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Laudationes zum Stadtfreiheitstag 2022

Laudationes am Stadtfreiheitstag 2022 am 5. November 2022 im Reichssaal des Alten Rathauses

-Es gilt das gesprochene Wort-

Goldene Bürgermedaille

Sehr geehrter Herr Dr. Vielberth, 

Ihr Lebenswerk in Kürze umfassend zu beschreiben, ist kaum möglich.

In Ihren mittlerweile 90 Lebensjahren, haben Sie so Vieles geleistet, angestoßen und entwickelt. Sie sind eine dynamische Unternehmerpersönlichkeit, Wirtschaftsförderer, Wohltäter und Mäzen in einer Person.

Sie haben den Wirtschaftsstandort Regensburg viele Jahrzehnte maßgeblich mitgeprägt und gefördert. Auch der Wissenschaftsstandort Regensburg und insbesondere die Universität hätte nicht ihre derzeitige Spitzenposition ohne Ihren nachhaltigen Einsatz.

Bereits während Ihres VWL-Studiums machten Sie sich mit einem Kfz-Betrieb in Regensburg selbstständig. Nach Ihrer Promotion entwickelten Sie mit dem Donau-Einkaufszentrum das größte Einkaufszentrum Ostbayerns, das bei seiner Eröffnung im Jahr 1967 das erste zweigeschossige, geschlossene und voll klimatisierte Einkaufszentrum in Europa war.

Dennoch war es Ihnen wichtig, die mittelständisch geprägte Handelslandschaft und zahlreiche eingesessene Einzelhändler zu involvieren.

1980 folgte mit dem Gewerbepark der Startschuss für Ihr nächstes Großprojekt. Der Gewerbepark Regensburg galt als erster integrierter Gewerbeimmobilien-Standort seiner Art in Deutschland. Flexible Mietflächen ermöglichten die Ansiedlung zahlreicher großer Unternehmen. Heute ist der Gewerbepark Heimat für 350 Firmen mit über 6.500 Beschäftigten.

Eine weitere erfolgreiche Gründung von Ihnen ist die „Dr. Vielberth Verwaltungsgesellschaft“, welche seit 2016 unter dem Namen DV Immobilien Management GmbH geführt wird.

Mit dem Ziel der Gesellschaft als überaus erfolgreicher Unternehmer etwas zurückgeben zu wollen, engagieren Sie sich bis heute in vielfältiger Weise.

Der Name Vielberth ist in Regensburg nicht nur fest mit dem Einzelhandel und der Immobilienbranche verbunden, sondern vor allem auch mit Ihrem beispielhaften gesellschaftlichen Engagement.

Die Eröffnung der damals vierten bayerischen Landesuniversität in Regensburg Mitte der 1960er Jahre, war für Sie Anlass den Bau mithilfe eines eigenen Vereins zu unterstützen.

Die erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung der Region stand für Sie immer in direktem Zusammenhang mit der örtlichen Ausbildung von hoch qualifizierten Fachkräften.

Mit Gründung der Regensburger Universitätsstiftung förderten Sie die Universität Regensburg in herausragender Weise. 1992 gründeten Sie zunächst die Universitätsstiftung Hans Vielberth, die im Jahr 1995 in die ebenfalls von Ihnen ins Leben gerufene Regensburger Universitätsstiftung, die heutige Dachstiftung, integriert wurde. Diese Dachorganisation, unter der sich heute zahlreiche Stiftungen mit unterschiedlichen Stiftern und Stiftungszwecken zugunsten der Universität vereinigen, führt bis dato den Zusatz „gegründet 1995 von Dr. Hans Vielberth“. Durch die Stiftungsmittel konnten Fachbereiche und Fakultäten der Universität Regensburg abseits von den offiziellen Lehrplänen weiterentwickelt werden.

Vor diesem Hintergrund entstand auch das europaweit führende Institut für Immobilienwirtschaft, welches aus der von Ihnen gegründeten Universitätsstiftung für Immobilienwirtschaft hervorging. Heute umfasst die 2006 gegündete International Real Estate Business School (IREBS) acht wirtschafts- und rechtswissenschaftliche Lehrstühle und Professuren sowie zehn Honorar- und Gastprofessuren. Ohne Zweifel, ein nachhaltiges Erfolgskonzept, wodurch Regensburg im Hochschulwesen der Immobilienwirtschaft eine Vorreiterrolle zukommt.

Ihre besondere Verbindung zur Universität Regensburg drückte sich auch durch Ihre Mitgliedschaft in zahlreichen Gremien aus. Seit 1983 sind Sie bereits Mitglied im Verein der Freunde der Universität Regensburg. Sie waren langjähriges Mitglied im Kuratorium und im Hochschulrat, sind seit 1993 Ehrensenator und seit 2006 Ehrenmitglied der Universität. 2011 unterstützten Sie die Universität mit dem Bau des Vielberth-Gebäudes.

Sie gelten aber nicht nur als Wirtschafts- und Wissenschaftsförderer, sondern auch als ein Mann der Völkerverständigung. 1981 waren Sie Gründer und bis 2003 Vorstandsmitglied des Freundeskreises Tempe-Regensburg. 

Dass Ihnen die globale Zusammenarbeit immer am Herzen lag, zeigten Sie durch Ihr Wirken bei der “Sister Cities Foundation” mit Sitz in Washington, bei der Sie von 1988 bis 1999 als Vorstandsmitglied aktiv waren. Seit 1999 zählen Sie zum Ehrenvorstand.

Auch bei der 1990 geschlossenen Städtepartnerschaft mit Odessa, waren Sie aktiver Förderer der neuen Ost-West-Beziehung. Sie unterstützten insbesondere die Entwicklung der Kontakte zwischen der Metschnikow-Universität in Odessa und der Universität Regensburg sowie die zahlreichen humanitären Hilfsprojekte.

Ihr Einsatz für die internationale Völkerverbindung, besonders mit den Regensburger Partnerstädten, wurde 1998 mit der Verleihung des Städtepartnerschaftspreises gewürdigt.

Ihr Engagement in zahllosen Vereinigungen, Verbänden und Organisationen ist so umfangreich, dass es den Rahmen dieser Feierstunde sprengen würde, wollte man darauf eingehen.

Herr Dr. Vielberth, Sie haben sich um das Wohl und das Ansehen der Stadt Regensburg hervorragende Verdienste erworben. Als Unternehmer haben Sie die gesamtwirtschaftliche Entwicklung von Regensburg und der Region in den vergangenen Jahrzehnten maßgeblich geprägt. Sie engagieren sich in hohem Maße persönlich wie auch finanziell für kulturelle und soziale Belange.

Ihr Credo war und ist immer, dass das was Sie angestoßen haben, weiterwirken soll.

Um Ihr Lebenswerk in angemessener Weise zu würdigen, darf ich Ihnen heute in Anerkennung Ihrer hervorragenden Verdienste die Goldene Bürgermedaille der Stadt Regensburg verleihen.

Silberne Bürgermedaille

Sehr geehrter Herr Troidl,

von 1984 bis 2020 waren sie Mitglied im Regensburger Stadtrat. Ihr umfassendes ehrenamtliches Engagement, für das Sie heute geehrt werden, geht weit über Ihre Stadtratstätigkeit hinaus.

Nachdem Sie in jungen Jahren ehrenamtlich im Rettungsdienst des Bayerischen Roten Kreuzes aktiv waren, übernahmen Sie von 1997 bis 2001 Verantwortung als Erster stellvertretender Vorsitzender beim BRK-Kreisverband Regensburg. Nach einem Unfall bei einem Rettungseinsatz konnten Sie diese Tätigkeit nicht mehr ausüben.

Mit viel positiver Energie widmeten Sie sich der Nothilfe für die Partnerstadt Odessa. Mittels Spendenaktionen und Hilfskonvois unterstützten Sie die außergewöhnlich große Notlage in der jungen Ukraine Anfang der 1990er Jahre.

Sie gründeten den Arbeitskreis „Sozial-medizinische Hilfe für Odessa“ im BRK-Kreisverband. Vor allem unterversorgte Krankenhäuser wurden mit Geräten, Arzneien und Mobiliar ausgestattet. Insgesamt konnten in rund 15 Jahren 24 Hilfstransporte in die Partnerstadt organisiert werden. Als Verantwortlicher nahmen Sie regelmäßig selbst an den strapaziösen Fahrten nach Odessa teil.

Auf Ihre Initiative hin fanden Hospitationen von Medizinern aus Odessa in Regensburg statt und die Hilfskonvois wurden oft von medizinischem Personal begleitet, um vor Ort Hilfe zu leisten. Auch den Aufbau eines Reha-Zentrums für Tschernobyl-geschädigte Kinder in Odessa haben Sie maßgeblich unterstützt. Seit Ausbruch des Kriegsgeschehens in der Ukraine im Februar 2022 engagieren Sie sich erneut für die Integration von ukrainischen Flüchtlingen in Regensburg.

Ihr großes Herz beweisen Sie in Ihrer Heimatstadt vor allem mit Ihren Anstrengungen zur Verbesserung der Lebenssituation von wohnungslosen Menschen. Aufgeschreckt durch den Erfrierungstod eines Obdachlosen ordnete das Bayerische Sozialministerium im Jahr 1998 an, in allen Städten Wärmestuben für Obdachlose einzurichten. Sie setzten sich dafür ein, nicht nur eine warme Stube, sondern eine echte soziale Begegnungsstätte zu schaffen.

Die erste Anlaufstelle befand sich in der Aussiger Straße und wurde von Ehrenamtlichen des BRK betreut. Aufgrund der großen Nachfrage wurde im Jahr 2000 ein eingetragener Verein zur Unterstützung Obdachloser und hilfsbedürftiger Menschen ins Leben gerufen. Sie leiten den Verein als Vorsitzender bis heute.

Da die Räumlichkeiten in der Aussiger Straße schnell zu klein waren, wurde ein baufälliges Haus der Stadtbau GmbH in der Keplerstraße durch Spendengelder notdürftig hergerichtet und am 1.11.2000 in Betrieb genommen. Seit dieser Zeit ist sowohl der Verein, als auch der Ort unter dem Namen „Strohhalm“ bekannt. Im Jahr 2005 konnte das Gebäude aus Spendengeldern gekauft und grundsaniert werden.

Zahlreiche Bedürftige finden dort jeden Tag Zuflucht und bekommen eine warme Mahlzeit. Neben der Versorgung mit Essen, wird auch Kleidung ausgegeben und es gibt Sanitäreinrichtungen. Außerdem wird Unterstützung bei Behördengängen angeboten, ein ehrenamtlicher Rechtsanwalt kümmert sich um juristische Probleme, ein ehrenamtlicher Arzt um gesundheitliche Fragen sowie eine Friseurin um die manchmal wild wachsende Haarpracht.

Der Strohhalm erfüllt für viele in Not Geratene eine wichtige soziale Funktion. Das Motto des Strohhalms lautet: „In Regensburg muss keiner hungern, frieren oder schmutzig sein.“

Durch die Corona-Pandemie entstand eine neue Herausforderung. Sie sorgten dafür, dass die Menschen trotz der Einschränkungen und infektionsschutzrechtlichen Vorschriften während der Coronakrise weiterhin ein warmes Essen erhalten konnten.

Herr Troidl, Sie sind gleichzeitig Kopf sowie Herz des Vereins. Ohne Ihren selbstlosen Einsatz wäre diese Art der Betreuung von Bedürftigen in Regensburg nicht möglich. Sie sind ein umfassend sozial engagierter Mensch, der sich um das Wohl der Schwächsten in unserer Stadtgesellschaft verdient gemacht hat.

Durch die Unterstützung der Partnerstadt Odessa leisteten Sie nicht nur notwendige humanitäre Hilfe weit über die Regensburger Stadtgrenzen hinaus, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Völkerverständigung.

Für Ihr umfangreiches soziales Wirken zum Wohle der Stadt darf ich Ihnen heute die Silbernen Bürgermedaille überreichen.

 

Albertus-Magnus-Medaille

Sehr geehrter Herr Dr. Chrobak,

Sie waren 24 Jahre lang Stadtheimatpfleger mit Leib und Seele. Im Juni dieses Jahres haben wir Sie in Ihren wohlverdienten Ruhestand im Ehrenamt verabschiedet. Keiner Ihrer Vorgänger hatte das Ehrenamt in Regensburg bisher länger inne.

Nahezu ein Vierteljahrhundert waren Sie für den Erhalt der für Regensburg typischen Stadtsilhouette und der Heimatpflege verantwortlich. Als Stadtheimatpfleger haben Sie die umfangreichen Aufgaben nicht nur abgearbeitet, sondern sich mit viel Leidenschaft für die Sache eingesetzt.

Bei Ihrer Amtseinführung im Jahre 1998 wurde Ihnen der Auftrag „Anwalt für Bürger und Kultur“ zu sein mit auf den Weg gegeben. Dieser Anforderung wurden Sie mehr als gerecht. Sie galten als Mahner und Wächter, vor allem aber als großer Freund der Altstadt.

Deutlich wurde Ihr beispielhaftes Engagement auch bei Ihren abwechslungsreichen Jahresprogrammen, in denen Sie Vorträge, Filme, Führungen, Ausstellungen und Exkursionen zu den Themen Denkmalpflege, Heimat und Architektur anboten. Auch spezielle Angebote für junge Geflüchtete standen regelmäßig auf Ihrer Agenda. Ihr Ziel war es immer, den Menschen, unabhängig ob es „Zugezogene“ oder „Einheimische“ waren, Regensburg als echte Heimat erlebbar zu machen.

In den zahlreichen Vorträgen, die Sie vorbereitet oder gehalten haben, wurde Ihre Passion für Regensburg und seine Geschichte stets spürbar. Auch in den Büchern und Schriften, die Sie als Autor publiziert oder als Co-Autor mitpubliziert haben, steckt ihr Herzblut.

Sie schrieben nicht nur über die Regensburger Baukultur, sondern auch über geschichtsträchtige Menschen in und um Regensburg oder über bedeutende Personen der römisch-katholischen Kirche wie z. B. den Domprediger Dr. Maier, den Hl. Bischof St. Wolfgang oder die Selige Theresia von Jesu Gerhardinger.

Für Sie stand während Ihrer Amtszeit nicht nur der Erhalt der historischen Bausubstanz der Welterbestadt im Fokus, sondern auch die Geschichte(n) der Domstadt und damit auch von ihrer Bürgerschaft.

Als überzeugter Historiker und aufgrund Ihrer Liebe zum Vergangenen sind Sie auch Mitglied im Historischen Verein für die Oberpfalz und Regensburg, dessen Vorsitz Sie von 1988 bis 1995 inne hatten. Als Mitglied im Kulturbeirat der Stadt Regensburg bringen Sie sich bis heute rege ein.

Für Ihre über die Jahrzehnte hinweg anhaltenden besonderen Verdienste als Förderer der kulturellen Bestrebungen der Stadt Regensburg, sowie deren stadttypischer Erhalt und Ihren Einsatz für die Heimatpflege, wird Ihnen heute die „Albertus-Magnus-Medaille“ verliehen.

 

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Morsbach,

Sie sind Kunsthistoriker, Publizist und Verleger, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege sowie Honorarprofessor für Denkmalpflege, Kunst- und Architekturgeschichte an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg.

Seit mehr als drei Jahrzehnten setzen Sie sich sowohl ehrenamtlich als auch beruflich intensiv für die allgemeine Kulturpflege, die Heimat-, und Denkmalpflege sowie die Erwachsenenbildung ein. Dieses Engagement verbinden Sie mit der Schaffung herausragender wissenschaftlicher Leistungen und Arbeiten zur Kultur-, Geistes-, Kirchen- und Kunstgeschichte sowie zur Heimat- und Volkskunde der Stadt Regensburg.

Seit dem Sommersemester 2002 lehren Sie an der OTH Regensburg, in der Fakultät Architektur. Die Vergabe einer Honorarprofessur erfolgte 2012 erst zum dritten Mal an der damaligen Fachhochschule Regensburg.

2003 gründeten Sie Ihren eigenen Verlag, den Dr. Peter Morsbach Verlag. Als Mitinhaber brachten Sie zahlreiche Publikationen, besonders zur Regensburger und bayerischen Kunstgeschichte, heraus.

Seit 2014 sind Sie Herausgeber des Regensburger Almanachs, dem Jahrbuch zu wichtigen Persönlichkeiten, besonderen Geschehnissen und gesellschaftlichen Schwerpunktthemen in Regensburg.

Neben Ihren umfangreichen beruflichen Verpflichtungen sind Sie seit mehr als 40 Jahren auf vielfältige Weise ehrenamtlich aktiv. Sie sind nicht nur Mitglied in zahlreichen Vereinen, sondern übernehmen auch Verantwortung als jeweils Erster Vorsitzender beim Arbeitskreis für Flur- und Kleindenkmalforschung in der Oberpfalz e. V., bei der Vereinigung Freunde der Altstadt Regensburg e.V. sowie beim Kulturforum Schloss Alteglofsheim e.V.

Für die Welterbestadt spielt vor allem die Vereinigung der Freunde der Altstadt Regensburg e. V. eine zentrale Rolle. Hier sind Sie seit 1978 Mitglied, von 2003 bis 2005 waren Sie zweiter Vorsitzender und seit 2005 leiten Sie die Geschicke des Vereins als Erster Vorsitzender.

Im Jahr 1966, in dem die „autogerechten Innenstädte“ propagiert wurden, haben sich engagierte Bürgerinnen und Bürger in einer der ersten Bürgerinitiativen Deutschlands, als „Vereinigung Freunde der Altstadt Regensburg e.V.“ zur Erhaltung des historischen Stadtkerns zusammengeschlossen.

Parteipolitisch neutral haben sich die Altstadtfreunde seitdem stets sachorientiert und fachlich fundiert an zentralen Diskussionen zur Altstadt beteiligt und die Regensburger Bürgerschaft für ihre Stadt begeistert. Die Wertschätzung für Ihr Engagement und das der Vereinigung drückte sich in Auszeichnungen wie dem 2015 verliehenen Deutschen Preis für Denkmalschutz aus.

Für Ihre über Jahrzehnte hinweg anhaltenden besonderen Verdienste als Förderer der kulturellen Bestrebungen der Stadt Regensburg und Ihr Engagement zum Erhalt einer lebenswerten Regensburger Altstadt, darf ich Ihnen heute die „Albertus-Magnus-Medaille“ verleihen.

 

Stadtschlüssel

Sehr geehrte Frau Götz,

bis zum Eintritt in Ihren Ruhestand im Oktober 2020 leiteten Sie an der Klinik für Neurologische Rehabilitation am Universitätsklinikum Regensburg den Fachbereich Sozialdienst.

Sie setzten sich schon früh dafür ein, einen ehrenamtlichen Helferkreis für Patientinnen und Patienten der Klinik aufzubauen, um die soziale Integration und die nachsorgende Betreuung von Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen zu verbessern.

In der Vergangenheit wurden Menschen mit schweren Hirnverletzungen oftmals zu lebenslangen Pflegefällen. Dank des medizinischen Fortschritts kann aber inzwischen vielen Betroffenen geholfen werden. Allerdings bestehen nach wie vor gravierende Schwachstellen hinsichtlich einer qualifizierten Anschlussversorgung.

Die Überlegungen führten im Jahre 2000 zur Gründung des Vereins „zweitesLEBEN“ e.V., der in der Region die angesprochene Lücke schließt. Sie gehören zu den Gründungsmitgliedern. Die Vereinigung hat es sich zum Ziel gesetzt hat, Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen zu unterstützen, ihre Teilhabemöglichkeiten zu verbessern und fehlende Hilfsangebote zur Verfügung zu stellen.

Von Beginn an übernahmen Sie Verantwortung im Verein. Seit seiner Gründung bis ins Jahr 2015 waren Sie zweite Vorsitzende, dann bis 2021 erste Vorsitzende, ehe Sie im September 2021 zur Ehrenvorsitzenden ernannt wurden.

Wichtigstes Projekt in diesem Zeitraum war die Errichtung eines Neurologischen Nachsorgezentrums mit 40 Halbtagesplätzen. Mit Ihrem hohem Verantwortungs-bewusstsein und großer Erfahrung trugen Sie wesentlich dazu bei, dass das aus Spendengeldern finanzierte „HAUS zweitesLEBEN“ 2008 in Betrieb gehen konnte. Das Konzept gilt bundesweit als Modellprojekt.

Ohne Übertreibung kann man sagen, dass Sie Motor und Seele des Vereins sind und Beauftragte für das Café „zweitesLEBEN“, das der Verein in der Klinik für Neurologische Rehabilitation, seit 2003 von den medizinischen Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz gepachtet hat.

Auf Ihre Initiative hin wurde 20210 im Neurologischen Nachsorgezentrum eine kostenlose Beratungsstelle eingerichtet.

Auch beim jüngsten Projekt des Vereins „WOHNEN zweitesLEBEN“ sind Sie treibende Kraft. Sie setzen sich mit viel Herzblut dafür ein, Betroffenen stadtnahen, barrierefreien und rollstuhlgerechten Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Als unermüdliches Gründungsmitglied des Vereins „zweitesLEBEN“, sind Sie gemeinsam mit Gleichgesinnten zum Herzen des Vereins geworden und tragen bis heute entscheidend zur erfolgreichen Vereinsarbeit bei.

Ich darf Ihnen deshalb heute für Ihren selbstlosen und umfassenden Einsatz zur Versorgung von Schlaganfallpatienten oder Schädel-Hirn-Verletzten in Regensburg und der Region die städtischen Auszeichnung Stadtschlüssel überreichen.

 

Sehr geehrte Frau Gutmann,

der „Schwur von Buchenwald“ ist vielen von uns ein Begriff.

Auf dem Appellplatz des gleichnamigen Konzentrationslagers hatten sich die befreiten Häftlinge am 19. April 1945 zu dieser Erklärung versammelt: „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel. Das sind wir unseren gemordeten Kameraden, ihren Angehörigen schuldig. …“

Sie haben sich diesem Schwur ebenso verpflichtet, wie die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, welche 1947 von Verfolgten, Widerstandskämpfenden und Überlebenden gegründet wurde.

Die Vereinigung hat sich im Laufe der Jahrzehnte gewandelt, das Vermächtnis von Buchenwald ist geblieben. Die aktuellen Entwicklungen und antisemitisch geprägten Geschehnisse geben Anlass zur Sorge. In Sinne des Vermächtnisses setzen Sie sich für ein ehrendes Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus und für eine Entschädigung bzw. Rehabilitierung von Überlebenden ein. Dazu gehört die Kontaktpflege zu ehemaligen NS-Zwangsarbeitern und die Vermittlung von Begegnungen mit Zeitzeugen aus dem In- und Ausland.

Auch die Kreisgruppe Regensburg, die Sie von 1997 bis 2022, also 25 Jahre lang als Kreisvorsitzende geführt haben, hat sich der Erinnerungskultur und dem Gedenken verschrieben. Derzeit fungieren Sie als Sprecherin der Landesvereinigung Bayern.

Seit Jahren organisieren Sie den Gedenkweg für die Opfer des Nationalsozialismus in Regensburg, der seit 2015 zusammen mit der Stadt Regensburg und weiteren Partnern begangen wird.

Ihr Vater war Oberbürgermeister in Freising und wurde selbst Opfer in der Reichspogromnacht. Dieser schwere familiäre Verlust durch das NS-Regime bewegte Sie zu Ihrem persönlichen Kampf gegen Kriegsverbrechen und Faschismus sowie zur Förderung der Erinnerungskultur.

Vor diesem Hintergrund setzen Sie sich auch für die Initiative „Stolpersteine“ in Regensburg ein. Mit der Stolperstein-Verlegung an einstigen Wohn- und Arbeitsorten von Opfern nationalsozialistischer Gewalttaten haben Sie, zusammen mit dem Initiativkreis, einen Prozess der individuellen Erinnerung auf den Weg gebracht.

In Regensburg konnten, auch dank Ihrem Engagement, zwischenzeitlich bereits mehr als 240 Stolpersteine verlegt werden, zur Erinnerung an Menschen jüdischen Glaubens, an Euthanasieopfer und damals politisch Verfolgte oder Andersdenkende.

Menschen wie Sie sorgen dafür, dass diese Menschen, deren Schicksal und die Vergangenheit nicht vergessen werden.

Für ihren unermüdlichen und langjährigen Einsatz im Kampf gegen Faschismus und für die Förderung der Erinnerungskultur werden Sie mit der Ehrung Stadtschlüssel ausgezeichnet.

 

Sehr geehrter Herr Fleischmann,

schwierige Situationen wie der plötzliche Tod eines Angehörigen oder ein Unfall, bei dem man Zeuge war oder geholfen hat, gehen vielen Menschen nahe, beschäftigen sie und können nicht selten zu psychischen Problemen führen.

In diesen Lebenslagen helfen Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen der Notfallseelsorge bzw. des Kriseninterventionsdienstes. Gerade in den ersten schwierigen Minuten und Stunden sind Sie für die Betroffenen da und nehmen sich Zeit. Sie leisten einen wichtigen Dienst für Angehörige, Opfer, Rettungskräfte.

Seit 1983 sind Sie Mitglied beim Malteser Hilfsdienst e. V. und damit seit fast 40 Jahren aktiv bei den Maltesern in Regensburg.

Als vor über 20 Jahren das System der Notfallseelsorge-Krisenintervention in der Diözese Regensburg aufgebaut wurde, wirkten Sie federführend mit.

Als Leiter dieses Fachbereichs übernehmen Sie Führungsverantwortung und bringen sich als ehrenamtlicher Referent der Notfallseelsorge ein. Sie sind verantwortlich für die Aus- und Fortbildung von Einsatzkräften und die Bildung neuer örtlicher Gruppen.

Seit 2004 sind Sie zudem ehrenamtlicher Referent für Psychosoziale Unterstützung sowie Kreisseelsorger für die Kreisgeschäftsstelle Regensburg des Malteser Hilfsdienst e. V.

Neben Ihrem umfassenden ehrenamtlichen Engagement sind Sie Diözesanbeauftragter und leiten das Krisenpastoral als besonderen Dienst der Seelsorge. Die Fachstelle im Bistum Regensburg bündelt die Dienste Notfallseelsorge, Seelsorge in Feuerwehr und Rettungsdienst, Einsatznachsorge für Einsatzkräfte sowie die mittelfristige seelsorgerische und psychosoziale Unterstützung kirchlicher Einrichtungen nach belastenden Ereignissen.

Ihre überregionale Hilfsbereitschaft bewiesen Sie beim Hochwasser 2013, als Sie ein deutschlandweit einzigartiges Projekt der psychosozialen Unterstützung für vom Hochwasser Betroffene in der Region Deggendorf ins Leben riefen.

Auch Ihr Engagement bei der Bewältigung der Ukraine-Krise ist ein eindrucksvolles Beispiel für Ihr großes Herz und Ihren tatkräftigen Einsatz in Notlagen.

Für Ihr beispielhaftes Engagement in der Notfallseelsorge und der Krisenintervention sowie Ihr Engagement zum Wohle der örtlichen Gemeinschaft, werden Sie mit der Auszeichnung Stadtschlüssel geehrt.

 

Sehr geehrte Frau Graef-Henke,

als erste Vorsitzende des Vereins „Soziale Futterstelle“ gebührt Ihnen heute die Ehre die Auszeichnung für den Verein entgegenzunehmen.

Die Soziale Futterstelle wurde im Jahr 2012 ins Leben gerufen und eröffnete im Folgejahr einen eigenen Laden in der Drehergasse 20 in Regensburg.

Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, in Not geratenen Menschen mit ihren Tieren zu helfen. Damit soll verhindert werden, dass Tiere aufgrund von Geldmangel hungern müssen oder keine rechtzeitige tierärztliche Versorgung erhalten, bzw. dass Tiere aus finanziellen Notlagen heraus ins Tierheim verbracht oder sogar ausgesetzt werden müssen.

Die Unterstützung Ihres Vereins richtet sich vor allem an Menschen mit kleiner Rente bzw. an Personen, die Grundsicherung oder Arbeitslosengeld erhalten, an Obdachlose, Sozialhilfeempfänger und Geringverdiener. Dabei reicht das Hilfsangebot von der Futtermittelversorgung, über die Beratung zu gesunder Ernährung oder zu Erziehungs- und Haltungsfragen bis hin zur finanziellen Unterstützung bei der tierärztlichen Versorgung.

Ihr Verein schlägt auch eine wichtige soziale Brücke zu den Menschen. Über die Tiere entsteht ein niedrigschwelliger Kontakt. Betroffene öffnen sich leichter, um über deren Sorgen und Nöte zu sprechen.

Insbesondere Seniorinnen und Senioren mit geringer Rente liegen Ihnen und Ihrem Vereinsteam besonders am Herzen. Sozialer Rückzug und Vereinsamung sind oft die die Folgen von Altersarmut. Vor diesem Hintergrund hat der Verein ein weiteres Angebot initiiert.

Seit Anfang 2015 gibt es den mobilen Sozialdienst. In enger Zusammenarbeit mit Ihnen und dem Vorstand des Vereins hat diese Aufgabe eine ehrenamtliche Sozialarbeiterin übernommen. Der Aufgabenbereich umfasst dabei konkret die Beratung und Unterstützung hilfebedürftiger, ratsuchender, sozial schwacher und in Not geratener Tierhalter. Hilfe zur Selbsthilfe, ist dabei das Leitprinzip.

Für das besondere Engagement zum Wohl der Tiere, aber auch für deren in Not geratene Halter wird dem Verein Soziale Futterstelle e. V. die Auszeichnung Stadtschlüssel verliehen, welche ich stellvertretend Ihnen, Frau Graef-Henke, als Vorsitzende überreichen darf.