erhalt der Heimat und des kulturellen Bewusstseins in Regensburg und Ihre damit verbundenen Verdienste um das Wohl der Stadt und ihrer Bürgerschaft, werden Sie mit der Auszeichnung Stadtschlüssel geehrt.

 

Sehr geehrte Frau von Seiche- Nordenheim,

der starke Anstieg der Flüchtlingszahlen im Jahr 2015 bedeutete eine große Herausforderung für Europa, sowohl für die verantwortlichen Regierungen, als auch die europäische Gesellschaft. Im Nachgang wurde diese Zeit oft als Flüchtlingskrise bezeichnet. Im Jahresverlauf 2015/2016 sind über eine Million Flüchtlinge und andere Schutzsuchende nach Deutschland eingereist, um Schutz und Asyl zu suchen. Seit 2022 wachsen die Flüchtlingszahlen – abgesehen von den vielen ankommenden Menschen aus dem Kriegsgebiet der Ukraine – erneut stark an.

Der enorme Zustrom von Schutzsuchenden innerhalb kurzer Zeit löste in Deutschland eine gesellschaftliche Debatte über die Ausrichtung der Asyl- und Flüchtlingspolitik der Europäischen Union sowie der Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik in Deutschlands aus, die bis heute andauert.

Die stetig steigende Anzahl an geflüchteten Menschen war Anlass für eine Gruppe von Pädagoginnen und Pädagogen sowie Ehrenamtlichen, im Oktober 2016 den Verein Ausbildung statt Abschiebung zu gründen. Der Verein setzt sich seit seiner Gründung für eine nachhaltige Flüchtlingspolitik ein, gegen die Abschiebung von Jugendlichen und für die Erteilung von Ausbildungserlaubnissen und damit für die Schaffung einer guten Zukunftsperspektive für junge geflüchtete Menschen in Regensburg.

Die Ermöglichung einer Ausbildung trägt wesentlich zur Integration junger Menschen bei. Sie bietet die Möglichkeit neue Fähigkeiten zu entwickeln, Sprachkenntnisse auszubauen und eigenes Geld zu verdienen. Auch lokale Unternehmen werden durch die Vermittlung von Jugendlichen in Ausbildungsberufe unterstützt und damit die regionale Wirtschaft gefördert.

Der Verein Ausbildung statt Abschiebung – Initiative Regensburg, setzt sich nicht nur zum Wohl der Stadt, sondern insbesondere für junge Menschen mit Migrationserfahrung ein, die hier leben wollen, und sorgt für einen guten Start in der neuen Heimat.

Sehr geehrte Frau von Seiche-Nordenheim,

für dieses besondere Engagement wird der Verein Ausbildung statt Abschiebung e. V., heute mit der Auszeichnung Stadtschlüssel geehrt.

Ich darf Sie als 1. Vorsitzende bitten, die Auszeichnung stellvertretend für den Verein entgegenzunehmen. 

 

Hochschulpreis

Auch in diesem Jahr stiftet die Stadt Regensburg einen Hochschulpreis, der herausragende Arbeiten aller drei Hochschulen in Regensburg gleichermaßen würdigt. Unsere diesjährige Preisträgerin – Hannah Köck - kommt von der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg und ist gleichzeitig ein schönes Beispiel der engen Kooperation zwischen den Regensburger Hochschulen.

Sehr geehrte Frau Köck,

Sie haben von 2021 bis 2023 den Masterstudiengang „Applied Research in Engineering Sciences“ an der Fakultät für Elektrotechnik an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg absolviert. Dabei haben Sie eine herausragende Abschlussarbeit vorgelegt, die mit der Bestnote 1,0 bewertet wurde – und auch in ein wissenschaftliches Paper eingeflossen ist, das sich inzwischen im Review-Prozess eines renommierten Journals (englisch ausgesprochen) befindet.

Sie beschäftigen sich in Ihrer Arbeit mit der degenerativen Gelenkserkrankung Osteo-Arthrose, an der in Deutschland jede zweite Frau und jeder dritte Mann über 60 Jahren leidet. Die Ursachen dieser Krankheit sind noch nicht vollständig geklärt. Die Symptome werden derzeit mit schmerzlindernden Medikamenten oder Physiotherapie bekämpft, was mit Einschränkungen und Nebenwirkungen verbunden ist.

Sie haben mit ihrer Studie einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung einer alternativen Behandlungsmöglichkeit geleistet.

Ihre Abschlussarbeit entstand auch durch enge Zusammenarbeit zwischen der OTH Regensburg und der Universität Regensburg. Sie wurde kooperativ betreut vom Labor für Biomaterialien an der OTH unter der Leitung von Frau Professorin Dr. Hornberger – und dem Labor für experimentelle Orthopädie am Zentrum für Medizinische Biotechnologie der Fakultät für Medizin der Universität unter der Leitung von Frau Professorin Dr. Grässel.

An beiden Einrichtungen arbeiteten Sie schon während Ihres Bachelor- und Masterstudiums als Studentische Hilfskraft und kamen so bereits durch den Studiengang „Biomedical Engineering“ an der Fakultät Maschinenbau der OTH, den Sie von 2017 bis 2021 absolviert haben, mit dem Thema in Kontakt.

Seit diesem Frühjahr sind Sie im BioPark beim Zentrum für Medizinische Biotechnologie als wissenschaftliche Mitarbeiterin angestellt. Ihre Forschungsarbeit dort stellt den nächsten Karriereschritt dar und soll in eine Promotion münden.

Mit dem Hochschulpreis würdigt die Stadt Regensburg, dass Sie Ihrem Thema über so viele Jahre hinweg treu geblieben sind und mit Ihrer Arbeit auch den Wissenschaftsstandort Regensburg bereichern. Zudem engagieren Sie sich auch gesellschaftlich, unter anderem als Mentorin für Erstsemester-Studierende.

Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg bei Ihrer Forschung an diesem möglichen Therapieansatz bei degenerativen Knorpelerkrankungen, der für uns alle eventuell einmal wichtig werden kann.

Sehr geehrte Frau Köck,

für Ihre herausragende Leistung wird Ihnen der Hochschulpreis 2023 verliehen.