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Laudationes Stadtfreiheitstag 2021

Laudationes am Stadtfreiheitstag 2021 am 6. November 2021 im Reichssaal des Alten Rathauses

- Es gilt das gesprochene Wort -

Verleihung der Matthäus-Runtinger-Medaille an Herrn Dr. Georg Haber, Präsident der Handwerkskammer Niederbayern/Oberpfalz

Die Matthäus-Runtinger-Medaille kann an Persönlichkeiten verliehen werden, die sich auf dem Gebiet der Wirtschaft, der Gesellschaft, im Arbeitsleben oder im vorpolitischen Raum große Verdienste um das Wohl oder das Ansehen der Stadt erworben haben.

Sehr geehrter Herr Dr. Haber,
Sie vereinen in Ihrer Person Kunst und Handwerk auf hervorragende Weise. Nach dem Abitur lernten Sie im elterlichen Betrieb zunächst den Beruf des Gürtlers und legten die Meisterprüfung im Silberschmiedehandwerk ab. Im Anschluss qualifizierten Sie sich zum Restaurator im Handwerk. Doch damit nicht genug. Ihr Weg führte Sie weiter an die Hochschule. Sie studierten Betriebswirtschaft sowie Kunst – und Kulturwissenschaften und schlossen Ihre Studien mit Diplom und Promotion ab.

Seit 1987 sind Sie als geschäftsführender Gesellschafter im Familienunternehmen Haber & Brandner GmbH tätig. Mit Ihrer anerkannten Werkstatt für Metallrestaurierung mit Sitz in Regensburg und Berlin haben Sie sich einen bedeutenden Namen in dieser Branche erarbeitet.

Seit 2004 zählen Sie zum Vorstand der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz. Zehn Jahre später wurden Sie von der Vollversammlung zum neuen Präsidenten gewählt. Mit Übernahme dieses Amtes tragen Sie eine große Verantwortung für das Handwerk und die Region. Mit viel Herzblut und dem oft notwendigen Nachdruck engagieren Sie sich für die duale Ausbildung.

Auch der Breitbandausbau ist Ihnen ein großes Anliegen. Mit diesen Schwerpunkten setzen Sie sich nicht nur für eine qualifizierte und zeitgemäße Berufsausbildung ein, sondern für die Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Handwerks insgesamt. Beides sind entscheidende Erfolgsfaktoren.

Über die Region hinaus vertreten Sie die Interessen der Betriebe seit 2014 als Vizepräsident des Bayerischen Handwerkstags und im Europa-Ausschuss des Zentralverbands des Deutschen Handwerks. Für Ihr herausragendes Engagement haben Sie das Handwerkszeichen in Gold erhalten, die höchste Auszeichnung des Deutschen Handwerks. Beim eingetragenen Verein „Oberpfalz Marketing“ sind Sie seit 2019 als zweiter Vorsitzender ehrenamtlich tätig.

Aber auch die Regensburger Hochschulen liegen Ihnen in besonderer Weise am Herzen. Sie bekleiden seit zwei Jahren das Amt des Vorsitzenden des Hochschulrates der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg und sind Mitglied im Verwaltungsrat des Studentenwerks Niederbayern/Oberpfalz.

Sicherlich bestärken Sie in Ihrem Engagement Ihre eigenen Erfahrungen, die vielen Vorteile, das umfassende Wissen und die Befähigungen, die Sie durch die Kombination Ihrer handwerklichen Ausbildung und Ihres Studiums erwerben konnten. Sie setzen sich mit großem Nachdruck dafür ein, die Verbindung der Hochschule mit dem Handwerk zu vertiefen und die duale Bildung auch in diesem Bereich zu etablieren und zu festigen.

Trotz Ihrer umfangreichen und vielseitigen Aufgaben nehmen Sie sich die Zeit, sich auch im künstlerischen und kulturellen Bereich ehrenamtlich zu engagieren. Seit 2012 leiten Sie den Kunst- und Gewerbeverein als Vorsitzender und leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Kunst- und Kulturleben in der Region.

Seit 2014 sind Sie Mitglied im Kulturbeirat der Stadt Regensburg. Daneben sind Sie ständiger Vertreter im Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz. Dem Landesdenkmalrat des Freistaates Bayern gehören Sie seit 2015 an und engagieren sich darüber hinaus seit zwei Jahren im Kuratorium der Stiftung Kulturerbe Bayern.

Sehr geehrter Herr Dr. Haber, die Stadt Regensburg verleiht Ihnen aufgrund Ihres umfassenden Wirkens in der Wirtschaft, im Arbeitsleben und der Gesellschaft die Matthäus-Runtinger-Medaille.

Herzlichen Glückwunsch zu dieser verdienten Auszeichnung.

Verleihung der Albertus-Magnus-Medaille an Prof. Norbert Düchtel, Professor für künstlerisches Orgelspiel und ehem. Dozent für liturgische Orgel und Improvisation

Die Albertus-Magnus-Medaille kann an Persönlichkeiten verliehen werden, die sich als Wissenschaftler oder Künstler oder Förderer der kulturellen Bestrebungen der Stadt besondere Verdienste erworben haben.

Sehr geehrter Herr Prof. Düchtel,
Solotrompete und Orgel, das kennen wir, Marimba und Orgel, das haben wir durch Sie kennengelernt. Sie sind ein Virtuose an der Orgel, ein Konzert-Agent und begnadeter Lehrer. Ihnen hört und sieht man die Begeisterung für die Musik an. Sie haben viele Talente! Neben Ihrem musikalischen Talent, auch Organisations- und Improvisationstalent, diplomatisches Geschick und die Begabung, Menschen zusammenzubringen.

Die sonntäglichen Orgelstunden im Museum steigerten Sie zu städtischen Konzertereignissen mit überregionalem Ruf und lockten dazu Musiktalente aus nah und fern nach Regensburg. Die Regensburgerinnen und Regensburger kamen in Scharen und Sie bescherten der Stadt lange Schlangen an den Kassen ihrer Museen. Fast jedes Konzert war ausverkauft. Sie haben Fans, die bei jeder Ihrer fast einhundert Matineen dabei waren.

Sie brachten Regensburger Konzerte ins Radio, ins Fernsehen und sogar ins Internet, gehen dadurch mit der Zeit und bringen es fertig, einen spanischen Tanz auf einer Kirchenorgel zu spielen – oder richtigerweise – auf der Orgel einer profanierten Kirche, der Minoritenkirche. Variatio delectat, Vielfalt erfreut, lautet Ihr musikalisches Credo und es fand Anklang. In der Minoritenkirche hüteten Sie drei Orgeln als Kustos: Die Steinmeyer-Orgel, die Schwalbennestorgel, und die barocke Cuntz-Orgel, die 1627 für ein Nürnberger Patrizierhaus gebaut worden war.

Sie beherrschen alle zentralen Epochen der Orgelgeschichte: Renaissance, Barock und Romantik. Und das in einer gotischen Kirche, die zu jener Zeit gebaut wurde, als Albertus Magnus Bischof von Regensburg und später von Köln war. Demnach ist die Albertus-Magnus-Medaille eine treffliche Auszeichnung, um Ihr Wirken zu würdigen.

2004 wurden Sie zum Professor für Künstlerisches Orgelspiel an der Staatlichen Hochschule für Musik in Detmold ernannt. Dort leiteten Sie zahllose Meister- und Sommerkurse. Als Gastdozent waren und sind Sie international gefragt. Konzerte führten Sie nach Rom, Jerusalem, Paris, Wien und Budapest. Sie gaben Orgelseminare in ganz Deutschland. Es gibt kaum einen Organisten in Bayern und darüber hinaus, der Prof. Düchtel nicht kennt, der nicht von Ihnen ausgebildet oder von Ihnen geprüft wurde. Kaum einer, der noch nicht für Sie oder mit Ihnen gespielt hat.

Ab 1979 wirkten Sie als Dozent für liturgische Orgel und Improvisation an der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik.  25 Jahre lang waren Sie Stiftsorganist in der Alten Kapelle. 2006 stellten Sie die Papst-Benedikt-Orgel seiner Heiligkeit, Papst Benedikt XVI., bei seinem Besuch in Regensburg persönlich vor.  In der Basilika Alte Kapelle waren Sie als Stiftsorganist Nachfolger von Dr. Ernst Schwarzmeier, dem 1964 ebenfalls die Ehre der Albertus-Magnus-Medaille der Stadt Regensburg zu Teil geworden ist.

Damals, im selben Jahr, nämlich 1964, hatte Ihre musikalische Karriere in Würzburg begonnen. Sie übernahmen die Organistendienste an der Franziskaner- und der Karmelitenkirche und lernten dort auch Ihre Frau kennen. 1968 führten Sie die „Festlichen Konzerte in der Hofkirche“ ein.

Eine musikalische Erfolgsgeschichte, die Sie sinnigerweise in die Minoritenkirche, ebenfalls eine Franziskanerkirche, nach Regensburg führte. In dieser Kirche hatte Ernst Schwarzmaier nach dem Krieg, gemeinsam mit dem damaligen Museumsdirektor, die Museumsserenaden ins Leben gerufen. Ein erster musikalischer Höhepunkt Regensburger Konzertlebens nach 1945. 

Herr Prof. Düchtel, Sie haben sich um die Musik in Regensburg verdient gemacht. Ihre Begeisterung ist ansteckend. Mit der Albertus Magnus-Medaille finden Ihre musikalischen Entdeckungen, Innovationen, Improvisationen und vor allem Ihr Engagement die verdiente Würdigung.

Ich darf Ihnen zu der verdienten Auszeichnung sehr herzlich gratulieren!

Verleihung der Stadtschlüssel

Mit den Stadtschlüsseln können Persönlichkeiten und Institutionen ausgezeichnet werden, die sich Verdienste um das Wohl der örtlichen Gemeinschaft erworben haben.

Verleihung der Stadtschlüssel an Herrn Reinhard Kellner

Sehr geehrter Herr Kellner,
geboren 1950 in Regensburg, setzen Sie sich seit über vier Jahrzehnten für sozial schwache Mitglieder unserer Stadtgesellschaft ein. Stets geht es Ihnen dabei um mehr soziale Gerechtigkeit in der Stadt.

Zu den herausragenden Leistungen Ihres Engagements gehört zweifelsohne die Gründung der Sozialen Initiativen in Regensburg. Seit der Einrichtung des Vereins im Jahr 1974 prägen Sie dessen Entwicklung maßgeblich. Mit dem Zusammenschluss „Soziale Initiativen“ erreichten Sie eine umfassende und nachhaltige Vernetzung der zahlreichen Selbsthilfegruppen in Regensburg.

Von Beginn nutzten Sie Ihre Kreativität dazu, zahlreiche Projekte zu initiieren und führten die sozialen Gruppierungen zusammen. Hervorragende Beispiele hierfür sind die Straßenzeitung „Donaustrudel“ und das Ostengassenfest, die beide weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt sind. Der Besuch des Adventsmarkts der Sozialen Initiativen ist für viele Regensburgerinnen und Regensburger zu einem festen Bestandteil der Vorweihnachtszeit geworden. Alle Veranstaltungen begleiten Sie von der ersten Besprechung bis ins letzte Detail.

Bemerkenswert ist auch die Einführung des Sozialsponsorings, das Anfang der 2000er Jahre begann. Der Regensburger Geschäftswelt wird damit die Möglichkeit eröffnet, nach Zahlung eines jährlichen Betrages mit dem Logo der Sozialen Initiativen auf ihren Geschäftspapieren und Produkten zu werben und damit ihr Image zu verbessern. Als Gegenleistung machen die Sozialen Initiativen bei ihren kulturellen Veranstaltungen mit großen Hinweisschildern auf die Sponsoren aufmerksam.

Auf Ihre Initiative hin gelang Ende der 1980er Jahre die Einrichtung der Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe Regensburg, besser bekannt unter der Bezeichnung „KISS“. Als Drehscheibe zwischen an Selbsthilfe interessierten Menschen, bestehenden Gruppen sowie Fachleuten im Sozial- und Gesundheitsbereich übernimmt sie eine wichtige Funktion. Die Organisation versteht sich als Anlauf- und Vernetzungsstelle. Hauptberuflich waren Sie selbst als Diplom-Pädagoge bis zum Jahr 1990 dort tätig. Noch heute sind Sie auf ehrenamtlicher Basis eng mit der Kontaktstelle verbunden.

Für Ihre langjährigen und weit über das normale Maß hinausgehenden Verdienste wurden Sie im Jahr 2018 vom Bundespräsidenten mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Zwischen 1984 und 1990 gehörten Sie als ehrenamtliches Mitglied dem Regensburger Stadtrat an und haben sich auch in dieser Funktion stets für die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger eingesetzt.

Sehr geehrter Herr Kellner, seit über vier Jahrzehnten engagieren Sie sich in beeindruckender Weise für sozial Schwache. Dafür verleiht Ihnen die Stadt Regensburg die Stadtschlüssel, wozu ich Ihnen ganz herzlich gratuliere.

Verleihung der Stadtschlüssel an die Initiative Gastfreundschaft hilft Regensburg

Sehr geehrte Frau Ebmeier, 
im Frühjahr 2020 entschloss sich eine Gruppe von Regensburger Gastronomen kurzerhand und völlig unbürokratisch zur Unterstützung von Bedürftigen und Obdachlosen, als es aufgrund der Corona-Pandemie ein vorübergehendes Betriebsverbot für die Notstandsküchen und den Regensburger Strohhalm gab. Ziel war es, den hilfesuchenden Menschen weiterhin ein kostenloses, warmes Mittagessen anzubieten. Die Initiative startete am 2. April 2020 mit zahlreichen Helfern, die strenge Hygieneauflagen erfüllen und auf die Einhaltung der Mindestabstände achten mussten. Daneben gab es eine Spendenbox für Lebensmitteleinkäufe, deren Überschüsse an die Tafel Regensburg gespendet wurden.

Zu Beginn der Aktion wurden an drei Tagen in der Woche etwa 100 Essensportionen ausgegeben. Tag für Tag konnten mehr und mehr Menschen erreicht werden und dem Bündnis der Regensburger Gastronomen gelang es, das Angebot schnell zu erweitern. Aufgrund der großen Nachfrage wurden die Speisen schließlich an vier Tagen in der Woche, von Mittwoch bis Samstag, verteilt. Die Ausgaben wurden mit Lebensmittel- und Geldspenden sowie über die Einnahmen aus einem CD-Verkauf gedeckt.

Nach der Wiedereröffnung der Notstandsküchen wurde das Angebot noch eine weitere Woche, bis zum 9. Mai 2020, aufrechterhalten, um eine Übergangszeit zu gewährleisten. Insgesamt verteilte das Team in sechs Wochen über 5.000 Mahlzeiten und mehr als 2.000 Taschen mit Lebensmitteln an Bedürftige. Mit der Ausgabe von kostenlosem Essen an hilfesuchende Personen konnten die mitwirkenden Gastronomen nicht nur eine sinnvolle Verwendung ihrer Vorräte finden, die sonst möglicherweise in den Müll gewandert wären, sondern konnten sich gleichzeitig für eine gute Sache engagieren.

„Gastfreundschaft hilft Regensburg“ ist der Zusammenschluss einer bunt gemischten Gruppe, bestehend aus Mitgliedern des Vereins Brücke Regensburg, aus Vertreterinnen und Vertretern der Gastronomie sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Tafel Regensburg.

Mit Beendigung der Aktion löste sich das erfolgreiche Bündnis aber nicht auf. Das Team unterstützte den Strohhalm bis Mitte Juli 2020 bei der Ausgabe von Essenspaketen. Schon bald entstand der Wunsch, einen Verein zu gründen und weiterzumachen. Zwischenzeitlich wurden zahlreiche weitere Initiativen ins Leben gerufen. Viele Regensburger Restaurants beteiligen sich am Projekt „Teilen hilft“. Dabei übernehmen Gäste für eine ihnen unbekannte Person die Kosten für ein Getränk oder ein Essen, indem Sie dieses bezahlen und den Bon quasi als Gutschein zur Einlösung an einer Tafel im jeweiligen Lokal veröffentlichen. Von diesem Angebot profitieren Menschen, die sich sonst einen Lokalbesuch nicht leisten könnten.

Im Dezember letzten Jahres konnte in Kooperation mit der Caritas Regensburg erstmals die Aktion „Straßenwunsch“ durchgeführt werden. Dabei nahmen Streetworker die Wünsche von obdachlosen Menschen auf und die Unterstützer der Initiative „Gastfreundschaft hilft Regensburg“ kümmerten sich anschließend um die Besorgung der Geschenke, die allesamt über Spenden finanziert wurden. Mit der Verteilung der Päckchen konnten die Streetworker den Bedürftigen an Weihnachten eine große Freude bereiten. Außerdem rief die Gruppe gemeinsam mit der Caritas und anderen sozialen Initiativen, wie zum Beispiel den Rengschburger Herzen, die ich heute ebenfalls noch auszeichnen darf, den „Sozialen Adventskranz“ ins Leben. Eine wunderbare Idee, Bedürftigen an den Adventssonntagen an wechselnden Örtlichkeiten ein warmes Mittagessen anzubieten.

Für die tatkräftige Unterstützung hilfsbedürftiger Menschen in der Corona-Krise und für die inzwischen neu initiierten sozialen Aktionen verleiht die Stadt Regensburg der Initiative „Gastfreundschaft hilft Regensburg“ die Auszeichnung „Stadtschlüssel“, wozu ich sehr herzlich gratulieren darf.

Verleihung der Stadtschlüssel an den Verein „Rengschburger Herzen“

Sehr geehrter Herr Birkenfelder, 
zahlreiche bedürftige Personen aus Regensburg können sich selbst alltägliche Dinge kaum leisten. Sie müssen jeden Euro zweimal umdrehen und haben Sorge, ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten zu können. Genau diese Menschen unterstützt Ihr Verein „Rengschburger Herzen“, der im Jahr 2019 gegründet wurde. Mittels Spendenaufrufen sammelt die Organisation nicht nur Gelder, sondern bittet auch um Sachspenden für sozial Schwache, bedürftige Rentnerinnen und Rentner, Alleinerziehende und Heimbewohner. Die Aufrufe werden gezielt und nach aktuellem Bedarf auf der Homepage des Vereins und in den sozialen Medien veröffentlicht.

Die „Rengschburger Herzen“ kümmern sich jedoch nicht nur um die Versorgung mit Lebensmitteln, sondern sorgen auch für kleine Freuden im Alltag. Beispielsweise verteilen sie Spielsachen an Familien oder Wolle zum Stricken an ältere Menschen. Gespendete Lebensmittel werden kurzfristig und unkompliziert auf dem Gelände der Kfz-Werkstatt von Herrn Birkenfelder verteilt, damit deren Frische gewahrt bleibt. Diese Aktionen verlangen von den ehrenamtlich Engagierten eine große zeitliche Flexibilität.

Gerade in schwierigen Zeiten zeigt sich der Verein erfinderisch. Während des Lockdowns in der Corona-Krise wurden Lebensmittel und Gutscheine für Bedürftige an einem so genannten „Gabenzaun“ in Tüten ausgehängt und damit eine kontaktlose Abholung ermöglicht.

Das Vereinsteam ist stets darum bemüht, neue freiwillige Helfer zu gewinnen, die Zeit mit alleine lebenden Personen verbringen und damit einer Vereinsamung entgegenwirken. Mit seinen Hilfsangeboten erreicht der Verein einen breiten Kreis von Menschen in der Region, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Die Helfer kümmern sich auch um ältere Personen, die in Pflegeheimen untergebracht sind und mit einem nur kleinen Taschengeld auskommen müssen. Viele von ihnen freuen sich über jeden Besuch und jede Unterstützung, da sie oftmals keine oder nur wenige ihnen nahestehende Personen haben.

2019 organisierten die Ehrenamtlichen eine vorweihnachtliche Benefizveranstaltung im Restaurant „Leerer Beutel“, bei der Bedürftige gemeinsam frohe, zwanglose Stunden verbringen konnten und mit einem Buffet verköstigt wurden. Im Advent verteilte der Verein kostenlos Christbäume an sozial Schwache und sammelte bei einem Weihnachtsbaumverkauf in der Altstadt weitere Spenden.  

Kürzlich entstand in der Dr.-Gessler-Straße ein Ort der Begegnung. Im neuen Zentrum der „Rengschburger Herzen“ sind gemeinsame Veranstaltungen möglich und die Vereinsaktivitäten können zentral koordiniert werden.

Die „Rengschburger Herzen“ sind ein Vorbild für die unbürokratische und schnelle Unterstützung von bedürftigen Menschen in der Region. Sie initiieren oder beteiligen sich an verschiedensten sozialen Aktionen. Sie verstehen die Nöte und Sorgen sozial Benachteiligter und wirken einer Vereinsamung und Obdachlosigkeit entgegen.

Die Stadt Regensburg würdigt dieses besondere Engagement mit der Auszeichnung „Stadtschlüssel“, zu der ich Ihnen, Herr Birkenfelder, und allen Mitgliedern des Vereins sehr herzlich gratulieren darf.

Verleihung des Städtepartnerschaftspreises an Frau Dr. Sabine Schönwälder, Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie

Der Städtepartnerschaftspreis kann verliehen werden an Persönlichkeiten und Institutionen, die sich in besonderer Weise um die Beziehungen zwischen Regensburg und seinen Partnerstädten verdient gemacht haben.

Sehr geehrte Frau Dr. Schönwälder, 
vor knapp 10 Jahren reisten Sie das erste Mal mit einer kleinen Gruppe der evangelischen Kirchengemeinde St. Johannes nach Odessa. Von dem Besuch und den Begegnungen vor Ort waren Sie so beeindruckt, dass Sie den Entschluss fassten, sich für die Menschen in unserer ukrainischen Partnerstadt engagieren zu wollen: gesagt, getan.

2013 haben Sie das ehrenamtliche Projekt „Traumatherapie für Odessa“ ins Leben gerufen. Darin bilden Sie freiwillige Psychologinnen und Psychologen, Psychotherapeuten und Sozialarbeiter in Odessa zu Psycho-Traumatherapeuten aus und ständig weiter. Im Laufe der Jahre konnten Sie mehrere Berufskolleginnen und -kollegen für Ihr Vorhaben begeistern und für den ehrenamtlichen Einsatz in Odessa gewinnen. Das war auch nötig, denn aus den geplanten Seminaren entwickelte sich schnell eine ganze Seminarreihe und es entstand die Idee für ein richtiges Traumatherapie-Curriculum. Die umfangreichen Planungen, die Organisation, die Einwerbung von Spendengeldern und schließlich die Abwicklung der Fortbildungen verursachen einen erheblichen Arbeitsaufwand, der ohne die Unterstützung aus dem Kollegenkreis gar nicht mehr zu bewältigen wäre.

Auch die Diakonie der Deutsch-Evangelischen Kirche in der Ukraine leistet als verlässlicher Kooperationspartner vor Ort bei der Durchführung der Seminare wichtige Hilfe.

Wir können uns kaum vorstellen, wie wertvoll Ihre Arbeit für die Menschen in Odessa ist, denn das ukrainische Gesundheitssystem bietet für Traumabehandlungen keine oder nur eine sehr geringe finanzielle Unterstützung an. Das bedeutet, dass Psychologinnen und Psychologen in Odessa in diesem Bereich hauptsächlich ehrenamtlich arbeiten und daher kein Geld für eine teure, aber immens wichtige Weiterbildung aufbringen können. Durch Ihr Engagement, liebe Frau Dr. Schönwälder, können sich die psychologischen Fachkräfte vor Ort fortbilden und dringend notwendiges Wissen für den professionellen Umgang mit traumatisierten Menschen erwerben.

Ihre Arbeit ist unersetzbar, denn durch die nach wie vor anhaltenden kriegerischen Auseinandersetzungen im Osten des Landes und die damit einhergehende große Zahl an Binnenflüchtlingen leben nach wie vor viele nachhaltig traumatisierte Menschen in unserer Partnerstadt. Ein Untersuchungsbericht der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa vom Oktober 2015 verdeutlicht die Bedeutung der hochqualifizierten Traumatherapie-Ausbildung. Der Bericht kam zu dem Ergebnis - und an dieser Stelle zitiere ich Ihren Kooperationspartner Herrn Vitaliy Mykhaylyk [Mikheilik] von der Diakonie Odessa - „dass die Psychologen des Freiwilligen Psychologischen Krisendienstes Odessa ukraineweit die am besten qualifizierten Psychologen in der therapeutischen Arbeit mit Migranten sind“.

Besonders hervorzuheben ist, dass Sie das Projekt auch währender Corona-Pandemie weitergeführt und Online-Seminare angeboten haben. Im kommenden Jahr sind bereits wieder Kurse vor Ort geplant und Sie haben Pläne, den Fokus für die Aus- und Weiterbildung in den nächsten Jahren in besonderem Maß auf traumatisierte Kinder und Jugendliche zu legen. Dabei wünsche ich Ihnen bereits heute viel Erfolg!

Liebe Frau Dr. Schönwälder, nur durch Ihre positive Energie, Ihre Begeisterungs-fähigkeit und viel Herzblut ist es möglich, solch ein erfolgreiches Projekt über die Jahre aufzubauen, weiterzuentwickeln, dem jeweiligen Bedarf anzupassen und dadurch eine nachhaltige Wirkung zu erzielen. Ihr Ziel ist es, immer auch Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Ihren Seminarreihen werden zu Multiplikatoren, sie geben das erworbene Wissen weiter und nutzen inzwischen auch die Methode der Supervision zur Verbesserung ihrer Arbeit.

Wer die Berichte und Rückmeldungen von Seminarteilnehmern gelesen hat, kann deren Dankbarkeit für Ihre Unterstützung und den gegenseitigen Austausch spüren, aber auch deren Begeisterung für die neu vermittelten Methoden, Ansätze und Ideen. Die Verleihung des Städtepartnerschaftspreises soll nicht nur Ausdruck der Wertschätzung für Ihre geleistete Arbeit sein, sondern auch Motivation dafür, den Partnerschaftsgedanken auch in Zukunft weiter zu leben. Mit dem Preis wird Ihr Einsatz für die Menschen in unserer Partnerstadt Odessa und damit Ihr Engagement, das weit über unsere Stadtgrenzen hinausgeht, gewürdigt.

Ich gratuliere Ihnen sehr herzlich zu der verdienten Auszeichnung.

Verleihung des Hochschulpreises an Eugen Tereschenko, M. Sc.

Mit dem Regensburger Hochschulpreis werden herausragende Leistungen junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus allen Fachbereichen der Universität Regensburg, der Ostbayerischen Technischen Hochschule sowie der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik ausgezeichnet und gefördert, die einen Bezug zur Stadt oder der Region Regensburg haben.

In diesem Jahr geht der Hochschulpreis an Herrn Eugen Tereschenko − einem Nachwuchstalent aus der Mathematik und der Informatik, der eine bahnbrechende Methode in seiner Abschlussarbeit erforschte.

Sehr geehrter Herr Tereschenko, 
Sie können bereits als junger Wissenschaftler auf einige Erfolge zurückblicken: Sie waren Stipendiat der Friedrich-Naumann-Stiftung und erhielten das „EXIST-Gründerstipendium“. Als Tutor für Medizinische Informatiker an der OTH Regensburg engagierten Sie sich sowohl in der Fachschaft Informatik und Mathematik als auch im studentischen Konvent. Ehrenamtlich unterstützten Sie einige Jahre lang das Social Startup „ProjektTogether“, bekannt durch Veranstaltungen wie dem „Hackathon“.

Zusammen mit Ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern erhielten Sie bereits Auszeichnungen von Oxford und Google sowie unter anderem eine Finanzierung der BMW Foundation. Eines der Projekte, bei denen Sie sich engagieren, ist zum Beispiel „AIAS Deutschland e. V.“, bei dem durch das Sammeln von Stammzellenspendern bereits über 300 Menschen mit Blutkrebs das Leben gerettet werden konnte.

Ihr Masterstudium, in dem Sie „Mathematische Routen- und Portfoliooptimierung von Tankerflotten zum Transport von Flüssig-Erdgas“ untersuchten, beendeten Sie mit einem außerordentlichen, wissenschaftlichen Erfolg.

Im Kern geht es – wie der Name schon vermuten lässt – um die Bestimmung von wahrscheinlichen Preisentwicklungen und die Entwicklung möglichst kostengünstiger Transportrouten. Sie haben dies in Ihrer Masterarbeit auf die Problematik in der Schifffahrt angewandt – genauer gesagt für Tankerflotten zum Transport von Flüssigerdgas.

Das in der Mathematik übliche Branch-and-Cut-Verfahren zur Lösung von Optimierungsproblemen funktioniert in der Regel für solch große Problemstellungen nicht mehr. Ihnen als Masterabsolventen ist es nun gelungen, mit einer neuartigen Python-Implementierung, samt Visualisierung, derartige Probleminstanzen auch auf handelsüblichen Rechnern zu lösen. Es ist vor allem die äußerst innovative Methodik, die Ihre wissenschaftliche Arbeit begleitete. Ich darf an dieser Stelle Prof. Dr. Körkel zitieren, der Ihrem wissenschaftlichen Beitrag „das Niveau einer Doktorarbeit“ zuschreibt.

Sehr verehrter Herr Tereschenko,
im Rahmen Ihrer Masterarbeit haben Sie wirklich revolutionäre Erkenntnisse gewonnen, die für die Stadt Regensburg von großer Bedeutung sind. Sie leisten damit einen standortrelevanten Beitrag zur Entwicklung der Region Regensburg zu einem internationalen Zentrum der Wissenschaften. Auch wenn Sie Ihr Aufbaustudium derzeit an der Oxford-Universität anschließen – und das europaweit als Einziger, der für Mathematik UND Informatik zugelassen wurde – würden wir uns natürlich sehr darüber freuen, wenn Sie Ihr beruflicher Werdegang wieder nach Regensburg führen würde.

Wir können stolz sein, in Regensburg junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wie Sie, deren akademische Leistungen als exzellent bewertet werden − und die Wellen schlagen, beheimaten und fördern zu dürfen. Sie haben sich wissenschaftlich äußerst fundiert und mit einer bemerkenswert neuartigen Methode einer wichtigen Problemstellung angenommen.

Herr Tereschenko, ich darf Ihnen im Namen der Stadt Regensburg sehr herzlich zur Auszeichnung mit dem Universitätspreis 2021 gratulieren.